13. she plays

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Es regnete immer noch in Strömen und ich war immer noch bei Claire.
Nicht nur das, ich musste mir auch eingestehen das ich es irgendwie auf eine mir nicht verständliche Art und weise genoss.
Erstaunlicherweise konnte ich verdammt gute Gespräche mit ihr führen und fand ihre Anwesenheit auch irgendwie angenehm.

Jetzt gerade hantierte Claire in der Küche herum.

„Hast du Hunger?" hörte ich es dumpf, während sie mit ihrem Kopf in einem der Schränke steckte.

Erst jetzt fiel mir auf das ich tatsächlich großen Hunger hatte, denn ich hatte kein Geld gehabt mir etwas in der Schule zu kaufen und zu Hause war wie immer nichts da gewesen was nicht abgelaufen oder alkoholhaltig war.

„N bisschen." gab ich zurück, worauf sie gleich darauf wieder hervorkam und sich aufrichtete, in den Händen mehrere bunte Tüten.

"Such Dir was aus" grinste sie, lief zu mir und ließ den Haufen an Instant Nudel Packungen in meinen Schoß fallen.

„Wie viel hast du von dem Zeug?" fragte ich und musste an der surrealen Menge an ramen die dieses Mädchen anscheinend hortete, lachen.

„Das ist meine Hauptnahrungsquelle... also ja vielleicht ein bisschen mehr als der Autonormalverbraucher."

„ein bisschen" wiederholte ich sarkastisch, schüttelte den Kopf und warf ihr dann eine Packung mit der Aufschrift chicken flavor zu, die sie grinsend fing.

[...]

Das Wasser kochte und Claire setzte sich neben mich aufs Sofa.

„Noah?"

„Hm?"

„Wer ist gestorben, dem du Nähe standest?"

Ich musste ein paar mal blinzeln und schaute sie überfordert an.
Die Frage war so plötzlich und unerwartet gekommen das ich sie erstmal realisieren musste.

Normalerweise würde ich jetzt abblocken.
Denn darüber redete ich nicht.
Nie.
Mit niemanden.
Ich wollte keinerlei Gefühle wieder hochkochen lassen die ich mit der damaligen Zeit verband, wollte mich nicht verletzlich oder angreifbar machen.

Aber irgendwie glaubte ich nicht, das Claire das bei mir versuchen würde.
Bei ihr hatte ich merkwürdigerweise nicht die Befürchtung das sie mir mit meiner Geschichte schaden könnte.
Warum auch immer.
Ich kannte sie kaum, hatte sie bis vor wenigen Stunden noch nicht mal wirklich leiden können und war mir auch nicht sicher ob ich das jetzt überhaupt tat.

Und trotzdem, holte ich tief Luft. Um ihr zu antworten.

„Meine kleine Schwester."

Claire

Es ist merkwürdig, doch als Noah diese drei Wörter ausgesprochen hatte, zog sich in mir etwas zusammen.
So stark und urplötzlich das es schmerzte und ich mir große Mühe geben musste mein Gesicht nicht zu verziehen.

Meine kleine Schwester

Dieser Satz stand nun im Raum, so präsent als könnte man ihn greifen.

„Wie alt... war sie?" fragte ich mich ruhiger Stimme, und in der Stille die entstand hörte man nur das laute klicken des Wasserkochers.

„12" gab er zurück, was mich schwer schlucken ließ. So jung.

Es juckte mich in den Fingern zu fragen, woran sie gestorben sei, denn ich war mir sehr sicher das ich dadurch diesen großen stillen verschlossenen Jungen neben mir um einiges besser kennen lernen würde.

Doch konnte ich das jetzt bringen?

Es war schon ein ganzes Stück das er mir überhaupt davon erzählt hatte wenn man mal bedachte mit was für einer Missachtung er mich seit unserer ersten Begegnung bedacht hatte.

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