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Wer konnte schon wissen, was morgen bei der Party alles passieren würde? Vor allem dann, wenn Jimin und Hobi sich schon zurechtgelegt hatten, wie sie uns alle am Besten abfüllen würden.

▪︎

Die Arbeit am nächsten Tag verlief ohne größere Vorkommnisse, abgesehen davon, dass sich Hobi und Jimin fast durchgehend darüber unterhielten, wann sie am Besten damit anfangen sollten für die Party vorzuglühen.

"Ja, aber Jimin, wenn du nach der Mittagspause schon anfängst, dann bist du doch schon viel zu betrunken, ehe die Party überhaupt angefangen hat!", warf Hobi ein.
"Nicht, wenn du es richtig machst!", wandte Jimin ein.
"Was würdest du vorschlagen, Tae?", fragte mich Hobi nach dem schon ewig andauernden Hin und Her.

"Hmm, wisst ihr, ich weiß nicht, ob ich überhaupt etwas trinken werde, am Ende plaudere ich noch all meine Geheimnisse aus!", scherzte ich, es lag jedoch mehr Ernst in meiner Antwort, als die beiden hätten erahnen können.
Es würde noch dazu kommen, dass ich jemandem von Namjoons und Jins geheimer Beziehung erzählen würde. Oder dass ich jemandem von der Sache erzählen würde, die ich verstohlen in den Toilettenräumen getan hatte. Oder noch schlimmer ... Dass ich Jungkook selbst davon erzählen würde.
Das Risiko, dass so etwas unter Einfluss von Alkohol passieren konnte, war ziemlich groß.

"Das Gute daran ist, dass sich am nächsten Tag sowieso niemand daran erinnern können wird!", rief Jimin ermutigend aus.
Ich musste schmunzeln, denn Jimin wirkte immer so unschuldig mit seinem süßen Lächeln, seiner anmutigen Art sich zu bewegen und seiner hohen Stimme.
Selbst die anzüglichsten oder verdorbensten Aussprüche würden aus seinen Mund unschuldig klingen.
Menschen waren wahrlich nicht immer wie sie schienen.

Jimin bemerkte meinen Blick und fügte schnell an: "Keine Sorge, ich werde es schon nicht übertreiben, wir arbeiten ja immerhin zusammen."
Inwiefern ich dem Glauben schenken konnte würde sich in ein paar Stunden ja herausstellen.
Nachdem sich Jin und Namjoon nach der Mittagspause einzig dem Anrichten des Buffets gewidmet und meine Hilfe dankend abgelehnt hatten, war die Arbeitszeit auch schon vorbei und wir fanden uns einige Stunden später alle im Filmstudio wieder, da dieses am meisten Platz bot.

Als ich eintraf, dröhnte bereits laute elektronische Musik aus den Boxen, die zum Equipment gehörten.
"TAEEE IST DAAA, DAS SCHREIT NACH SHOTS!", hörte ich eine hohe Stimme rufen, die ich sofort Jimin zuordnete.
Er stürmte mit einem Tablett voller winziger Gläser auf mich zu und hielt mir dieses auffordernd vor die Nase.
Ich wollte erst dankend ablehnen, aber als ich das feierliche Strahlen auf seinem Gesicht bemerkte, gab ich den Widerstand auf. Ein Shot würde mich nicht aus der Bahn werfen.
Das Brennen in meinem Hals machte sich sofort bemerkbar und ich wurde auf diese Weise wieder daran erinnert, warum ich nie gerne puren Alkohol schnell in mich hineingekippt hatte. Ich verzog mein Gesicht zu einem leidenden Ausdruck und Jimin brach in helles, schallendes Gelächter aus.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Hobi sich auf der Tanzfläche verausgabte und konnte meinen Blick eine Weile lang nicht abwenden, weil er sich so ausgelassen, doch gleichzeitig so kontrolliert bewegte, dass man ihm seine Professionalität und Erfahrung nicht eine Sekunde lang hätte absprechen können.
Meine Aufmerksamkeit wurde jedoch durch ein lautes Klirren unsanft auf die andere Seite des Raumes gezogen, wo Namjoon stand und einen entschuldigenden Blick in die Runde warf.

"NAMJOON-HYUNG HAT SCHON WIEDER EIN GLAS KAPUTT GEMACHT! DARAUF EIN SHOT!", hörte ich die mir bekannte, helle Stimme rufen und erinnerte mich daran, dass Jimin noch immer neben mir stand.
Nachdem er, ohne mit der Wimper zu zucken den Inhalt eines weiteren kleinen Glases gestürzt hatte, sah er mich mit großen Augen an.

"Tae, ich hab eine Frage ...", fing er an ein wenig zu lallen. Ich zog fragend eine Augenbraue hoch und wartete darauf, dass er weitersprach, ehe Jimin von Hobi am Arm auf die Tanzfläche gezogen wurde und mir noch zurief: "Egaaal, später!"

Verwirrt über das schon zu so früher Stunde herrschende Chaos, machte ich mich auf den Weg zu Jin und Namjoon, die sich am Ende des Raumes unterhielten.
Als Jin mich erblickte, zog er mich in eine stürmische Umarmung.
"Hast du schon etwas gegessen, Taehyung?", fragte er mit mahnendem Unterton. Er kam mir langsam vor wie meine Mutter, er hatte so etwas Fürsorgliches an sich, was ich sehr angenehm fand.

