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Wir begaben uns auf die Bühne und wärmten uns auf, während noch immer der Klang von Yoongis Beat den Saal erfüllte.

▪︎

|Taehyung|

Seit meiner ersten Probe waren schon zwei Woche vergangen, die gefüllt waren von weiteren Proben, die nicht weniger anstrengend waren.

Anstrengend nicht etwa, weil es mir schwer fiel, in die Rolle zu finden, mir meinen Text zu merken oder meine Einsätze nicht zu verpassen. Nein, Jungkooks Anwesenheit während der Proben und sein durchdringender Blick auf mir waren anstrengend.

Er war immer dabei, weil unsere Rollen oft gemeinsame Szenen hatten, weswegen Jin es für praktisch hielt, dass auch die Mehrzahl unserer Proben zusammen stattfanden.

Er meinte, das würde die Dynamik zwischen den Charakteren stärken.
Ich glaube aber, dass er es einfach erträglicher fand, nicht mit Jungkook alleine proben zu müssen und ich fand es angenehm, dass Jin ein Auge auf ihn hatte, während wir probten.

Jungkooks Verhalten wurde aber trotz Jins prüfendem Blick auf ihm und dessen Tiraden, wenn er sich zu viel erlaubte, nicht gerade besser.
Er verhielt sich weiterhin, als sei er besser als jeder einzelne von uns und zeigte niemandem gegenüber Respekt, nicht einmal Jin gegenüber, obwohl er der Älteste von uns war.

Das schien diesen sehr zu stressen, was mir in der letzten Woche oft auffiel. Er war ständig angespannt und sein Ton war ziemlich harsch, auch mir gegenüber. Jungkook hatte ständig etwas am Text oder an Jins Anweisungen auszusetzen, ganz so als würde er ihn absichtlich provozieren wollen.

An sich fand ich das Stück unheimlich cool, ich mochte meine Rolle noch immer und größere Probleme beim Spielen hatte ich bis jetzt nicht. Aber die angespannte Stimmung machte diese Freude zunichte.

Mit der Befürchtung diese Stimmung gleich wieder spüren zu müssen, bahnte ich mir meinen Weg durch das Gebäude zum Studio, in dem wir immer probten.

Jin war bereits dort, ich sah ihn schon von Weitem an seinem Kaffee nippen, während er in das Script vertieft war.
Er bemerkte mich erst, als ich schon fast vor ihm stand.

"Gott, Taehyung, du hast mich erschreckt, schleich dich doch nicht so an!", warf er mir entgegen und hob seinen Blick, sodass ich ihm direkt ins Gesicht schauen konnte.

Diesmal war ich es, der sich erschreckte, denn Jins schönes Gesicht war ziemlich blass und unter seinen großen Augen befanden sich dunkle Schatten. Er sah unglaublich fertig aus.

"Jetzt starr mich nicht so an! Ich weiß, ich seh' aus, als hätte ich seit Jahren - nein JAHRZEHNTEN - nicht geschlafen!", sagte er und verdrehte die Augen.

"So schlimm siehst du nicht aus, keine Sorge, Jin. Aber ... ist alles in Ordnung ... also, kommst du klar?", druckste ich herum, weil ich nichts Falsches sagen wollte. Wenn Jin gestresst war, dann musste man genau bedenken, was man sagte. Das hatte ich in den letzten Wochen gelernt.

"Eigentlich sollte ich in der Lage sein, zu sagen 'Ja klar, alles bestens', aber ich bin einfach gestresst, schlafe unterirdisch schlecht und Jungkooks Verhalten geht mir so auf den Sack!", antwortete er mir harschem Unterton.

Ich war überrascht, weil sich Jin sonst immer sehr gewählt ausdrückte, das schien ihn aber in diesem Moment nicht zu interessieren.

"Und wenn ich daran denke, dass wir heute den entscheidenden Dialog zwischen euch beiden proben müssen, dann will ich ihn jetzt schon rauswerfen. Das wird mich sicher einige Nerven kosten. Aber du tust mir leid, denn Jungkook's Charakter ist in dieser Szene sehr aggressiv und dominant dir gegenüber.", seufzte er.

Fantastisch. Das wurde ja immer besser.
Ich erwiderte nichts und lief schließlich um Jin herum, um ihm sanft über den Rücken zu streichen. Er seufzte leicht und ein dankbares Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.

"Das wird schon, mach dir keine Sorgen", versuchte ich ihn zu beruhigen.
Denn Jin versuchte immer jeden vor irgendwelchen Angriffen zu beschützen und diese gingen sehr oft von Jungkook aus. Es war fast so, als hätte er richtige Muttergefühle, so oft wie er schon kurz davor war, ihn zu erwürgen, wenn er mich mies behandelte.

Ich versuchte auch mich selbst ein wenig zu beruhigen. War es nicht überall so? Egal, wohin man ging, man traf nicht nur tolle Menschen. Manchmal musste man auch mit Arschlöchern klarkommen; davor gab es wohl kein Entrinnen.

Ich wollte diese Rolle trotzdem spielen und wenn das vorbei war, bekam ich hoffentlich auch etwas Abstand von diesem selbstverliebten Möchtegern-Star.

Meine Hand ruhte noch auf Jins Rücken, als die Tür aufflog und genau dieser mit federnden Schritten und einer Kaffeetasse in der Hand auf uns zuschritt.

"Hört auf euch zu befummeln, ihr Turteltauben, wir sind hier bei der Arbeit und nicht in so einer kranken Gaybar!", rief er uns mit einem selbstgefälligen Grinsen zu und ich wollte schon jetzt einfach verschwinden.

Spotlight | Taekook [✔]Where stories live. Discover now