Komplizen

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„Du...du willst Rache?" fragte Fynn nach und ich verdrehte die Augen. Was war daran denn bitteschön so schwer zu verstehen? Ein Wort mit fünf verschiedenen Buchstaben, simpel zu entziffern und einfach zu begreifen.

„Ja, ich will Rache an dem, der alles kaputt gemacht hat," erklärte ich erneut mit fester Stimme und sass im Bett auf, um Fynn besser ansehen zu können. Er tat es mir gleich und befand sich so auf derselben Höhe, wie ich.

„Und wie stellst du dir diese Rache vor?" wollte der Anführer der Red Moons, und seit neustem auch mein Anführer, wissen und sah mir gespannt entgegen. Sonst war er doch auch immer schnell von Begriff, wieso nicht jetzt?

„Naja, keine Ahnung, einen genauen Plan hab ich noch nicht, aber ich will, dass Derjenige dafür bezahlen muss. Wenn es hart auf hart kommt - dann will ich ihn tot sehen."

„W-Wer bist du und was hast du mit Cierra gemacht?" Ich war mir nicht sicher, ob Fynn das im Scherz gesagt, oder ernst gemeint hatte, aber es gefiel mir ganz und gar nicht. Er ignorierte völlig meine Bitte.

„Fokussier dich, verdammt nochmal, das ist wichtig! Ich will Rache, koste es, was es wolle! Und wenn ich alle Anacondas zu Grunde richten muss, bis ich sie endlich bekomme!" stellte ich klar und wurde wütend, als Fynn den Kopf schüttelte.

„Prinzessin," sagte er ruhig, „das geht nicht so einfach, wie du dir das vielleicht vorstellst. Du kennst dich in dieser Gangszene nur annähernd so gut aus, wie ich, glaub mir. Diesen seltsamen Rachefeldzug - den würdest du nur verlieren. In einer Gang geht es nicht um den Einzelnen, es geht um das Team und was für das Team am besten ist, nicht für dich selbst."

„Das ist mir egal," motzte ich und verstand nicht, warum er mir nicht helfen wollte. Einer der Anacondas hatte meine Mutter und wahrscheinlich auch meinen Vater getötet, somit meine ganze Familie, ich musste mich rächen! Es ging gar nicht anders.

„Ich erlaube dir nicht, dich zu rächen. Cierra, eines Tages werden wir dafür sorgen, dass wir die Anacondas aus dem Weg räumen, weil es das Beste für die ganze Gang ist, aber so wie du es willst, so läuft es nun mal nicht." Fynn versuchte sich mir zu nähern, doch ich schupste ihn, stur wie ich war, zur Seite. Er sollte mir jetzt gar nicht mit dieser Tour kommen, schliesslich war er gerade gegen mich.

„Ich will meine Rache aber jetzt! Jetzt sofort! Verdammt, kannst du das nicht verstehen?!" schrie ich frustriert und fuhr mir durch die zerzausten Haare, bevor ich Fynn ein Kissen an den Kopf warf, dem er geschickt auswich, bevor es ihn erreichen konnte.

„Wie stellst du dir das vor, hmm? Dass du einfach in ihr Hauptquartier marschierst, fragst wer deine Mutter erschossen hat und verlangst, dass er sich mit dir duelliert? Das glaubst du wohl selbst nicht! Diese Seifenblase kann ich dir gleich zerplatzen! Das ist eine gefährliche Gangszene, Prinzessin, und ich hab dir schon mehr, als einmal, erklärt, dass es hier nicht um den Einzelnen geht!"

„Mich interessiert das nicht, ich werde bekommen, was ich will," sagte ich wütend und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Ich fühlte mich plötzlich, nur in meiner Unterwäsche und einem zu grossen T-Shirt bekleidet, unwohl.

„Nein, das wirst du nicht," antwortete Fynn wütend, „ich bin dein Anführer und du tust, was ich sage! Ende der Geschichte!"

„Was?! Damit willst du mich aufhalten?!" kreischte ich empört und belustigt, „mit der Anführer-Nummer? Wirklich?! Das zieht bei mir nicht!"

„Oh doch, das tut es, du stures Mädchen, du gehörst jetzt zu den Red Moons! Und bei uns ist mein Wort Gesetz!"

„Das glaubst du doch wohl selbst nicht," sagte ich verzweifelt und schüttelte vehement den Kopf. Dass er diese Karte ausspielen würde, gegen mich, hätte ich niemals erwartet. Eben noch waren wir so nett zueinander gewesen, und nun...

Gangs - Taken Innocence Where stories live. Discover now