Kapitel 36

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Beim Treffpunkt angekommen kontrollierte ich noch ein letztes Mal, ob die Waffe auch wirklich dort saß, wo sie sein sollte. Bevor ich ausstieg und auf die dunkle Gestalt zulief, die mittlerweile schon eine ganze Zeit warten musste. "Da bist du ja endlich." Gab der Schwarzhaarige deutlich genervt von sich, nachdem er sicher gegangen war, dass sich niemand in unserer Nähe befand.

"Weißt du eigentlich, wie lange ich schon auf dich warte, du Pisser." Beleidigte er mich sofort, noch ehe ich vor ihm angekommen war. "Halt die Fresse und rück lieber Mal die Kohle raus, bevor ich ungemütlich werde." Feuerte ich sofort zurück und funkelte ich bedrohlich an.

Dank Jake wusste ich, wie ich mit solchen Vollidioten umgehen musste. Wie zu erwarten zog der Pisser sofort seinen Schwanz ein und überreichte mir das Geld mit einem misstrauischen Gesichtsausdruck. Geht doch, dachte ich genervt und fing an die Scheine auf Fälschungen zu kontrollieren. Nachdem ich grob nachgerechnet habe, gab ich ihm als Tausch seine Drogen und kehrte ihm dann den Rücken zu, um wieder nach Hause zu fahren. Der Idiot war zum Glück mit seiner Ware zufrieden und ließ mich widerstandslos gehen, was ich dann auch sogleich tat. Nur ungerne wollte ich noch länger hier an der Öffentlichkeit verweilen.

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Zuhause angekommen hörte ich bereits die Stimmen meines Bruders und die eines Mädchens, welches ganz eindeutig nicht Lina war. Gelangweilt marschierte ich ins Esszimmer, wo ich die beiden Turteltauben flirtend vorfand. Mit zerzausten Haaren, mehreren Knutschflecken an ihren Hälsen hockten sie aufeinander und konnten anscheinend die Finger nicht voneinander lassen. "Hey." begrüßte ich Jake und seine neue Flamme, während ich mich unauffällig nach Lina umsah, welche sich aber nicht hier befand.

"Wo ist Lina?" fragte ich, noch bevor mir einer der Beiden antworten konnte. Wobei ich vermutete, dass die Bitch auf seinem Schoß mich sowieso nicht begrüßt hätte. Aber mir wars recht, spätestens morgen würde ich sie sowieso für den Rest meines Lebens nicht mehr sehen. "Duschen." Antwortete er knapp und zog an seinem Joint, was ich schluckend zur Kenntnis nahm. Jetzt entdeckte ich auch die tiefen Augenringe unter seinen Augen.

Die letzten Tage mussten hart für ihn gewesen sein. Normalerweise nahm er nur dann Drogen, wenn es ihm psychisch wirklich schlecht ging und er keinen Ausweg mehr sah. Selbst jetzt wo er seine emotionslose Maske trug, wusste ich, dass in seinem Inneren ein Wirbelsturm wehte, welcher einfach nur darauf wartete, endlich ausbrechen zu dürfen. "Wie lief der Deal?" Lenkte er von sich mit kalter Miene ab, als ihm offensichtlich auffiel, dass ich ihn genauer unter die Lupe genommen hatte. Er wusste, dass ich was ahnte.

Wortlos warf ich ihm das Geld zu und drehte mich enttäuscht von ihm weg. Eines was ich in den letzten Jahren gelernt hatte, nachdem er wieder zurückgekommen war, war, dass man ihn niemals nach seinem Wohlergehen oder seiner Vergangenheit fragen sollte, da er dich entweder vollkommen ignorierte oder ausrastete. Und da ich nicht gerade scharf darauf war, erneut mit einem Veilchen durch die Gegend laufen zu müssen, machte ich mich stattdessen lieber auf den Weg zu Lina.

Schon von weiten konnte ich das Wasser der Dusche rauschen hören und warum auch immer, löste dies ein beengendes Gefühl in meiner Magengegend aus. "Lina?" rief ich und klopfte an die Tür an, welche eindeutig abgeschlossen war. Hatte Jake ihr nicht gesagt, dass sie offen lassen sollte? Als keine Antwort kam, wiederholte ich mich und versuchte es erneut, nur ein wenig lauter.

Doch erneut bekam ich keine Rückmeldung, wodurch sich das schlechte Bauchgefühl verstärkte und ich kurzerhand den Ersatzschlüssel aus meiner Hosentasche fischte. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet... Mir war es egal, dass ich sie jetzt nackt sehen und sie völlig verschrecken würde, wäre ja nicht das erste Mal gewesen.

