Ich stellte das Wasser an und zuckte kurz zurück, als es zunächst eisig kalt, dann jedoch in gewünschter Wärme aus dem Strahl sprudelte. Ich genoss den Moment, den ich ganz für mich allein hatte, um darüber nachzudenken, was mich heute Abend erwarten würde. Wer ist dieser Will und vor allem, warum wollte er ausgerechnet mich kennenlernen? Und wieso war Harry auf einmal so.. komplett anders zu mir und das obwohl ich doch abgehauen bin? Vor mehreren Tagen noch hätte er mir wieder sofort Louis oder einen der anderen Spinner auf den Hals gehetzt und jetzt...? Jetzt löste er Dinge in mir aus, die ich mir mit keiner Silbe auch nur ansatzweise erklären konnte. Meine Gedanken schweiften ab, als ich den Duschhahn abdrehte und nach dem Handtuch greifen wollte, doch.. ich fand es nicht.

Verwirrt streckte ich meinen Kopf nach draußen, doch auch auf den hellen Fließen, war es niergends zu sehen. Eine Gänsehaut zog sich über meine Haut hinweg, je länger ich außerhalb der Duschkabine verharrte. Meine Arme schlangen sich um meinen Oberkörper, während ich vergeblich versuchte mir selbst etwas Wärme zu spenden. Meine Augen wanderten hinauf zu dem Schrank, aus dem Harry mir vorhin bereits eins heraus geholt hatte, doch für mich stand jetzt in erster Hinsicht die Aufgabe im Vordergrund, überhaupt erst einmal bis dort hoch zu kommen. Wer ist bitte auf die geniale Idee gekommen die Handtücher auf der höchsten Regalablagerung zu deponieren? Zitternd streckte ich meine Arme nach oben, doch mir fehlten gut und gerne zehn Zentimeter, außerdem schmerzte mein Bein gehörig bei dieser Aktion.

„Ah Verdammt.", fluchte ich verärgert, während ich noch immer nackt und frierend im Zimmer stand.

„Vermisst du etwas?", vernahm ich nun Harrys Stimme vor der Tür, woraufhin ich erschrocken von der Tür zurückwich, ausrutschte und beinahe Rückwerts in der Badewanne gelandet wäre. „Mia? Was war das?"

So gut es ging, rappelte ich mich auf und rieb mir über den Rücken, welchen in mir irgendwo gestoßen hatte.

„Gehts dir gut? Mia ich komme gleich rein!" Harrys Stimme war ernst, weshalb ich nicht zögerte, um ihm zu antworten.

„Es ist alles gut.", erklärte ich ihm knapp und sah mich hektisch nach etwas um, womit ich meine intimen Zonen bedecken konnte, falls Harry wirklich gleich vor mir stehen würde. Ich schnappte kurzer Hand den Pullover, welchen ich vorhin trug und bedeckte damit meinen Oberkörper, bevor ich zur Tür tapste und sie einen Spalt öffnete. „H..hast du mein Handtuch?"

Meine direkte Frage schien ihn diesmal überhaupt nicht zu überraschen, da er lässig seinen rechten Arm, welcher sich hinter seinem Rücken befand, nach vorn wandern ließ und mich angrinste, während er den weichen Stoff vor seinem Körper ausbreitete.

„Harry.", seufzte ich kopfschüttelnd und wollte mit meiner linken Hand danach greifen, doch Harry machte einfach einen schnellen Schritt zurück, sodass ich nicht mehr hinkommen konnte, da mir ansonsten der Schutz der Tür gefehlt hätte.

„Komm her.", flüsterte er und legte seinen Kopf schief, während er mich unentwegt anschaute.

War das gerade sein Ernst?

„Harry ich bin nackt.", stellte ich klar, während ich noch immer krampfhaft den Pullover gegen meine Brust presste.

„Und?", entgegnete er diesmal, was mich verwirrt den Kopf schütteln ließ.

„Und? Ist das dein Ernst?", lachte ich leicht, während ich noch immer die Hoffnung hatte, dass er mir jeden Augenblick das Handtuch rüber reichen würde und mir dabei sagen würde, dass es nur ein Spaß von ihm war.

Harry blieb still.. schaute mir weiterhin in die Augen und machte nicht den Anschein, sich auch nur in irgendeiner Weise von der Stelle zu bewegen.

„Komm schon Mia.", lächelte er jetzt leicht. „Du weist genau, dass es mir keinerlei Anstrengung kostet zu dir reinzukommen, also mach schon."

Ich schluckte, da mir bewusst wurde wie Recht er hatte und so wie ich Harry einschätzte, hatte er nicht wirklich Hemmungen davor hier einfach rein zu spazieren.

thief of my heart ~stay with me #1Where stories live. Discover now