Kapitel 39

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Eine Spritze.
Ein Wimmern verließ meine Kehle, während ich mich fest gegen die Lehne des Stuhls presste, um dem Höllenteil zu entkommen. Warum tat er mir das an? Leon wusste genau, dass ich Angst vor Nadeln hatte. Was war nur in der Zeit passiert, in der er und Adrian verschwunden waren, dass er so kalt und ich ihm scheinbar vollkommen egal wurde.

Die Verschlusskappe löste sich langsam, so als würde er mich mit Absicht quälen wollen und fiel mit einem leisen Geräusch zu Boden. Vielleicht wollte er dies ja auch, oder es kam mir einfach so langsam vor. Der Griff um meine Schulter verstärkte sich, als Jake bemerkte, wie ich unruhig wurde und am liebsten vom Stuhl springen wollte, aber das würde mich nicht davon abhalten lassen.

Ich wollte keine Spritze bekommen, selbst dann nicht, wenn sie mir helfen, oder Schmerzen nehmen könnte. Leon hatte früher oft genug meine Panikattacken miterlebt, wenn ich eine Impfungen bekommen hatte und jetzt kam er mit sowas an? Das hier vor mir war nicht mehr der beste Freund meines Bruders, der mir immer geholfen hatte, wenn ich in Schwierigkeiten steckte, das hier war eine emotionslose Maschine, der die Gefühle Anderer scheißegal war.

Men Arm wurde ausgestreckt, wodurch ich immer unsicherer wurde und mich begann dagegen zu wehren. Panisch entriss ich ihm meine Hand und versucht dies ebenfalls bei Jake, doch dieser ließ sich leider nicht abschütteln. "Halt still." zischte er und übte mehr Druck aus, was nur zu mehr Angst und Widerstand meinerseits führte.

Als dann Leon erneut die Spritze ansetzte, schlug ich sie ihm im Eifer des Gefechts aus der Hand, wodurch Jake endgültig ausrastete. Mit vor Zorn verzogenem Gesicht riss er mich an den Haaren nach oben, was ich schreiend zur Kenntnis nahm und augenblicklich danach griff. "Jetzt reichts. Der Welpenschutz ist hiermit endgültig vorbei."

Ein Brennen an meiner Wange trieb mir die Tränen in die Augen. Er hatte mich geschlagen. Hilflos sah ich zu Toby, doch dieser stand stumm in einer Ecke und sah regungslos dabei zu, wie meine Psyche erneut unter den Jungs litt. "Gib mir den scheiß Chip." Befahl Jake, Leon, welcher ihm wortlos meinen größten Feind überreichte. Voller Panik wollte ich ihm diesen ebenfalls wegschlagen, doch anstatt des Glasbehälters traf ich seine Schulter, was zwar den gleichen Effekt hatte, nur dass ihm der "Chip" nicht direkt wegen meines Schlages hinunter fiel, sondern weil er stattdessen seine Hände benutzte, um mich aggressiv zu Boden zu schubsen.

Rasend vor Wut stellte er sich vor mich und wollte gerade meinen Arm packen, als ihn Leon auf einmal zurückhielt. "Hey, beruhig dich. Das hat keinen Sinn, wenn du ihn ihr falsch platzierst kann sie verrecken. Ich habe wie gesagt noch was anderes hier, falls sie den Chip nicht will." Versuchte er ihn zu besänftigen, was aber nicht wirklich half.

"Wir müssten ihn ihr erst recht spritzen, damit sie sich merkt, dass man sich nicht mit uns anlegt." zischte er und vergrub dabei seine Finger schmerzhaft in meine Haut, was mich wimmern ließ. "Das bringt dir aber einen Scheißdreck, wenn du ihr für € 60,00 die Hauptschlagader zerfetzt und sie dann dadurch abkratzt. Davon hast du nichts, außer einen unverletzten Stolz." Grummelte Leon und drehte sich um, um die 'bessere' Lösung vorzubereiten, was eine kleine schwarze Box mit einem Lederband war.

