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Dieser schnaubte kurz verärgert, ehe er sich umdrehte und, ohne ein Wort zu sagen, verschwand.

▪︎

Meine Augen folgten seinen schnellen Schritten, bis ich eine Hand auf meiner Schulter spürte und kurz erschrak.
Jin stand noch immer neben mir und ich sah, dass er mich sanft anlächelte.
"Ich danke dir, Taehyung!"

Es herrschte eine kurze Stille, in der ich versuchte mich zu sammeln. In den letzten zehn Minuten war so viel passiert, das so viele verschiedene Empfindungen ausgelöst hatte. Langsam spürte ich die Wut gegen Jungkook abklingen, was Platz schuf für einen gewaltigen Schub von Selbstbewusstsein.
Ich hatte Jungkook gerade die Stirn geboten. Ich hatte mich gerade gegen die Arroganz, die er an den Tag legte, behauptet. Ich hatte seinem Spott für einen Augenblick die Wirkung genommen. Ich hatte - oh, ich hatte Jin noch nicht geantwortet, welcher noch immer neben mir stand und mich anstrahlte.

Doch ehe ich etwas erwidern konnte, fing er an weiterzureden.
"Ich habe euch sehr laut sprechen hören, nachdem die Tür zugeknallt wurde. Ich ... gehe mal davon aus, dass du Joonie und mich gehört hast und ... danke dafür, dass du versucht hast, Jungkook abzuwimmeln", begann er seinen Dank zu erklären.

Als ich den Spitznamen vernahm, den Jin Namjoon wohl gegeben hatte, kehrte das Gefühl, das ich vorhin so intensiv gespürt hatte, unwiderruflich zurück. Diese Freude darüber, wie die beiden zueinander standen, auch wenn sie, wie es schien, nicht öffentlich zueinander stehen konnten oder wollten.

"Nichts zu danken, Jin. Ich meine ... du kennst Jungkook zwar besser als ich, aber ich kann mir vorstellen, dass seine Reaktion alles andere als positiv gewesen wäre ...", antwortete ich ihm leise.

"Ja, es weiß aber auch sonst niemand davon. Uns war es schon immer wichtig, dass sich alle, so weit es die Hierarchie zulässt, gleichwertig fühlen. Wir wollten nicht den Eindruck vermitteln, dass ich anders behandelt werde, nur weil mein Freund der Leiter dieser Einrichtung ist. Jeder hier hat bewundernswerte Fähigkeiten und Namjoon schätzt sie alle. Außerdem wollten wir Privates und Berufliches trennen, was mein lieber Freund ja heute ignorieren musste ...", begann Jin einen Vortrag, welcher jedoch unterbrochen wurde, als die schwere Tür zum Studio hinter ihm aufgedrückt wurde und eben dieser Freund seinen Kopf durch den Türspalt bewegte.

"Guten Abend, ihr beiden.", begrüßte uns Namjoon mit nüchterner Zurückhaltung und wollte gerade an uns vorbei schreiten, als Jin ihn am Arm zurückzog.
"Joonie, lass den Quatsch, Taehyung weiß doch sowieso Bescheid!", lachte dieser.
"Na, wenn das so ist ...", grinste Namjoon und griff Jin an seiner Hüfte, ehe er ihn an sich zog und ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen drückte.
"Das könnte ich durchgehend tun!", hauchte Namjoon, der Jin noch immer an sich drückte.

Ich konnte mein Lächeln nicht unterdrücken, was Jin zu bemerken schien, der sich schließlich von Namjoon löste. Man konnte einen leichten roten Schimmer auf seinen Wangen erkennen.
Ich hatte ihn noch nie verlegen gesehen und brauchte einen Moment, um mich an dieses Bild vor mir zu gewöhnen.

Namjoon wandte sich schließlich zu mir, sein Gesicht zierte nun ein anerkennender Blick. "Du hast es Jungkook ja gerade so richtig gegeben!", rief er kopfnickend aus.
Jin neben ihm fing laut an zu kichern und ich blickte ihn nur geschockt an.
"Ähm, also ... nein, nein, stopp! Ich meine, du hast dich gerade sehr gegen ihn behauptet ...", kicherte er nun auch.

Jin bekam kaum mehr Luft vor Lachen und krallte sich an Namjoons Schulter fest, der sich ebenfalls kichernd die Hand vor den Mund hielt.
Wow, die beiden wirkten in diesem Moment wie zwei Teenager. Sie schienen ungemein erfüllt zu sein durch Namjoons Wortwahl und wieder bildete sich erneut ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen, als ich die beiden so sah.

"Was ich eigentlich nur damit sagen wollte ... ich bin beeindruckt und ... ich denke, es tat ihm gut, mal Kontra zu bekommen.", brachte Namjoon zwischen seinem Auflachen heraus.

"Danke!", antwortete ich ihm kurz.
"Hey, es ist schon spät und es ist kaum mehr jemand hier ...", entgegnete Namjoon schnell.
Ich rechnete schon mit einem Abschied, doch Namjoon hatte andere Pläne.
"Wie wäre es, wenn wir uns eine Pizza bestellen und es uns noch eine Weile im Konferenzraum bequem machen?", fragte er uns schließlich.
Jins energischem Nicken zufolge war er Feuer und Flamme für Namjoons Vorschlag und ich war auch alles andere als abgeneigt, mich noch weiter mit ihnen zu unterhalten.

Wie sich herausstellte, war Yoongi noch bis spät in der Nacht in seinem Studio und lehnte das Angebot, uns beizuwohnen, dankend ab. So kam es, dass wir eine halbe Stunde später im Konferenzraum saßen und Pizza aßen, während ich viel von ihnen erfuhr.

Sie erzählten mir, dass sie schon seit ihrer Schulzeit zusammen waren und gemeinsam nach dem Studium diese Einrichtung gegründet hatten. Direkt nach ihrem Studium hatten sich beide jedoch erst einmal in verschiedenen Einrichtungen ausprobiert und Erfahrungen gesammelt, was aber schnell dazu führte, dass sie ihre eigene gründen wollten.

Die beiden waren die Ältesten, was mir erst so richtig bewusst wurde, als mir auffiel, dass ich diese Einrichtung schon in meiner Jungend oft besucht hatte.
Die beiden wirkten jedoch kaum älter als alle anderen, sie versprühten eine solch pure Jungendlichkeit und wirkten im Gespräch in manchen Augenblicken wie zwei verliebte Teenager.
Das war bei meiner Schwester nicht anders, denn obwohl sie um einige Jahre älter war als ich, bemerkte man dies kaum, da unser Verhältnis großartig war und auch sie zu einem großen Teil Jugend verkörperte.
Sie war wie Namjoon und Jin so fröhlich und erfreute sich an so vielen Dingen, wie Kinder es zu tun pflegen, und trotzdem war sie belastbar und flexibel, was Namjoon und Jin ebenfalls waren.
Sie würden sich bestimmt gut miteinander verstehen.

An diesem Abend ging ich sehr spät nach Hause, meine Müdigkeit übermannte mich beinah, doch ich fühlte mich erfüllt. Ich bemerkte durch dieses Gespräch wieder, wie eindrucksvoll die Menschen in meiner Umgebung waren und war glücklich darüber, mich dort beworben zu haben.

Auch wenn ich in der letzten Zeit oft gestresst war und mit Überforderung zu kämpfen hatte, fühlte sich das alles richtig an.

Spotlight | Taekook [✔]Where stories live. Discover now