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Wieso hatte ich mich denn so komisch verhalten? Ich war wahrscheinlich immer noch betrunken.

▪︎

|Taehyung|

"Taehyung, ist alles okay mit dir? Du wirkst so angespannt heute.", riss mich Jins besorgte Stimme aus meinen umher kreisenden Gedanken.
Er hatte mir die Verspätung nicht übel genommen, ihm schien aber nicht entgangen zu sein, dass ich nicht ganz bei der Sache war.

Es war dieses Gefühl, das man nach merkwürdigen Träumen verspürte. Die Atmosphäre, die den Traum charakterisierte, verfolgte mich durch den Tag und immer wenn ich Jungkook ansah, dachte ich an seine Lippen auf meinen. Es war, als würden sich Traum und Realität vermengen und mich damit in Illusionen verwickeln wollten. Ich stand mit einem Fuß im heutigen Tag, im Hier und Jetzt, mit dem anderen jedoch hing ich in diesem, von meinem Unterbewusstsein projizierten und gleichsam unvorstellbarem, Szenario fest.

Ich fühlte mich seltsam, irgendwie so schuldig. Ich hatte das Gefühl, jeder konnte einen Blick in meine Gedanken werfen und wusste genau, was in mir vorging.
Und die Vorstellung, das Jungkook von diesem fast schon sündhaften Traum etwas ahnen oder - schlimmer noch - davon wissen könnte, versetze mich in einen Zustand der kontinuierlichen Anspannung.

Wie konnte ich diesen Traum auch nur eine Sekunde lang für wahr halten? Wie konnte ich nicht sofort das anzweifeln, was Jungkook mit mir tat? Es hatte sich so real angefühlt, so vertraut.
Aber ich wollte dieses Gefühl von Vertrautheit nicht; nicht mit Jungkook.
Was dachte sich mein Unterbewusstsein dabei, mir einen solchen Streich zu spielen? Und mir an diesem Tag ein Gefühl von Verwirrung zu vermitteln, obwohl ich alles andere als verwirrt war?

Ich konnte den Kerl nicht ausstehen, er war selbstverliebt und respektlos. Von seinen Werten gegenüber Sexualität wollte ich gar nicht erst anfangen.
Wenn er davon wüsste, in was für eine Situation ihn mein Unterbewusstsein verwickelt hatte, würde er mir sicherlich das Leben zu Hölle machen.
Ich durfte keinen merkwürdigen Eindruck machen; ich sollte mich so verhalten, wie ich mich immer verhielt.
Aber wie verhielt ich mich denn normalerweise?

"Ja, es ist alles okay, ich hab nur schlecht geschlafen letzte Nacht.", gab ich schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit zur Antwort.

Jin quittierte dies mit einem aufmunternden Lächeln, ehe er sich wieder dem Skript zuwandte.
"Ich würde sagen, wir spielen die Szene nochmal und diesmal wünsche ich mir ein bisschen mehr Leidenschaft.", sagte er schließlich.

Wir spielten die gewünschte Szene noch einmal und Jungkook brachte, zu meinem Pech tatsächlich mehr Energie auf. Es handelte sich um die Szene, in der ich ihm meine Meinung über die Rivalität sagen, er jedoch noch nicht bereit sein sollte, über diese nachzudenken. Stattdessen sollte er sich behaupten und "mir zeigen, dass er das Sagen hat", was meiner Meinung nach mal wieder eine ganz falsche Richtung einschlug.

Er presste mich gegen eine Wand und hielt Augenkontakt, während er mir seinen Text entgehen raunte, wie er es bei einer der letzten Proben schon getan hatte.
Doch diesmal löste es dieses seltsame Gefühl aus, das ich heute Nacht schon einmal gespürt hatte. Die Situation erinnerte mich an meinen Traum und ich konnte das aufkommende Kribbeln auf meiner Haut nicht unterdrücken. Ich spürte wie sich das Blut in meinen Wangen sammelte und musterte hektisch sein ernstes Gesicht, bis ich an seinen Lippen hängen blieb.
Sein Oberkörper streifte plötzlich den meinen und die Stelle fing sofort an zu brennen, als stünde sie in Flammen.
Mein Gesicht glühte beinah, so viel Blut war mir in den Kopf gestiegen und panisch bemerkte ich, dass dies nicht die einzige Stelle war, an der sich das Blut sammelte.

Ich drückte ihn ruckartig von mir weg, ehe ich im Begriff war, gehetzten Schrittes den Raum zu verlassen. "Mir ist schlecht, ich muss weg!", nuschelte ich, kurz bevor ich die Tür aufstieß.
Ich lief schnell den Gang entlang und war erleichtert, als ich bei den Toiletten ankam, ohne jemandem zu begegnen.

Schnell sperrte ich mich in einer Kabine ein, ehe ich an mir herunter blickte und mir die deutlich erkennbare Beule in meiner Hose ins Auge fiel.
Fuck. Das war jetzt nicht wirklich passiert. Mich hatte diese Probe doch jetzt nicht ernsthaft angemacht?
Das musste alles nur wegen diesem komischen Traum sein, mein Körper war einfach nur verwirrt.
Die komischen Empfindungen, die ich im Traum hatte, hatten das ausgelöst. Die Empfindungen, die Traum-Jungkook ausgelöst hatte. Der Jungkook, den mein Unterbewusstsein erschaffen hatte. Nicht der reale Jungkook. Mein Körper konnte das nur einfach nicht unterscheiden, ganz einfach.

Was, wenn er es bemerkt hatte? Unsere Körper waren sich so nah, er musste es bemerkt haben. Was würde er jetzt tun? Wie würde er mich nun behandeln? Scham stieg in mir auf und Furcht vor seiner Reaktion. Ich wollte ihm nicht mehr gegenübertreten. Wieso musste diese unscheinbare Situation so eskalieren?

Es war zwar nicht überraschend, dass der Gedanke an einen Mann solche körperlichen Reaktionen hervorrief. Immerhin fühlte ich mich zu Männern ebenso hingezogen, wie zu Frauen.
Dass jedoch der Gedanke an diesen Mann so etwas auslöste war mein schlimmster Albtraum.

Aber anders als noch vor ein paar Stunden würde ich jetzt nicht aufwachen. Ich saß hier in dieser Kabine mit meinem Problem fest. Und irgendwie musste ich es beseitigen.

Spotlight | Taekook [✔]Where stories live. Discover now