Kapitel 12

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Diese Nacht hatte ich kaum geschlafen, entweder ich wurde von Albträumen geplagt, oder ich hatte Angst, dass sich Toby auf mich stürzen würde. Wie so ein Raubtier... Was aber zum Glück nicht passierte. Das einzige was er getan hatte und mir dabei fast einen Herzinfarkt beschert hatte, war dass er mich mitten in der Nacht von hinten umarmt und mich als Kuscheltier missbraucht hatte.

Ein weiterer Grund, warum ich nicht schlafen konnte und die ganze Zeit mit weit aufgerissenen Augen aus dem Fenster gestarrt hatte. Mittlerweile war es ungefähr 6 Uhr und die Sonne war bereit vor wenigen Minuten aufgegangen. Toby schlief allem Anschein nach noch und ich beobachtete ein paar Vögel, die vor dem Fenster hin und her flogen.

Wie gerne wäre ich jetzt auch einer von ihnen, könnte mich frei bewegen, konnte alles tun und lassen was ich wollte. Ich könnte ein unbeschwertes Leben, ohne Toby, Manu, Simon und Jake führen und ich wäre frei. Aber so war es nicht. Ich war weiterhin hier in diesem verdammten Haus eingeschlossen und konnte nur erahnen, wie sich die Vögel da draußen fühlten.

Verwirrt sah ich auf, als auf einmal laute Motorgeräusche ertönten, die immer näher kamen und lauter wurden. War das ein Auto? Hoffnung keimte in mir auf, vielleicht war das meine Rettung! Ich musste es versuchen! Zögernd drehte ich mich um, sodass Toby und ich Bauch an Bauch aneinander gekuschelt waren, zum Leiden meinerseits.

Er schlief zum Glück noch tief und fest, weshalb ich die Chance ergriff und mich so vorsichtig wie möglich aus seinem Griff befreien wollte. Aber leider nicht vorsichtig genug, was ich dann auch gleich bemerkte, als er mich grummelnd wieder näher zu sich zog, dies führte dazu, dass die Panik in mir immer weiter stieg.

"Halt still." Seufzte er während ich mich erschrocken hin und her wandte. "Das ist nur Jake... hier kommt niemand anderes her." Warte. Was? Enttäuscht gab ich es auf, mich gegen ihn zu wehren. Ich konnte es kaum fassen, dies sagen zu müssen, aber zum Glück war Toby noch rechtzeitig aufgewacht und hatte mich nicht ins offene Messer laufen lassen.

Ich war mir ziemlich sicher, dass mich Jake ohne zu zögern verprügelt oder umgebracht hätte, wenn er mich entdeckt hätte. Mittlerweile war ich an einem Punkt angekommen, wo ich ihm wirklich alles zutraute und das obwohl ich ihn noch nicht einmal richtig kannte. "Was?" lachte Tobias spöttisch. "Dachtest du etwa dein Ritter in glänzender Rüstung käme vorbei, um dich zu retten?"

Beleidigt sah ich weg und zog den Kopf schüchtern ein. Ja, genau das hatte ich gedacht... oder zumindest gehofft. "Oh Gott, bist du Naiv." Verspottete er mich und richtete sich lachend auf. Na schönen Dank auch... stumm blickte ich auf die dunkelblaue Bettwäsche, während ich seine Brust, aufgrund seines Lachkrampfes, vibrieren spürte.

Auch wenn sein Lachen eigentlich wunderschön melodisch klang, mochte ich es nicht, vielleicht aus dem Grund, weil er sich über mich amüsierte. Über mich und meine Naivität, welche ich leider nicht einfach so abstellen konnte. Kurz darauf hörte man, wie oben die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde.

"Hast du das gehört?" fragte mein Entführer belustigt. "Dein Retter in der Not ist gekommen." Verhöhnte er mich weiterhin, während ich mich am Liebsten im Bett vergraben hätte und die wieder raus gekommen wäre. Doch dazu musste ich es erst einmal schaffen, mich aus seinem Griff zu befreien.

Was aber schlicht und einfach gesagt, unmöglich war. "Jetzt beruhige dich Mal, das war doch alles nur ein Scherz." Grinste er und behielt mich an Ort und Stelle. Ein Scherz... Ein Scherz sollte eigentlich lustig sein... ich fand es jedoch alles andere als lustig. Während Toby sich langsam wieder in den Griff bekam, ertönten draußen am Gang feste, bedrohliche Schritte, die genau vor der Zimmertür zu stehen kamen.

Es war Jake, da war ich mir ziemlich sicher... Meine Vermutung bestätigte sich, als die Tür aufschwang und eine angsteinflößende Gestalt zum Vorschein kam. "Guten Morgen." Grinste er, seine Augen wirkten düster, furchterregend. Unsicher rückte ich zurück, weswegen mich Toby genervt losließ. "Alter, du störst, außerdem ist es noch mitten in der Nacht." motzte er herum, weshalb Jake nur die Augen verdrehte und näher zum Bett kam. Sein Blick war unaufhörlich auf mich gerichtet.

"Keine Sorge, bin gleich wieder weg, wollte nur mein Püppchen abholen." Sein Püppchen?! "Was hast du mit ihr so früh am Morgen vor?" fragte mein Entführer verwirrt, während Jake mir mittlerweile so Nahe war, dass er mich mühelos an sich ziehen und bewegungsunfähig machen hätte können. Doch das einzige was er tat, war sich vor mir aufzubauen. Er wollte spielen. Er wusste genauso gut wie ich, dass ich keine Chance gegen ihn hatte und das nutzte er schamlos aus.

Er musste nichts anderes tun als warten, darauf, dass ich freiwillig zu ihm gekrochen kam. Aber eins konnte ich ihm versichern, darauf konnte er lange warten. "Ich wollte ihr was zeigen... und sie ein wenig herumführten." Sprach er gelassen, ließ mich nicht aus den Augen. "Was wolltest du ihr zeigen?" fragte Toby misstrauisch, was mir gar nicht gefiel.

Wenn er schon so viel Misstrauen seinem Bruder gegenüber hatte, musst doch irgendwas passieren... irgendwas, das mir gar nicht gefallen würde. "Das wird sie schon noch sehen..." Noch immer wartete er darauf, dass ich mich ergab, während Tobias seufzend die Augen schloss. "Ich vertraue dir Mal, dass du nicht ausrasten und sie umbringen wirst."

"Das liegt ganz bei ihr und ihrem Verhalten." Entgegnete Jake teuflisch grinsend. War nun der Zeitpunkt gekommen, wo ich zu meinem Selbstschutz lieber aufgeben sollte? Aber ich wollte ihm nicht die Genugtuung vermitteln! Andererseits wollte ich ihn aber auch nicht noch mehr reizen... Was sollte ich denn jetzt tun?

Captured! - Slow UpdatesDonde viven las historias. Descúbrelo ahora