Kapitel 10

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As wir angekommen waren, standen wir vor einem riesigen Haus am Meer. Weit und breit konnte man nur Sand und Wasser erkennen. Keine einzige Menschenseele, mit Ausnahme von Jake und Toby war zu sehen.

Enttäuscht drehte ich mich wieder nach vorne, blickte direkt in Tobys Augen, welcher sich dann aber sofort wieder abwand. Wie lange hatte er mich schon so angesehen? Und vor allem warum?

"Zeit zum Aussteigen." Grinste Jake und stieg fast gleichzeitig mit Toby aus, bevor er meine Tür öffnete und mir andeutete, es ihm gleich zu tun. Blieb mir denn überhaupt noch eine andere Wahl? Selbst wenn ich mich weigern würde, würde es Nichts helfen.

Innerhalb weniger Sekunden hätte er mich gewaltsam rausgezogen und wahrscheinlich auch noch geschlagen. Dies war auch der Grund, warum ich widerstandslos aus dem Wagen kletterte und mich von dem jungen Mann zum Haus führen ließ.

Wo genau in diesem Moment Simon die Tür öffnete und uns herzhaft begrüßte. "Hey Leute... und äh..." fragend sah er mich an. Hatte dieser Vollpfosten etwa wirklich meinen Namen vergessen? Wir gingen zwei Monate in die selbe Schule, sogar in die selbe Klasse, waren zwei Monate sehr gut befreundet... jedenfalls dachte ich das und er vergaß einfach meinen Namen?!

Und doch hätte ich damit rechnen müssen, dass etwas nicht stimmte, als er so zielstrebig auf mich zukam und mich fragte, ob ich die Neue sei. Er war selber Neu, er konnte das nicht einmal wissen.

Damals dachte ich noch, ich hätte so verloren in dem riesigen Gebäude ausgesehen. Und das obwohl ich nichts anderes tat, als die anderen Schüler auch taten. Ich hätte auf Nadine hören sollen. Sie fand ihn von Anfang an komisch und mochte ihn nicht.

Aber nein, ich war so naiv und vertraute ihm... warum war ich nur so verdammt dumm? "Weitergehen, Puppe. Nicht stehen bleiben." Belustigt schob mich Jake weiter, mehr in Richtung des Verräters. Und ich ließ es auch noch zu, da ich mich sowieso nicht gegen ihn hätte wehren können. "War nur ein Scherz, meine geliebte Lina." Sprach Simon weiter, was ich aber im Gegensatz zu ihm gar nicht lustig fand.

Früher mochte ich sein Lachen, es war so hell und klar und sein rechtes Auge zuckte dabei immer. Doch nun fand ich es einfach nur abstoßend und zum Verachten. "Du bist so ein Arschloch.", rutschte es mir auf einmal raus und hätte es am liebsten gleich wieder zurückgenommen, aus Angst vor den kommenden Schlägen.

Diese blieben aber zum Glück aus. Das Einzige was passierte war, dass sich Jakes Griff um meinen Arm verstärkte und Simon hörte auf zu lachen. Was in gewisser Art und Weise auch ganz gut war.

"Nicht so frech, Puppe. Sonst passiert noch etwas, das dir gar nicht gefallen wird." Raunte mir Jake leise ins Ohr, wobei er es nicht unterlassen konnte, meinen Hintern zu begrabschen. Zitternd nickte ich und hoffte er würde seine Hand endlich wieder entfernen.

Doch sie blieb dort wo sie war. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich wieder etwas anhatte. Wobei etwas in diesem Fall relativ war, da ich in einem Hauch von Nichts steckte. Die Hotpant reichte mir knapp über den Po und das Shirt war so dünn, dass man den BH darunter erkennen konnte.

Mich musste einer dieser Vollidioten angezogen haben. Wenigstens hatte mir dieser Jemand die Fesseln abgenommen, weshalb ich mir schnell über die schmerzenden Handgelenke rieb, was aber dazu führte, dass sie noch mehr brannten.

Unsicher drehte ich mich zu Jake um, welcher zwangsweise seine Hand von mir lösen musste und mich daraufhin nur mit gehobener Augenbraue ansah. "W-wer hat mich angezogen?" fragte ich mit brüchiger Stimme und den Tränen nahe. Ich wollte lieber nicht wissen, ob derjenige noch mehr von mir gesehen hatte. "Warum willst du das wissen, Puppe?" fragte er und benutzte erneut diesen komischen Kosenamen, der mich wertlos fühlen ließ.

Captured! - Slow UpdatesWhere stories live. Discover now