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Der Kuss ist zu Beginn langsam. Als würden wir uns vortasten. Seine Hände sind auf meinem Körper verteilt. Eine Hand ist um meine Taille geschlungen und drückt mich fest an seine Brust, die andere liegt an meinem Gesicht. Sein Daumen streicht mir über die Wange. Doch auch meine Hände sind bleiben nicht untätig.

Ich kralle mich in sein Shirt und drücke mindestens genauso fest an mich wie er mich an sich. Rick neigt meinen Kopf ein Stück nach hinten um besser an meinen Mund ranzukommen, in diesem Winkel vertieft sich der Kuss. Alles in mir vibriert. Meine Beine sind matsch und wenn Rick mich nicht festhalten würde, läge ich schon am Boden. Mein Herz summt wie ein Kolibri. Seine Hand vergräbt er in meinen Haaren. Aufreizend langsam fährt seine Zunge über meine Unterlippe. Meine Hand krallt sich ein Stück fester in sein Baumwoll-T-Shirt.

Ich öffne vorsichtig den Mund, Rick nimmt die Einladung gleich an. Seine Zunge beginnt mit meiner zu fechten. Ich höre ein stöhnen bin mir aber nicht sicher von wem es stammt. Der Kuss ist nun anders als zu Beginn. Er ist nicht mehr langsam und herantastend. Er ist berauschend und voller unterdrückter Energie. Irgendwo in meinem Kopf meldet sich eine Stimme die nach Sauerstoff verlangt aber ich ignoriere sie gekonnt, wer braucht schon Sauerstoff, wenn er Rick haben kann? Meine Hand wandert von seiner Schulter zu seinem Nacken. Ich kralle mich in seinen Haaransatz. Spiele mit einzelnen Strähnen, schenke aber dieser Beschäftigung nicht genug Aufmerksamkeit. Meine ganze Konzentration liegt bei Rick und seinen Küssen. Ich will gerade in seine Lippe beißen als ein schrilles Klingeln uns jäh auseinanderreißt. Keuchend schaue ich in sein Gesicht. Seine Wangen sind gerötet und seine Lippen geschwollen.

Er fährt ein letztes Mal langsam mit dem Daumen über meine Wange bevor er sich abwendet und an sein Telefon geht. Fluchend geht er ran, ich frage mich wer das wohl sein mag. Doch er bleibt nicht wie erwartet im Raum, er verlässt ihn durch die Hintertür sodass ich nur den Namen mitbekomme. Malcom. Wer er wohl ist? Schnell schüttle ich den Gedanken ab, mich hat das nicht zu interessieren. Ich fahre mir durch meine verknoteten Haare, atme ein paar Mal tief durch und mache mich an die Arbeit die Bar wieder auf Vordermann zu bringen. Ich wische die komplette Bar sauber, stelle die Stühle nach oben, trockene alle Gläser ab und verschließe die Kasse. Als bis dahin Rick immer noch nicht auftaucht beginne ich mir Sorgen zu machen. Leise klopfe ich an die Tür in der verschwunden ist. Keine Reaktion. Langsam drücke ich sie auf.

Mit vorsichtigen Schritten betrete ich die Lagerhalle. Ich folge dem leisen Geflüster von Rick. Hinter ein paar Kisten sitz er. Das Telefon immer noch am Ohr, den Blick auf den Boden gerichtet. "Ja, Scheiße nochmal. Ich habe nicht mehr lange Zeit!" keift er ins Telefon. Ich will nicht lauschen aber unterbrechen will ich ihn auch nicht. "Ja! Ja, ich weiß, dass es Scheiße ist. Nein ich werde das auf keinen Fall tun." Ich wage einen Schritt nach vorne nur um dann innezuhalten. "Das wünsche ich keinem." flüstert er so leise ins Telefon das ich dachte ich bilde es mir ein. Ich beschließe weg zu gehen.

 Langsam gehe ich einen Schritt zurück und noch einen. Einen weiteren und ich knalle an einen Karton der dann zu Boden fällt. Laut zerspringen die Innenteile im Karton. Ich reiße Mund und Augen. "Fuck." flüstere ich. Rick ist aufgesprungen und funkelt mich böse an. "Ich muss auflegen, Malcom." Ohne den Blick von mir zu nehmen legt er auf und steckt sich das Telefon in die Hose. "Tut mir leid, ich wollte nicht lauschen. Ich habe mir nur sorgen um dich gemacht. Du warst so lange weg und..." Ich ringe um Worte. "Wie lange stehst du schon da?" fragt er gefährlich leise. "N....Nicht lang. Hab gar nichts mitbekommen." Ich sehe wie seine Schultern ein Stück hinabfallen, er sieht erleichterter aus. Was hat er den zu verbergen? "Okay." Er geht an mir vorbei Richtung Bar. Wie ein verlorenes Hündchen folge ich ihm. Als er sieht, dass alles aufgeräumt ist dreht er dich zu mir um. "Cool, dass du aufgeräumt hast. Wir sehen uns dann Morgen in der Schule." Autsch, das war deutlich. Verletzt schaue ich ihm hinterher. Er würdigt mich keines Blickes. Ohne was zu sagen verschwindet er wieder. Ich bleibe allein in der Bar zurück.

Wütend verlasse ich die Bar. Tränen der Wut fließen mir über die Wange. Immer wieder wische die neuen Tränen davon. Ich werde noch wütender, da ich nicht weinen will. Rick Conner ist immer noch der gleiche, nur weil er den letzten zwei Tage nett und Unterhaltsam war hat er mir doch heute wieder bewiesen das er immer noch der gleiche gemeine, unausstehlicher Junge ist. Im Schein des Mondes laufe ich nach Hause. Ich renne mehr als das ich laufe. Obwohl wir in einer eher sicheren Gegend wohnen und ich schon öfter im Dunkeln alleine nach Hause gelaufen bin ist es doch heute anders. Nach dem auf und ab meiner Gefühle bin ich anfällig. Erst als ich unsere rote Haustür sehe atme ich langsamer und trabe die letzten Meter.

 Drinnen erwartet mich mein Vater, dieser Sitz im Wohnzimmer in seinem Ohrensessel. Als ich mich höre, schaut er kurz auf. Ich bin zu hektisch. Eilig reiße ich mir meinen Schulranzen von den Schultern und kicke meine Schuhe unter das Regal. "Schätzchen?" "Ja, Dad?" Meine Stimme bricht. Ich schlucke den Kloß hinunter. "Komm mal her." Widerstrebend gehe in unser Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Meinen Kopf habe ich abgewandt. "Alles klar bei dir?" fragt mein Vater sanft. "Ja, alles super." schniefe ich, meine Nase läuft.

Wieso läuft mir immer die Nase, wenn ich weine? Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ich rote verquollene Augen habe, nein ich muss auch noch eine laufende Nase haben. "Du weißt das du immer zu uns kommen kannst, wenn du reden willst, verstanden? Immer." Mein Vater legt sein Buch beiseite und greift nach meiner Hand. "Danke Dad, aber mir geht's wirklich gut. Mach dir keine Sorgen. " Das Lächeln auf meinem Gesicht ist falsch aber es zeigt Wirkung. Mein Vater nickt. "Mach nicht mehr so lange, Maus." Stumm verjahe ich. Ich Verabschiede mich mit einem Kuss auf die Stirn und einem Hab Dich Lieb, dann gehe ich die Treppen nach oben in mein Zimmer. Ich schmeiße meine Tasche in die Ecke, zehre meine Kleidung von meinem Körper und wechsle in bequeme Sachen. Mit einem Fachbuch wische ich mir einmal über das Gesicht, auch über meine Lippen. Trotzig wie ich bin will ich auch seine Nummer löschen. Das ist eine Impuls Entscheidung, ohne Nachdenken. Doch als ich gerade auf seinen Namen tippe pingtes. Rick hat mir eine Nachricht geschickt.

- Bist du gut heimgekommen? -

Hmpf

My GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt