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Wunder muss es wohl doch geben. Zwei stechend grüne Augen schauen mir über die Schulter. Meine linke Hand ballt sich zur Faust. Ich spüre sein Atmen in meinem Nacken. Mit der rechten Hand schreibe ich die Lösung hin. Es hat eine Stunde gedauert bis ich das Thema soweit verstanden habe das ich meine Hausaufgaben lösen konnte. Erstaunlicher Weise kann Rick besser erklären als gedacht. Er war geduldig und hat mich nicht mehr ausgelacht oder Witze über mich gerissen. Er hat zugehört was ich nicht verstehe und habe es versucht zu erklären. Ich war echt überrascht. Trotzdem kehrt Müdigkeit in meine Glieder. Ich muss inzwischen mehr Gähnen als das ich rede. Ich schreibe mit letzter Kraft die letzten zahlen hin und lasse dann direkt meinen Kopf auf meine ausgestreckte Armbeuge fallen.

"Es ist richtig. Gut gemacht." lobt mich Rick. Er tätschelt kurz meine Schulter. "Ich will in mein Bett." nuschle ich in meine Armbeuge. "Na komm, pack deine Sachen zusammen. Ich fahr dich nach Hause." Leicht Lächle ich in meine Armbeuge." Danke." Ich gebe mir einen Ruck und hebe den Kopf. Die Hälfte meiner Haare klebt mir im Gesicht, die andere hängt noch in meinen Zopf. Rick packt meine Stifte in mein Mäppchen und legt alle Hefte zusammen. Er widerspricht seiner Aussage. Blind greife ich unter den Tisch um meine Tasche hoch zu holen. Langsam und mit viel Kraftaufwand stopfe ich meine Bücher und Hefte in den Rucksack, schließe ihn und stehe auf. Leise schlurfe ich ihm hinterher bis zu seinem Auto. Dort lasse ich mich in das warme Leder sinken und schließe meine Augen. Bis mir vor meiner Haustür parken döse ich vor mich hin. Das Radio läuft leise und ich höre Ricks Finger leise gegen das Lenkrad tippen.

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"Wir war dein Wochenende?" "Ich war viel am Laptop und habe sonst nicht viel gemacht, und wie war deins?" Ich hole aus meinem Spind mein Mathe Buch und tausche gegen mein Englischbuch. "Ich war auch viel am Laptop. Ich habe außerdem mit meinem kleinen Bruder draußen gespielt." Mike steht schräg neben mir. "Klingt nett. " Ich lächle ihm zu bevor ich meine Sachen in meinem Rucksack verstaue und ihn mir umhänge. "Was machst du nächstes Wochenende?" Seine Augen sind geweitet, und seine Lippen sind zu einem breiten Grinsen verzogen. "Ich weiß es noch nicht sicher. Leya wollte was mit uns machen. Was machst du denn?" Meine Stimme klingt höfflich und nett obwohl es in meinem inneren ganz anders aussieht.

Ich bin nervös und habe eigentlich wenig Lust mich jetzt mit unnötigem Smalltalk zu beschäftigen. "Ich gehe mit meiner Familie campen. Ich liebe die Natur und das Campen. Besonders das Jagen. Wo man schlau sein muss und sportlich." Noch immer nicke ich lächelnd. "Das klingt sehr interessant." Er fährt sich mit einer Hand durch seine Haare, er will gerade den Mund öffnen als ein Klingeln ertönt. Fast erleichtern atme ich aus. "Ich muss zu Mathe, wir sehen uns." Ich hebe meine Hand und verabschiede mich. Kaum habe ich ihm den Rücken zu gedreht atme ich erleichtert aus nur um dann sofort in Panik zu verfallen. Ich habe jetzt Mathe. Nervös puhle ich an meiner Nagelhaut rum. Ich atme einmal tief durch, dann betrete ich das Klassenzimmer. Ich setzte mich an meinen Tisch, krame meine Sachen zusammen und gehe im Kopf nochmal alles Wichtige durch. Als Mr. Montgomery das Klassenzimmer betritt, tritt Ruhe ein. Zu meiner Verwunderung nimmt er mich kein einziges Mal dran. Ich melde mich bei jeder Gelegenheit aber er scheint mich zu ignorieren. Erst als er eine große Arbeit angekündigt und darauf hinweist das es die wichtigste Arbeit vor den Prüfungen sei, sieht er mich an.

Ich unterdrücke ein bissiger Kommentar und verschwinde sobald es klingelt. Ich bin gerade auf den Weg zur Cafeteria als ich Mike vor der Tür warten sehe. Ich bleibe stehen. Noch hat er mich nicht gesehen, ich bezweifle das er nach mir Ausschau hält aber trotzdem gehe ich langsam wieder um die Ecke um mich dahinter zu verstecken. Rückwärtsgehen lasse ich die Ecke nicht los. Als könnte Mike jeden Moment dahinter hervorkommen. Ich weiß, dass es ein mieses Verhalten ist. Schuldgefühle habe ich auch aber ich kann jetzt nicht belanglosen Smalltalk führen. Ich laufe weiter bis ich abrupt abbremse. Langsam drehe ich mich um. Ein Kinn ist vor mir. Langsam lasse ich mein Blick weiter nach oben wandern in direkt zwei braune Augen. Logan. "Hey, wo willst du denn hin?" Ich trete einen Schritt zurück. "Ich wollte in die Cafeteria." "Geht es den nicht da lang." Er zeigt mit einem Finger zu der Richtung aus der ich eben geflüchtet bin. "Jaaa, genau." Ich ziehe das Ja unnötig in die Länge. "Wollen wir?" Er geht um mich herum und nickt den Gang runter. "Ich komm." Mit steifen Gliedern folge ich ihm. Ich bete leise, dass Mike inzwischen schon hinein gegangen ist und mich nicht anspricht. Ich habe Glück. Mike ist nicht mehr da. Leise atme ich aus und folge Logan nach drinnen an unseren Tisch.

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"Du solltest Mike sagen das du kein Interesse an ihm hast." pflichtet mir Leya bei. Zusammen untergehackt laufen wir aus dem Klassenzimmer. "Noch ist nicht sicher ob er was von mir will." "Megs, jeder sieht doch das er was von dir will. Der arme Kerl denkt bestimmt er hätte Chancen bei dir." Sie ist stehen geblieben und zwingt mich auch stehen zu bleiben. "Und was ist, wenn ich doch was von ihm will?" frage ich rein hypotonisch. Sie zieht eine Augenbraue nach oben. "Ich habe dich schon einmal verliebt gesehen und glaub mir, da hast du dich ganz anders verhalten." "Leya, das letzte Mal als ich Hals über Kopf verliebt war, war in der 7. Klasse. Und Louis war der süßeste Typ im ganzen Jahr. Jeder war in ihn verknallt. " Rechtfertige ich mich. 

Am Arm ziehe ich meine beste Freundin Richtung Ausgang. "Ist doch egal wann das war. Auf jeden Fall bist du jedes Mal rot geworden, wenn er dich angesprochen hat. Du bist selbst rot angelaufen als er dich im Unterricht mal aufgerufen hat." Darauf muss ich lachen. "Jaja aber ich erinnere mich auch noch sehr gut daran als du in John Nickelmann verliebt warst. Du konntest keinen klaren Satz herausbringen, wenn er mit dir reden wollte. Gestottert hast du. " Ich lache Lauter. „Der hat sich im Übrigen nicht verändert, hat immer noch die gleiche Frisur und das gleiche Baby Gesicht." Leya stimmt meinem Lachen mit ein. Ich drücke die Tür nach Draußen auf. "Oh das glaube ich"

Hitze empfängt uns sobald wir nach draußen getreten sind. "Ja, ich habe auch." "...was ist da los." unterbricht mich Leya. Ich folge ihrem Kopfnicken zum Parkplatz. Eine kleine Menschen Masse hat sich versammelt und jubelt lautstark. "Komm, lass uns mal schauen." Sie greift nach meinem Handgelenk und zieht mich mit. Beim näher kommen kann ich erkennen wie sich zwei Jungs auf dem Boden hin und her wälzen. Mich umgeben laute Jubelrufe und Buhrufe. Ich will mich schon wieder umdrehen um ja wenig mit der Sache zu tun zu haben als ich den braunen Haarschopf erkenne. Jetzt kann ich nicht einfach mich umdrehen und gehen.

Mit boxen bahne ich mir einen Weg durch die Leute bis nach vorne. Vor meinen Füßen sitzt Rick auf einem Jungen. Er schlägt im wiederholt ins Gesicht. Der Junge der unter ihm liegt ist Mason, er geht in meinen Chemie Kurs. Von seinem Gesicht ist nicht mehr viel zu sehen. Es ist übersät mit Blauen und roten Flecken. Rick holt gerade wieder aus um ihn noch eine zu verpassen als ich vorspringe und seine Hand abfange. "Lass den Scheiß" schnauzte ich. Verwirrt schaut er nach oben. Als er erkennt wer ihn aufgehalten hat, stößt er einen mürrischen Laut aus. "Verpiss dich." Er reißt sich los, steht aber von Mason auf. Sofort kommen die Leute näher um sich um Mason zu kümmern. Rick scheint nicht ohne Blessuren davon bekommen zu sein.

Er hat eine aufgesprungene Lippe und ein blaues Auge. "Wieso hast du ihn geschlagen?" frage ich entsetzt. Ich muss meine Hände zur Faust ballen um ihm nicht ins Gesicht zu fassen. "Geht dich nichts an." Seine Miene ist stahlhart und erinnert nicht in keiner Weise an die von gestern. "Du kannst nicht einfach Leute vermöbeln." Meine Stimme ist inzwischen lauter geworden. Rick hat seine Lippen fest aufeinandergepresst und wirkt außer sich vor Wut. "Hör mir jetzt mal gut zu." Er lehnt sich ein Stück nach vorne und flüstert mit seiner rauen Stimme. "Halte dich aus Angelegenheiten raus die dich einen Scheiß angehen." Die Wärme seines Atems Trift mein Gesicht und verursacht mir eine Gänsehaut. ruckartig zieht er sich zurück. Wütend funkle ich ihn an. Ihm scheint es egal zu sein, denn er dreht sich ohne ein weiteres Wort zu sagen um und geht. 

My GirlWhere stories live. Discover now