Tag der Abrechnung

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,,Ich informiere John und Mary. Wir treffen sie im Londoner Aquarium."

,,Londoner Aquarium?", wiederholte ich irritiert und runzelte die Stirn. ,,Was wollen wir denn da?"

,,Den Fall zu Ende bringen."

Sherlock schickte die Nachrichten ab und endlich sah er mich mal an. Für einen Moment war ich noch irritiert, aber dann schlussfolgerte ich sein Verhalten und hatte das Gefühl, vom Blitz getroffen worden zu sein.

,,Du weißt es, nicht wahr? Du weißt, wer die Agenten damals verraten hat.", meinte ich und er nickte kaum merklich.

,,Ja, das tue ich. Bitte informiere Lestrade! Sag ihm, er soll ins Londoner Aquarium kommen und einen Haftbefehl mitbringen."

,,Und was ist mit dir?", fragte ich verdutzt, als er auch schon Handy ans Ohr schnellen ließ.

,,Ich informiere meinen Bruder!"

Es war bereits dunkel geworden, als Sherlock und ich gemeinsam das Londoner Aquarium betraten. Für mich war diese Sehenswürdigkeit noch nie von Bedeutung gewesen, da ich mit Fischen und anderen Meereswesen nicht sonderlich viel anfangen konnte. Aber heute fühlte es sich fast so an, als würden die Haie, Rochen und anderen Tiere im Wasser Sherlock und mich beobachten, was mir einen Schauer über den Rücken jagte.

Wir gingen den Rundgang entlang und die ganze Zeit über herrschte Schweigen. Ich sah Sherlock an, dass er angespannt war und ich wurde wieder von dem entsetzlichen Gefühl gequält, dass uns was Schlimmes bevorstand. Innerlich betete ich, dass dieser Fall nichts mit Moriarty und seiner ominösen Botschaft zu tun hatte.
Doch ich musste zugeben...so sehr ich den einstigen Todfeind von Sherlock auch hasste...für seine Botschaft war ich ihm sogar dankbar. Denn, wenn sie nicht aufgetaucht wäre, dann wäre Sherlock gar nicht mehr in London und wir alle hätten ihn nie wiedergesehen.

Und als wir einen Besucherraum erreichten, entdeckte ich eine weibliche Besucherin, die auf einer Bank saß und die Fische im Wasser betrachtete. Ich war verdutzt, aber Sherlock schien von ihrer Anwesenheit keineswegs überrascht zu sein.

,,In Ihrem Büro sagte man mir, ich würde Sie hier finden.", sagte Sherlock und die Frau schmunzelte etwas.

,,Das hier war immer mein Lieblingsort für Treffen von Agenten. Wir sind auch so! Geisterhaft...im Schatten lebend..."

,,Raubtierhaft!", fügte Sherlock hinzu, woraufhin die Frau mit den Schultern zuckte.

,,Kommt drauf an, auf welcher Seite man steht."

Ich runzelte die Stirn. Diese Frau kam mir irgendwie bekannt vor und ich zerbrach mir den Kopf darüber, woher. Ich hatte sie schon einmal irgendwo gesehen und auch ihre Stimme war mir bekannt. Aber mir wollte einfach nicht einfallen, woher ich sie kannte.

,,Außerdem müssen wir in Bewegung bleiben, sonst sterben wir.", fuhr sie fort und Sherlock hielt seinen Blick konsequent auf sie gerichtet.

,,Interessanter Ort für den letzten Akt. Ich hätte keinen Besseren auswählen können und ich hatte ja schon immer einen gewissen Hang zum Dramatischen."

Seine Aussage überraschte mich und ich konnte kaum glauben, dass Sherlock dies selbst zugab. Allerdings hatte er sich in den vergangenen Monaten auch ziemlich verändert und dennoch schaffte er es immer wieder, mich zu überraschen.

,,Ich komme nur her, um mir die Fische anzusehen.", nahm die Frau die Konversation wieder auf und erhob sich von ihrem Platz. ,,Ich wusste, dass das eines Tages passieren würde. Das ist wie bei dieser alten Geschichte."

,,Was für eine Geschichte?", hakte ich verwirrt nach, doch Sherlock warf ihr nur einen ausdruckslosen Blick zu.

,,Ich bin ein viel beschäftigter Mann, vielleicht kommen Sie mal zur Sache."

Sherlock - Das Spiel des TodesWhere stories live. Discover now