Tristan

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Ich sah das Blut und den Schmerz in Tristans Augen, als er sich krümmte und stöhnte und mein Herz brach in tausend Einzelteile. Was hatten diese Monster mit ihm gemacht? Hatten sie ihn gefoltert?

„Tr-Tri-Tristan," stotterte ich erneut und machte langsam einen Schritt auf ihn zu, nur um dann von Miro zurückgehalten zu werden. Er ergriff meinen Arm und verhinderte so, dass ich mich dem Verletzten weiter nähern konnte. 

„Siehst du, Cierra," sagte Fynn mit einer kühlen Stimme, „das passiert, wenn man uns Red Moons hintergeht. Also leg dich besser nicht mit uns an." War ihm das alles völlig egal? Wie konnte er bloss so kalt sein? Wie konnte er ruhig daneben stehen, wenn es Tristan so schlecht ging?

Trotz der Tatsache, dass es eine wirklich dumme und unüberlegte Idee war, konnte ich nicht anders und warf ihm die erste Beschimpfung an den Kopf, die ich finden konnte: „Du Monster."

Fynn lachte daraufhin und zog die Augenbrauen in die Höhe, um mich skeptisch zu mustern. Meine Stimme klang vielleicht stark, aber er konnte mir definitiv ansehen, dass ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. So viel Stress und Angst konnte ich nicht ertragen. Ich war nicht eines dieser kaltherzigen Gangmitglieder, die das alles gewohnt waren. Ich hatte ein Herz und Gefühle, und zur Zeit liefen sie alle auf Hochtouren. 

Ich wischte mir eine Träne von der Wange und starrte weiter zu Tristan, während mich Miro immer noch festhielt. Er wollte nicht, dass ich dem Mitglied der Black Devils zu Hilfe eilte. Was war nur aus ihm geworden? Wo war der nette Junge geblieben, den ich aus meiner Schulzeit kannte?

„Fynn, kann ich sie wegbringen? Sie fällt fast um," nahm ich die Stimme von Miro hinter mir wahr, aber in meinem Kopf dröhnte bereits alles. Ich sah, wie sich schwarze Flecken in meiner Sicht bildeten und wie meine Beine langsam nachzugeben drohten. Meine Hände zitterten und ich spürte, wie mir schlecht wurde, aber das durfte mich nun nicht kümmern. 

Ich musste Tristan helfen, das war das Einzige, das zählte. Es musste ihm wieder gut gehen. Er durfte hier nicht sterben, nicht so. 

„Nein, lass sie noch ein wenig, ich will, dass sie begreift, was ich ihr sagen will," antwortete der Anführer und trat einen Schritt zur Seite, so dass ich mehr von Tristan erkennen konnte. Er gab mittlerweile weniger Geräusche von sich, man hörte ihn nur noch unregelmässig atmen. Ein Schauer lief mir über den Rücken.

Ich hielt es nicht mehr aus und riss mich von Miro los, so dass ich nach vorne torkeln und mich neben Tristan auf den Boden fallen lassen konnte. Es kümmerte mich nicht, dass mir danach meine Knie wehtaten. Er war viel wichtiger. 

Ich legte seinen Kopf in meinen Schoss und inspizierte seine Verletzungen, die ziemlich schlimm zu sein schienen. Ich vermutete, sie hatten ihn heftig verprügelt, was ich an den ganzen blauen Flecken an seinem Körper erkennen konnte. Tristans Nase blutete stark und sein rechtes Auge war so sehr angeschwollen, dass er es schon gar nicht mehr öffnen konnte. Ich hoffte einfach, er hatte keine schlimmen inneren Verletzungen, die ich nicht erkennen konnte. 

„I-Ich brauch ein Tuch," stotterte ich und sah zu Miro und Fynn, die mich beide beobachteten, „und Wasser."

Miro wartete anscheinend ab, was sein Anführer dazu sagen würde und dieser schien sich noch nicht sicher zu sein, ob er mir meine Bitte Gewähren oder Abschlagen sollte. Es vergingen einige Sekunden, ohne dass jemand etwas sagte, während ich Tristan mit meiner Hand durch seine Haare fuhr, um ihn zu beruhigen. Ich würde nicht zulassen, dass sie ihm nochmal wehtaten. Das durften sie nicht.   

Er sah so hilflos aus, so verletzlich, so, als könnte er keiner Fliege was zuleide tun. Es interessierte mich nicht, ob er normalerweise ebenfalls ein skrupelloses Gangmitglied war, oder nicht, in diesem Moment brauchte er meine Hilfe und ich würde sie ihm geben.

Gangs - Taken Innocence Where stories live. Discover now