"Wenn wir hier fertig sind, gehst du ohne jammern in mein Zimmer." raunte mir Jake leise zu, bevor er die Box entgegennahm und sie um mein Fußgelenk befestigte. Ich konnte darauf nur unzufrieden nicken, da er sowieso nicht darauf reagieren würde. Meine einzige Hoffnung war, dass er mich nicht auch noch vergewaltigen würde. "Du kannst die Fußfessel mit deinem Handy, oder mit diesem Gerät hier verbinden und einstellen, wie weit sie sich davon entfernen darf. Je nachdem, was dir lieber ist." Gab Leon von sich, während er sich an den Esstisch lehnte und mich noch immer aus emotionslosen Augen betrachtete.

Jake entschied sich schlussendlich für das Gerät und stellte es so ein, dass ich mich im Haus frei bewegen konnte, aber nicht nach draußen konnte, zumindest sagte er das. Ob das wirklich stimmte, konnte ich nur herausfinden, wenn ich es ausprobieren würde. Aber um ehrlich zu sein, wollte ich das gar nicht... nicht mehr.

"Von wo hast du die Teile überhaupt her?" fragte Jake auf einmal, weshalb ich meinen Blick von diesem Höllengerät löste und stattdessen zu dem Dunkelhaarigen sah. "Von Tyler. Er meinte, das wären die besten, die es am Markt gäbe." Grinste Leon und trat wieder näher an uns heran und bückte sich, um zu kontrollieren, ob die Fußfessel auch dort saß, wo sie sitzen sollte.

Ein Schauer jagte mir über den Rücken, als er dabei meine Haut berührte. Erschrocken von diesem plötzlichen Gefühl zuckte ich zurück, weshalb er sofort aufsah und sich räuspernd zurückzog. "Du musst die Fessel noch aktivieren." murmelte er und entnahm Jake das Handy, wodurch kurz darauf ein leiser Piepton ertönte und drei kleine Lichter auf dem schwarzen Gerät aufleuchteten.

"Das Gerät sorgt dafür, dass sie sich nicht vom Haus entfernen kann und mit dem Handy kannst du die Schocks manuell steuern, falls es Mal verrückt spielen würde, oder..." Die Beiden tauschten einen Blick aus und Jake schien sich sofort auszukennen, da er grinsend nickte und dann sein Handy einsteckte.

Im selben Moment erschien Manuel in der Tür, welcher sofort zu Jake lief. "Wir haben den ganzen Müll weggeräumt den ihr verursacht habt und Simon bringt Michelle gerade dorthin zurück, wo sie herkam..." sprach er leise, aber doch noch so laut, dass ich es auch verstand.

"Okay... Lina, wir sind hier fertig. Geh nach unten." befahl mir Jake, weshalb ich nickte und aus dem Raum ging, aber blieb sofort stehen und versteckte mich hinter der Tür, als Leons Stimme ertönte. "Weißt du wer sie ist?" fragte er seinen besten Freund. "Ne Bitch, die mir die Nerven raubt." Grummelte dieser daraufhin, woraufhin Leon etwas erwiderte, das ich aber nicht mehr verstand, da ich schnell in Jakes Zimmer sprintete, als Schritte ertönten, die sich mir näherten.

Schweratmend stand ich in dem Raum und versuchte mich beruhigen, was leichter gesagt, als getan war. Aber Jake durfte nicht bemerken, dass ich sie belauscht hatte, er würde mich töten. Erschrocken drehte ich mich um, als die Tür mit einem lauten Knall aufschwang. "Abhauen, lügen, mich warten lassen, mir in die Eier schlagen, Tobys Handy klauen, deine kleine beschissene Freundin anrufen, noch einmal abhauen und dann noch so einen scheiß Aufstand wegen einer simplen Spritze... Achja und nicht zu vergessen... uns zu belauschen... da hast du dir eine ganz schöne scheiße eingebrockt. Und glaub mir, dieses Mal werde ich nicht stoppen."

Captured! - Slow UpdatesWhere stories live. Discover now