Der Schlüssel in meiner Hand fühlte sich auf einmal viel schwerer an und zitterte, als ich ihn ins Schlüsselloch steckte, wodurch der auf der anderen Seite mit einem lauten Klimpern zu Boden fiel. Mit einer kurzen Umdrehung schwang die Tür auch schon auf und ließ mich Einblick gewähren. Mit einem mulmigen Gefühl trat ich ein und bemerkte sogleich das ganze Blut. Fuck, was war hier passiert?

Inmitten von gefühlt tausenden von Glasscherben hatte sich eine Blutlache gebildete, welche mich spöttisch auszulachen schien. Hektisch sah ich mich um und drehte die Dusche ab, welche nur sinnlos Wasser verschwendete. Wo war Lina und warum zum Teufel war da so viel Blut?

Als ich meinen Blick ein wenig nach oben schweifen ließ, schienen sich meine Fragen wie von selbst zu beantworten. Das Fenster war kaputt und an den scharfen Glaskanten klebte noch mehr von dem roten Zeug, dieses Miststück war abgehauen und Jake war viel zu beschäftigt mit seiner Hure, wodurch er es nicht bemerkt hatte!

Rasend vor Wut stürmte ich in Manuels Zimmer. "Manu! Sie ist weg!" rief ich panisch, bevor ich mich auch schon wieder auf den Weg nach oben machte. Wohlwissend, dass er mir ohne nachzufragen folgen würde. Er kannte sich auch ohne lange Erklärungen aus. Meinen Bruder würde ich vorerst nicht mit einbeziehen. Warum, wusste ich nicht wirklich. Vielleicht, weil er sie sofort ohne zögern töten würde und ich keine weitere Chance hätte, sie zu knallen.

Dies versuchte ich mir zumindest einzureden, während ich nach draußen stürmte und von links nach rechts sah. Wo war diese kleine Ratte nur hin? Und wie konnte sie es nur wagen, sich gegen uns zu stellen? Als ich meinen Blick für einen kurzen Moment nach hinten schweifen ließ, bemerkte ich, dass uns auch Simon gefolgt war. Er schien alles mitgehört zu haben und da ich gerade keinen Bock darauf hatte, ihn wieder reinzuschicken, da das sowieso völlig unmöglich war, beschloss ich ihn an meinen Entscheidung teilhaben zu lassen.

"Manu, du fährst mit dem Auto die Straße ab, Simon du gehst nach links und ich nach rechts. Wenn ihr sie gefunden habt, ruft mich an." Befahl ich ihnen, unterdessen ich mich bereits auf den Weg machte. Kurz darauf hörte man auch schon, wie mein bester Freund mit raunendem Motor davon brauste. Da man in weiterer Entfernung keine Gestalt irgendwo wahrnehmen konnte, beschloss ich einen kurzen Abstecher in Jakes Wald zu riskieren. Wobei ich aber nicht dachte, dass sie so dumm wäre und sich hier verstecken würde.

Denn auch, wenn der Wald groß war, konnte man ihn schnell durchforsten, da die Abstände zwischen den Baumstämmen riesig waren. Die Kugelhülsen knirschten unter meinen Füßen, als ich von Baum zu Baum rannte und meinen Blick hektisch über den Boden schweifen ließ. Meine einzige Hoffnung war es im Moment, dass die Jungs sie finden würden, wenn sie sich nicht hier versteckte.

Den Schmerz an meinen Beinen ignorierend, welcher durch die ganzen Dornen und Äste verursacht wurde, lief ich weiter und gelangte auch schon bald an den Zaun, der das Grundstück abgrenzte. Da ich es der Kleinen nicht wirklich zutraute in ihrem Zustand irgendwo hochgeklettert zu sein, streifte ich entlang des Stacheldraht-Gitters weiter und behielt meine Umfeld weiterhin gut im Blick, während meine Erwartungen sie zu finden, immer mehr schrumpften. Ich wusste ja noch nicht einmal, wie lange sie schon abgängig war.

Was war, wenn sie schon vor Stunden abgehauen und auf die Straße geflohen war? Auch wenn die nächste stärker befahrene Straße einige Kilometer entfernt war, war es nicht auszuschließen, dass sich hin und wieder Mal ein Auto hierhin verirrte.

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Hejo :)

Ich habe es auch Mal wieder auf die Reihe bekommen, dass ich was hochlade xD

Wie gefällt euch eigentlich mein Buch, bzw. mein Schreibstil?

Ich habe so das Gefühl, dass es mir bei diesem Kapitel nicht ganz so gut gelungen ist, Tobys Emotionen und auch allgemein die ganze Situation zu beschreiben :/

Naja, wenigstens habe ich jetzt endlich meine Schreibblockade überwunden 😍

Lg.: Lisa ♡

Captured! - Slow UpdatesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt