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|Taehyung|

Ich packte die Kiste und stellte sie auf einer anderen ab. Ich spürte, wie mir eine Schweißperle die Stirn hinunter zu laufen drohte, doch ehe dies geschah, wischte ich mir mit dem Ärmel meiner Dienstkleidung über die Stirn.

Nachdem ich die Kisten, welche gerade geliefert wurden, gestapelt hatte, begann ich sie auszupacken und die Ware in die vorgesehenen Regale zu räumen. Ich hatte mittlerweile eine Routine entwickelt und kannte die Abläufe, die Aufgaben. Diesen Job machte ich für meinen Geschmack schon viel zu lange, denn ursprünglich wollte ich nur eine Weile im Lager des kleinen Ladens eines Bekannten aushelfen, um ein wenig Geld zu verdienen. Diese Weile zog sich jedoch in die Länge.

Als meine Arbeitszeit vorbei war, verabschiedete ich mich kurz von meinem Bekannten, mit dem ich auch sonst keine tieferen Gespräche führte und verließ mit mühsamen Schritten den kleinen Laden. Ich spürte bereits die Rückenschmerzen und sehnte mich nach meinem Bett, weswegen mir der Heimweg unendlich weit vorkam.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich zuhause an und schmiss mich sofort auf mein weiches Bett. Die Mühe meine Jacke, sowie meine Schuhe auszuziehen, hatte ich mir zuvor nicht gemacht. Als ich jedoch gerade dabei war, in einem leichten Schlummer zu versinken, hörte ich, wie jemand die Tür zu meinem Zimmer aufriss und ungeschickt hinein stolperte.

"Noch nie was von Anklopfen gehört?", gab ich müde und genervt von mir, während meine Augen noch immer geschlossen waren.
"Taehyung!" Unweigerlich identifizierte ich die schrille Stimme als die meiner Schwester.
"Was denn?", entgegnete ich gequält, machte mir jedoch noch immer nicht die Mühe, meine Augen zu öffnen. Insgeheim hoffte ich, sie würde mich gleich wieder in Ruhe lassen.

"Du wurdest angenommen!"
Ich regte mich nicht, doch als ich verstand was sie damit meinte, spürte ich unweigerlich, wie sich mein Körper wie von selbst aufsetzte. Meine Augen waren mit einem Mal weit aufgerissen und ich blickte meine Schwester an, die über's ganze Gesicht strahlte.

"Was?", brachte ich nur überrumpelt heraus.
"Taehyung, sie haben dich angenommen! Du hast den Job!"
Meine Gesichtszüge entgleisten mir und hätte ich meine Augen noch weiter aufgerissen, dann wären sie vermutlich aus meinem Kopf gesprungen.

Ich fing mich jedoch schnell wieder. "Ist das dein Ernst?", fragte ich hoffnungsvoll; verängstigt von dem Gedanken, sie könnte sich nur einen Scherz mit mir erlauben, wie sie es sonst oft tat.
Sie stolperte auf mein Bett zu und ich bemerkte das bedruckte Blatt Papier in ihrer Hand erst, als sie begann damit vor meiner Nase rumzuwedeln.

Sie stellte sich aufrecht vor mich, räusperte sich und hielt sich das Blatt vor's Gesicht, so als wäre sie im Begriff, eine Rede zu halten.

"Sehr geehrter Herr Kim,
Ihre Bewerbung wurde von uns bearbeitet und wir freuen uns, Ihnen hiermit mitteilen zu dürfen, dass wir Sie ab dem ersten Juni als Teil unserer Organisation begrüßen werden. ...", las sie mit überspitzter Betonung vor.

Ich traute meinen Ohren kaum, sprang überschwänglich auf und riss ihr das Dokument aus den Fingern, woraufhin sie nur lächelnd den Kopf schüttelte. Ich las die Zeilen; mehrere Male ließ ich meine geweiteten Augen über die gedruckten Worte schweifen. Schließlich blickte ich auf, in das freudige Gesicht von Djuna, meiner Schwester. "Die nehmen mich ...", flüsterte ich.

"Ach, wirklich? Was du nicht sagst!", schmunzelte sie nur, woraufhin ich ebenfalls erleichtert auflachte, den Brief sinken lies und sie in die Arme schloss.

Wir umarmten uns eine Zeit lang, ehe wir uns voneinander lösten und ich ihren stolzen Blick vernahm.
"Ich hab es dir von Anfang an gesagt und du Idiot hast gezweifelt.", lachte sie.

Ich hatte die Bewerbung vor mehreren Monaten eingeschickt und die Hoffnung auf eine Zusage längst aufgegeben, da ich bis jetzt keine Rückmeldung erhalten hatte. Deswegen traf mich die Freude nun umso härter.

Ich war einfach nur erleichtert und gespannt auf alles, was mich in den nächsten Monaten erwarten würde.
Es war März und das bedeutete ich würde schon in drei Monaten anfangen. Ich konnte es kaum erwarten, denn dies war der Bereich, in dem ich eigentlich schon immer arbeiten wollte.

"Hast du es schon unseren Eltern gesagt?", riss mich Djuna aus meinen Gedanken.
"Nein, wie denn? Ich hab es doch eben erst erfahren!", entgegnete ich noch immer freudestrahlend.

Sie packte mich am Arm und zog mich in die Küche, wo ich meine Mutter am Herd erblickte, die wohl gerade dabei war das Abendessen zu kochen. Mein Vater saß am Küchentisch und blätterte in seiner Zeitung.

"Ratet mal, wer angenommen wurde?", posaunte meine Schwester gerade heraus.
Mein Vater hob nicht den Blick von der Zeitung, als er fragte: "Wo angenommen?"

"Na, Taehyung, er hatte sich doch bei dieser Organisation beworben, von der er immer so geschwärmt hat!", entgegnete sie energisch.
Meine Mutter ergriff das Wort, weswegen ich meinen Kopf zu ihr drehte. Sie strahlte über's ganze Gesicht, als sie sich vom Herd abwandte und sagte: "Oh Taehyung, das ist großartig! Ich freue mich sehr!" Ihr Gesicht strahlte ehrliche Freude aus und mich übermannte eine Welle von Stolz.

Mein Vater hingegen hob nun den Kopf und legte die Zeitung auf den Tisch, ehe er entgegnete: "Schön, dann hoffen wir mal, dass dieser kleine Job die Zeit überbrückt, bis du etwas Richtiges aus dir machst."

Die Begeisterung verschwand urplötzlich aus meinem Gesicht und ich sah ihn verständnislos an.
"Ich will das zu meinem Beruf machen.", entgegnete ich leiser, als beabsichtigt.

Mein Vater schnaubte verächtlich. "Das ist viel zu unsicher, in dieser Branche hält man sich nicht lange, du wirst es am eigenen Leib erfahren.", antwortete er spöttisch.

Meine Mutter meldete sich daraufhin zu Wort. "Ach komm schon, jetzt zerstöre doch nicht die Träume deines Sohnes. Lass ihn seinen Weg gehen, er wird sehen, wohin er führt.", sagte sie sanft zu ihrem Mann.

Dieser entgegnete nur unbeeindruckt: "Genau, so ist es! Es sind Träume, nichts weiter. Such dir lieber einen sicheren Beruf und halt dich nicht so lange mit deinen Fantasien auf!"

Ich blickte meinen Vater gekränkt an und als ich meinen Blick zu Djuna schweifen lies, vernahm ich, wie sie ihn böse anfunkte und, ohne weitere Worte an diese Diskussion zu verschwenden, aus dem Zimmer stürmte.

Ich stand noch immer mitten in der Küche und blickte zu meiner Mutter, die betrübt seufzte und sich wieder dem Herd zuwandte. Sie wusste, dass es nichts bringen würde, sich jetzt gegen ihn aufzulehnen, denn er würde bei seiner Meinung bleiben. Daran ließe sich nicht rütteln.

Als ich meinen Blick erneut zu meinem Vater schweifen ließ, starrte dieser wieder unbeeindruckt in die aufgeschlagene Zeitung und saß still dort, als hätte er sich nie an einem Gespräch beteiligt.


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Herzlich Willkommen zu meiner ersten Fanfiction!

Ich wünsche euch viel Spaß!

Spotlight | Taekook [✔]Where stories live. Discover now