Ich fixierte Namjoon und sah, wie er Jin von der Seite anschmachtete und seinen verträumten Blick nicht von ihm abwenden konnte. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, das Jin zu bemerken schien und er sich an Namjoon wandte.
"Joonie, sei doch nicht so auffällig.", lachte er.
"Es tut mir leid, aber ich kann nicht anders.", flüsterte dieser über die Musik hinweg.
"Wir könnten uns gleich einen anderen Ort suchen, um ein bisschen ungestörter zu sein.", schlug Jin leise vor, aber ich verstand jedes Wort.
Auch die beiden schienen sich schon einigen berauschenden Getränken hingegeben zu haben. Ich zwinkerte ihnen kurz zu, ehe ich mich aus dem Staub machte, ich wollte beim besten Willen nicht Zeuge von noch mehr Liebesbezeugungen werden.

"ICH SUCH EIN LIED AUS, WISST IHR WAS DAS HEIßT? SHOOOTS!", hörte ich Jimin rufen.
"Jimin, du kannst nicht bei allem, was passiert einen Shot trinken!", lachte Hobi lautstark.
"UND WIE ICH DAS KAAAANN!", antwortete Jimin, streckte ihm die Zunge raus und hatte schneller einen weiteren Shot getrunken, als Hobi etwas erwidern konnte.
Wenn er arbeitete, war er der konzentrierteste und ehrgeizigste Mensch überhaupt, deswegen schienen es alle sehr zu begrüßen, dass er sich auf dieser Party so viel Spaß erlaubte.
Kurz darauf flitzte Jimin auch schon an mir vorbei und auf die Anlage zu, nur um das Lied zu wechseln. Als ich erkannte, was er da abspielte, packte mich die Freude ohne Vorwarnung am Kragen.
Er spielte tatsächlich ein Lied von Agust D ab, es handelte sich um ein Feature mit einem etwas unbekannteren Rapper namens Rap Monster, mit dem er jedoch oft zusammen Lieder aufnahm.
Meine Schwester hatte mich vor einiger Zeit in ihrer Begeisterung für Agust D mitgerissen und seitdem hörte ich oft seine Musik.

Jimin schien ein riesiger Fan zu sein, denn er schrie beinah die Texte mit, auch wenn er nicht wirklich rappen konnte, was ihn jedoch kein bisschen zu stören schien und sprang wild auf der Tanzfläche herum.
Ich konnte nicht anders als ihm in seiner Ekstase lächelnd zuzusehen.
Als ich meinen Blick abwandte, bemerkte ich, dass auch Yoongi gekommen war und inmitten des Raumes stand, ein Glas Wein in seiner Hand hielt und Jimin grinsend beobachtete. Namjoon stellte sich kurze Zeit später neben Yoongi und begann ein Gespräch mit ihm, während auch er mit seinem Kopf im Takt nickte.

In mir machte sich langsam der Hunger bemerkbar, weshalb ich zum Buffet ging, um diesen zu stillen. Als ich mich mit meinem Teller in eine der hinteren Sitzreihen fallen ließ, die in Vorstellungen von den Zuschauer besetzt wurden, fiel mir Jungkook auf, der einige Reihen vor mir saß und ungehalten mit einem Mädchen flirtete, das ich als Statistin identifizierte.
Ich konnte darüber nur den Kopf schütteln, denn ich hatte nichts anderes erwartet und ehrlich gesagt, war ich froh darüber, dass er noch nicht in meine Nähe gekommen war, um mir meine Laune zu vermiesen.

Einige Zeit später ließ ich mich schließlich von Jimin und Hobi dazu überreden mit ihnen einige kindische Trinkspiele zu spielen, weil sie niemand anderen überzeugen konnten. Jin und Namjoon hatten sich wohl tatsächlich für etwas Zweisamkeit von der Party geschlichen, sie hatten uns gesagt, sie würden "Nachschub für das Buffet besorgen". So nannte man das also heutzutage.

Yoongi hatte sich mit seinem Wein in eine ruhige Ecke verzogen und kritzelte in einem kleinen Buch herum und Jungkook hatte in der Zwischenzeit schon mit mehr unterschiedlichen Mädchen gesprochen, als ich in meinem gesamten Leben.

Die Trinkspiele schienen unseren Pegel stetig zu heben und unsere Zurechnungsfähigkeit gleichsam zu senken.
Aber irgendwie genoss ich das Ganze diesmal sehr, die Atmosphäre war schön und ich mochte die Gesellschaft.
Hobi, Jimin und ich lachten viel, machten unglaublich lustige Aufgaben und ich fühlte mich unbeschwert.

Schließlich beendeten wir die Spiele, was wahrscheinlich zum richtigen Zeitpunkt geschah, da ich bemerkte, wie schwer mir das Laufen auf einmal fiel.

Als ich mir am Buffet etwas Wasser holen wollte, spürte ich eine warme Hand auf meiner Schulter und drehte mich um, um in das verschwommen erscheinende Gesicht von keinem Geringeren zu blicken, als Jungkook.

Spotlight | Taekook [✔]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt