40. best friends i guess

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Noah

Auch der März war bald vorbei und ihm folgte ein untypisch warmer April.

„Bedank dich beim Klimawandel." sagte Mila als ich mir laut Gedanken darüber machte während wir es uns beide auf Milas Balkon gemütlich gemacht hatten, ich unter einem Schirm, ja darauf achtend das kein Fünkchen Sonne meine Haut traf, Mila im Bikini und einer, ihr viel zu großen, Sonnenbrille tragend, sich verbrutzeln lassend.

„Das ist unnatürlich, eigentlich sollte es zehn Grad kälter sein." murrte ich und schickte dem Himmel todesblicke.

„Am besten schwänzt du Schule und setzt dich als Protest auf die Straße."
„Wir sind nicht in Schweden, ich würde einfach umgefahren werden."
Mila zuckte grinsend mit den Schultern und setzte sich auf.

„bevor die Welt untergeht sind wir eh schon tot." sie zündete sich den Joint an den ich gerade gebaut hatte und nahm einen kräftigen Zug.
„du noch viel eher als ich." sie zwinkerte mir zu „bei deiner Raucherlunge."
„Dafür hältst du mittlerweile beim Weed ganz gut mit."
„Das nehm ich als Kompliment." sie beugte sich vor und reichte mir den glühenden Kolben.

Dankend nahm ich ihn an und lehnte mich in meinem Stuhl nach hinten.

Es war warm und auf dem gut gelegenen Balkon konnte man beobachten wie die Sonne langsam hinter den Dächern der Stadt verschwand.

„In solchen Momenten fühlt sich alles so perfekt an. Als hätte man gar keine Sorgen, keine Probleme, nichts was einem das Leben schwer machen könnte." sprach Mila in die Ruhe hinein.
Ich konnte ihr nur zustimmen.

„Ich bin froh das wie Freunde sind." sie lächelte mich durch ihre riesige Fliegenbrille an.

„Ja, ich auch." gab ich zurück und meinte es auch so.

„Oh Gott sind wir schwul!" Mila schüttelte sich dramatisch, lachte dabei wo ich einstimmte.

„Eigentlich ja nur du." sie verdrehte die Augen, doch grinste immer noch. Es schien, als würde sie sich immer mehr daran gewöhnen wenn ich es ansprach, auch wenn ich das natürlich nur tat wenn wir alleine waren.

„Weiß eigentlich sonst noch wer von... deinem kleinen Geheimnis?"
Fragte ich frei heraus.
Der Blick des Mädchens verdunkelte sich.

„Claire."
„Wieso frag ich überhaupt." seufzte ich, denn ich hätte mir denken können das die allwissende Claire natürlich auch über Milas Leben perfekt Bescheid wusste.

„Noah-„ setzte Mila an, doch stockte.
Es schien als wolle sie etwas sagen, doch konnte sich nicht überwinden.

„Was?" ich rutschte vom Stuhl und setzte mich ihr gegenüber. Etwas an der plötzlich gekippten Stimmung ließ das Gefühl in mir aufkommen dass das was Mila mir sagen wollte etwas wichtiges war.

Die Sonne war nun hinter der Skyline verschwunden, sonderte aber noch reges Licht ab und färbte den Himmel violett.

Mila holte tief Luft.
„Ich... ich wollte es dir eigentlich sagen, aber war entschlossen es nicht zu tun. Aber... jetzt stehen die Dinge anders und du magst mich als selbstsüchtig sehen weil ich es so lange für mich behalten hab und das bin ich ja auch denn eigentlich hättest du es gleich wissen sollen aber-„

„Mila." unterbrach ich sie, sah ihr ruhig in die Augen.
„Ich werd Dir schon nicht den Kopf abreißen. Sag was du sagen willst."

Durchatmend nickte sie.
„Ok also- weißt du noch, die Nacht wo wir bei Unn waren?..."

[...]

„So ehrlich bin ich noch nie zu ihr gewesen, und ehrlich gesagt hatte ich es auch kurz danach bereut. Claire war immer die einzige die wusste das ich... nun ja nichts für Typen empfinde und sie war deswegen auch die einzige die mich so gut kannte und immer für mich da war. Aber sie war eben auch diejenige die mein größtes Geheimnis kennt und deswegen wiederum die komplette Kontrolle über mich hat. Sie war immer eine gute Freundin zu mir und ich hab über ihre ganzen unangenehmen Seiten hinweggesehen aber... gerade in letzter Zeit... sie ist anders geworden. Extremer. So extrem das es mir endlich aufgefallen ist und diese Aktion mit Dir und dem Schmerzmittel hat mir wohl endlich die Augen geöffnet." kurz machte sie eine Pause aber sprach dann direkt weiter.
„Ich hab immer wieder versucht mich von ihr zu lösen aber... es geht nicht, verstehst du? Sie hat mich quasi in der Hand. Ich sehe sie nicht mehr als Freundin, viel mehre als... Tyrann.
Das ist keine Entschuldigung, ich weiß ich hätte es dir gleich am nächsten Tag sagen sollen denn jemandem so starke Drogen gegen seinen Willen zu geben und dann ihm auch noch ins Gesicht zu lügen, das geht nicht."

Sie schluckte.
Es brauchte ein paar Sekunden bis ich es schaffte meine Mund zu öffnen und das zu sagen was mir auf der Zunge brannte.

„Ich mache Dir keinen Vorwurf. Wirklich nicht. Ich verstehe deine Situation, und bin verdammt froh das du eingesehen hast das Claire Dir nicht gut tut. Das alles... wirft natürlich nochmal ein anderes Licht auf sie, denn bis jetzt habe ich schließlich nur oberflächliches von ihr mitbekommen. Aber... warum erzählst du mir das jetzt? Was hat sich geändert?"

Mila lächelte leicht.

„bald wird mein Geheimnis keine Geheimnis mehr sein. Dann gehöre ich nicht mehr Claire sondern nur noch mir. Und bis dahin bitte ich dich das was ich dir erzählt habe noch nicht anzusprechen. Nach dem Konzert kannst du ihr gerne deine Meinung sagen."

Verständlich nickte ich.
Ein Gedanke kam mir in den Sinn und so legte ich meinen Kopf nachdenklich etwas schräg.

„Glaubst du, das du die einzige bist?"

Fragend blickte Mila mich an.
„Was meinst du?"

„Naja, ich frag mich... ob du die einzige bist, die Claire so in der Hand hat, oder... ob sie diese Masche vielleicht noch bei anderen durchzieht. Ich meine, jeder hat doch Geheimnisse oder?"

„Ja, du hast recht, das kann sein." Sie schüttelte leicht den Kopf.

„Zutrauen würde ich es ihr."
Langsam nickte ich, doch bevor nur einer von uns weitersprechen konnte, klopfte es laut und penetrant an der Tür.

„Kann ich reinkommen, oder störe ich euch bei irgendwas?"
Hörten wir gedämpft die heitere Stimme Milas Mutter.

„Nein Mum!" rief Mila genervt.
„Sie denkt immer noch das zwischen uns was läuft." wendete sie sich an mich was mich schmunzeln ließ.

Ihre Mutter trat ein, ein Tablett tragend und auf uns zulaufend.

„Na ihr süßen?" sie zwinkerte uns übertrieben zu und ich konnte beobachten wie Mila unauffällig den Aschenbecher mit den zwei Jointstummeln hinter sich schob.

Scum Where stories live. Discover now