Kapitel 27

143 10 26
                                    

Unbewusst versteckte ich mich ein wenig hinter Tobias. Ich konnte nicht glauben, dass ich ihn noch vor wenigen Tagen vor Jake und Toby beschützen wollte. Denn so wie er mich ansah, hätte er mich am Liebsten in der Luft zerfetzt. Zumindest vermutete ich, dass er so über mich dachte.

Da ich aus seinen toten Augen leider nichts lesen konnte. Allgemein wirkte er auf mich mehr tot als lebendig und einzig und alleine seine Brust, die sich stetig hob und senkte, verriet mir, dass er noch lebte.

Dunkle Augenringe zierten seine ausdruckslosen fast schwarzen eingefallenen Augen, sein Gesicht war bleich wie das eines Gespenstes. Und seine schwarzen Haare hingen ihm fettig ins Gesicht. Die Kleidung die er trug hing an ihm wie ein nasser Kartoffelsack, man brauchte nicht viel Fantasie um zu wissen, dass er abgemagert war und erst jetzt bei genauerem betrachten fiel mir auf, wie sehr er am ganzen Körper zitterte.

War das, das was Drogen aus einem Menschen machten? Der Blick des halbtoten durchbohrte mich wie ein Speer, ließ mich nackt und hilflos fühlen. Es waren erst wenige Sekunden vergangen und doch fühlte es sich so an wie Stunden, in denen er mich anstarrte. Und erst als er sich nach einer Weile desinteressiert von mir abgewandt hatte, bemerkte ich, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte.

"Das ist er also..." mit großen Augen fuhr ich herum und entdeckte Jake, welcher gelassen hereinspazierte. Ohne uns zu beachten trat er näher an den Tisch heran, was dazu führte, dass der junge Mann langsam seinen Blick hob und ihn durchdringend ansah. Jake ließ sich davon aber nicht wirklich beirren und musterte ihn mit emotionslosen Blick.

"Ich habe gehört, du hättest das Geld..." kam es kalt von ihm, während er sich am Tisch abstützte und ihn bedrohlich ansah. Hätte er mich so angesehen, hätte ich wahrscheinlich eine Panikattacke bekommen und ihm alle meine tiefsten Geheimnisse verraten. Aber den 19-Jährigen schien es ziemlich kalt zu lassen, ausdruckslos nickte er und wandte dann seinen Blick ab. Was Jake misstrauisch beobachtete.

"Du weißt, was passiert, wenn du uns verarscht..." erneut nickte er, bevor er in seine Jackentasche griff und einen vergilbten Umschlag auf den Tisch legte. Erleichtert atmete ich aus. Er hatte das Geld und würde heute nicht qualvoll umgebracht werden. "Öffne ihn." Knurrte Jake angepisst und sah ihn sauer an. Was war denn jetzt mit ihm los?

Auch der junge Mann schien zu bemerken, dass mit ihm gerade echt nicht zu spaßen war, da er ihn ohne zu zögern öffnete. "Als ob ich so dumm wäre und ne Briefbombe verpacken würde." Murmelte er mit rauer Stimme, bevor er ihn wieder zurück auf den Tisch legte, wo mich sofort ein paar lilane Scheine anstrahlten.

Wieviel Kohle hatte er denen denn geschuldet?? Das waren ja mit Sicherheit mehrere Tausender! "Bevor ich jetzt das Geld durchzähle und kontrolliere.... willst du mir vielleicht noch was beichten?" Fragte Jake ohne mit der Wimper zu zucken, bevor er das Geld aus dem Umschlag entfernte.

Der Mann schüttelte daraufhin nur mit dem Kopf, was Jake verächtlich grinsen ließ. "Ach wirklich, gar nichts?" Was führte er im Schilde? Der spielerische Ton in seiner Stimme gefiel mir ganz und gar nicht. Erneut kam ein Kopfschütteln von dem Gegenüber. "Warum bist du dann so nervös?" Nervös? Er war doch nicht nervös...

Für mich sah er mehr so aus, als würde ihn das Alles hier gar nicht interessieren...

Grinsend fing Jake an, das Geld aufzuteilen auf zwei Stapel, wobei einer um einiges kleiner, als der Andere war. "Also wirklich jetzt Elias, ich bin enttäuscht von dir..." erschrocken zuckte ich zusammen, als Jake ausholte und ihm einen harten Fausthieb verpasste, sodass der Kopf des Mannes, der anscheinend Elias hieß, zur Seite geschleudert wurde und er sich mühsam wiederaufrichtete.

Die Haut an seiner Wange war aufgeplatzt und aus seiner Nase trat ununterbrochen Blut, welches den Tisch verunstaltete. "...sogar unsere kleine, unschuldige, dumme, naive Lina hier, hätte gecheckt, dass das hier Falschgeld ist." Knurrte er und zeigte auf den größeren Stapel, was ein wenig Empörung in mir auslöste. Und das obwohl ich wusste, dass er recht hatte.

Ich war klein, unschuldig, dumm und naiv. Aber ich mochte es nicht, dass er es sofort überall herumposaunte. Mit einem unwohlen Gefühl im Bauch, wollte ich mich hinter Tobias verstecken, als der kalte Blick von Elias wieder auf mich traf, doch mein Entführer schob mich sofort wieder vor sich, da er anscheinend dachte, dass ich abhauen wollte.

Somit sollte er sich eigentlich nicht wundern, weshalb ich mich jetzt mit meinem Rück an ihn presste. Wäre ich bei klarem Verstand gewesen, hätte ich das wohl nice gemacht. Aber das war ich nicht.

Ich war von den Schmerzmitteln benebelt -wobei ich mittlerweile bezweifelte, ob die wirklich legal waren- und von Angst gepeinigt, folglich nicht mehr bei klarem Verstand. "Du weißt was jetzt passiert, nicht wahr?" Grinste Jake, wobei sogar ich die Vorfreude in seinem Blick bemerkte. Egal was er vorhatte, ich wollte es nicht sehen.

Captured! - Slow UpdatesDove le storie prendono vita. Scoprilo ora