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Ich atmete erleichtert aus, mein Herz schlug mir bis zum Hals, während seine Worte noch in meinen Ohren widerhallten.

▪︎

Schnell merkte ich, dass er keine Scherze machte.
Ich kam gut mit meinem Text klar; Seokjin war wirklich begabt, was mir immer klarer wurde, je mehr ich mich mit dem Skript befasste. Meine Rolle gefiel mir und ich fand schnell hinein. Sie war verständnisvoll und hinterfragte bestehende Normen und ich spielte sie gerne.

Das schien sich auf der Bühne widerzuspiegeln, denn meine erste Probe lief schon fast fehlerfrei und jedes Mal, wenn ich mich zu Jungkook drehte, bemerkte ich, wie sich sein stechendes Augenpaar tief in mich bohrte, als wolle er mich damit erdolchen.

Ich versuchte mir den Spaß, den ich beim Schauspielern hatte, nicht von ihm nehmen zu lassen, jedoch ließ es mich nicht kalt. Ich wurde wieder nervöser, weil ich seinen Blick auf mir spürte und ihn nicht ignorieren konnte. Ich fühlte mich ungewollt, fehl am Platz und trotz Seokjins ständigem Lob, zehrte es an mir, dass mich dieser Jungkook hier nicht haben wollte.

Ich wünschte mir in solchen Momenten, so selbstbewusst zu sein wie meine Schwester. Sie würde ihn nicht eines Blickes würdigen, würde sich nicht von ihm beirren lassen und ihr würde die Bühne gehören.

So war es immer, wenn sie tanzte und ich wünschte ich wäre so begabt in etwas, wie sie im Tanz. Ich wünschte, ich hätte etwas, bei dem ich mir sicher sein könnte, dass ich es beherrsche und mir niemand dieses Gefühl nehmen könnte.

Stattdessen stand ich auf dieser Bühne und fühlte mich so unbeholfen; so klein und das nur wegen irgendeinem Typen, der sich verhielt, als würde ihm die Welt gehören.

Seokjin bemerkte meine Unsicherheit und zog mich zur Seite, weiter weg von Jungkook, der mich noch immer selbstgefällig anblickte.

"Du machst das großartig. Ich bin beeindruckt, Taehyung. Lass dich nicht von Jungkook beeinflussen. Ich wette, er kocht vor Neid und wenn ich du wäre, würde ich ihm mein Talent richtig unter die Nase reiben", flüsterte er mir zu.

Ich sah ihn unsicher an und nickte nur.
Er legte noch eine Hand auf meine Schulter, ehe er rief "Wir machen eine Pause." und sich auf den Weg machte, um sich einen Kaffee zu holen.

Als ich mich wieder zu Bühne bewegte, machte Jungkook einige Schritte auf mich zu und ich spürte, wie mein Herz anfing, schneller zu schlagen. Ich wurde sofort unsicherer, denn er hatte eine so einschüchternde Ausstrahlung, dass ich mich umdrehen und möglichst viel Abstand zwischen uns bringen wollte.

"Hey Kleiner", rief er, während er noch weiter auf mich zu schritt und einen Schluck von seinem Kaffee nahm.

"Ich kann dir beim Text helfen, wenn du willst.", bemerkte er daraufhin. Ich sah ihn erstaunt an und brachte nur ein unsicheres "E-echt?" heraus.

"Das muss ich wohl, denn wenn das so bleibt, dann kann die Premiere ja nur scheiße werden."
Meine Augen weiteten sich und ich erwiderte nur "Was?", während meine Stimme ein wenig zitterte.

"Du hast mich schon verstanden. Aber vielleicht solltest du lieber direkt aufhören, du würdest uns allen einige Nerven ersparen. Viel retten kann man da eh nicht.", er grinste wieder und wandte sich wieder seiner Tasse zu, während er im Begriff war sich umzudrehen.

"Das werde ich nicht. Du solltest akzeptieren, dass ich ein Teil des Stückes bin.", brachte ich kleinlaut und nur halbherzig heraus.

Daraufhin drehte er sich um und sah mich ungläubig an. Er trat auf mich zu und sah mir fest in die Augen, doch statt kurz vor mir anzuhalten, lief er an mir vorbei und rempelte mich dabei an.

Ich spürte eine plötzliche Hitze auf meinem Oberkörper und realisierte, dass es Jungkooks Kaffee war, der mein T-Shirt durchnässte und auf meiner Haut brannte.

Ich schrie vor Schock auf und riss die Augen auf. Ich suchte nach Jungkook's Blick, welcher direkt auf mir lag, während er mit einem Lächeln auf den Lippen murmelte "Ups, das tut mir aber leid."

Mich packte eine Wut, die ich noch nie verspürt hatte.
Ich konnte nicht fassen, wie er mit mir umging. Wie konnte ein Mensch nur so ignorant sein? Ich freute mich schon jetzt darauf, dieses Projekt abzuschließen und diesem Jungkook danach aus dem Weg gehen zu können.

Ich wurde von Seokjin aus meinen Gedanken gerissen, der die Tür öffnete und ahnungslos auf uns zu schritt.

Ein Glück kam er zurück, bevor ich meiner Wut Ausdruck verleihen konnte.
Aber hätte ich etwas getan? Vermutlich nicht...

Spotlight | Taekook [✔]Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum