39. Entfremdung

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Claire

Es herrschte merkwürdige Stimmung an unserem Tisch.
Sie war nicht offensichtlich oder einnehmend, sondern eher unterschwellig und kroch somit unbemerkt in jede Pore.

Konzentriert versuchte ich herauszufinden, was das war was mich so unwohl fühlen ließ, von woher es kam.

Meine Nase juckte, doch ich hatte sie gerade eben schon gerieben und eine halbe Minute davor schon mal und davor auch schonmal. Ein viertes Mal infolge wäre zu viel gewesen, mein angeblicher Heuschnupfen, den ich dank dem wärmer werdenden Wetter endlich wieder als Ausrede nutzen konnte, hin oder her.

Meine dunklen Augen wanderten über meine Mitmenschen. Meine Freunde.

Mikes Gesichtsausdruck war wie immer herablassend, gelangweilt, das war nichts neues.
Tim hatte heute ein neues Mädchen auf dem Schoß sitzen und war mit seiner Aufmerksamkeit ganz bei ihr, auch das war nichts besonderes.

Erst als ich bei Unn angekommen war, veränderte sich etwas.
Sie hatte ihr kleines Notizbuch fest umgriffen, blätterte immer wieder die Seiten durch, fuhr mit den Fingern über das Papier. Ihr Gesichtsausdruck wahrte die selbe gelassene, fröhliche Fassade, doch ihre Augen huschten unruhig hin und her.

„Alles gut?" fragte ich leise, doch die anderen waren ohnehin zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
„Ich könnte schwören... das da ne Seite fehlt." murmelte sie.
„Letztens is mir eine rausgefallen und ich hab sie in meine Jacke gestopft aber... die is da nicht mehr. Ich bin mir aber nicht mehr sicher ob es die war von der ich denke das sie es war oder ob es doch nur eine andere war-„

„Unn. Beruhige dich. Du denkst Zuviel. Der Zettel ist bestimmt in deinem Zimmer irgendwo da fliegt doch immer irgendwas rum." besänftigte ich sie und strich ihr über den Rücken.

Unter meiner Berührung spürte ich, wie sie tief ein und aus atmete, sich etwas entspannte und dann kaum merklich nickte.

Meine Aufmerksamkeit wurde auf Mila gezogen, die plötzlich aufstand und ihre Schultasche schulterte.

„Wohin gehst du?" fragte ich, ruhig aber deutlich.
„Hab ne Freistunde."
„Die hab ich auch."

Die Blondine zuckte mit den Schultern.
Ihre abweisende Art passte mir gar nicht.

„wohin gehst du?" fragte ich nochmal, mit mehr Nachdruck in der Stimme.

Genervt seufzte Mila auf.
Meine Augen verengten sich gefährlich.

„Noah abholen."
„Was werdet ihr machen."
„Maniküre."
Gab sie trocken zurück.
In mir begann es zu brodeln.
Seit geraumer Zeit wurde Sie mir gegenüber immer respektloser, ich hatte den Verdacht das sie mir immer mehr vorenthielt, mir nicht mehr alles anvertraute.

Bei der Erwähnung von Noah hatte ich aus dem Augenwinkel bemerkt wie Sofie etwas mehr zusammensackte.
Das kam mir gelegen.

„Dann wünsch ich dir viel Spaß mit dem Jungen der Sofie so verarscht hat."
Er hatte sie nicht verarscht das war mir bewusst, doch das würde ihr ein schlechtes Gewissen machen.

„Sofie kann gerne mitkommen."

Sie wendete sich zu ihr und lächelte sie plötzlich warm an, wechselte ihren Tonfall.

„Ich glaube er würde sich freuen Sof. Ganz ehrlich-„

„Sofie du bleibst hier." unterbrach ich Mila, fixierte sie dabei immer noch ohne auf Sofie zu achten.

„Und du solltest mal mehr darauf acht geben wie du mit mir sprichst."

Mila funkelte mich fassungslos an.
„Ganz ehrlich Claire-„

Doch bevor sie weitersprechen konnte, war ich schon aufgestanden und an sie heran getreten.
„Jetzt bin ich noch nett. Versaus nicht." zischte ich bedrohlich und spürte wie Mila direkt einwenig nach hinten wich.

„Du kannst mich mal."

Damit ging sie, mit schnellen Schritten.
Ließ mich einfach so stehen.

Das wirst du noch bereuen,
Ich lasse nicht zu das du mir weggenommen wirst.







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Ein kurzes Kapitel um mal wieder einbisschen Claire feeling zu schaffen🌚
Langsam läuft es auf das Finale zu, ihr müsst nicht mehr lange warten~

Scum Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt