Kapitel 22

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Kaum zehn Minuten später ertönten komische Geräusche von oben. Es schien, als würde das totenstille Haus zum Leben erwachen und ich konnte nur hoffen, dass das Kommende nicht allzu schlimm werden würde. Und die Hoffnung stirbt ja zuletzt... und bei mir... bei mir starb sie.

Feste Schritte ertönten von oben, stapften laut und bedrohlich die Treppe nach unten, lösten Schweißausbrüche und hektische Atmung bei mir aus. Gleich wäre er hier. Gleich würde er was weiß Gott was mit mir anstellen. Die Schritte kamen näher, mein Herz pochte schneller, nur noch ein paar Meter und er würde sich direkt vor der Tür befinden.

Keuchend sah ich mich um, suchte ein passendes Versteck, doch da war es auch schon zu spät. Mit einem leisen Quietschen schwang die Tür auf, ließ mein Herz für einen kurzen Moment aussetzen. Wie zu erwarten stand Simon in der Tür mit einem bedrohlichen Blick und einer angsteinflößenden Körperhaltung.

Ein paar Sekunden lang sahen wir uns nur an. Besser gesagt er, denn ich versuchte kläglich seinem Blick auszuweichen. "Komm her." Seine schneidende Stimme durchbrach die drückende Stille zwischen uns. Irgendwas war anders an ihm. Ich wusste nur noch nicht was.

"Na los, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit." zischte er und bedachte mich mit wütenden Blicken. Ich sollte ihn lieber nicht allzu sehr aufregen, er sah nämlich nicht so aus, als wäre er für Späße aufgelegt. Widerwillig richtete ich mich auf und trat langsamen Schrittes zu ihm, was er nur mit einem Augenverdrehen kommentierte.

Seine große kalte Hand zog mich an sich, ließ mich erschaudern. "Das was jetzt gleich passieren wird, darf niemand erfahren, verstanden?" Knurrte er, umgriff meinen Arm fester, fügte mir noch mehr Schmerzen zu. Wenn das Mal kein blauer Fleck wurde...

"J-ja." hauchte ich verkrampft, wollte einfach nur, dass er mich loslassen würde, während er zufrieden über meine Antwort nickte. "Gut, denn ansonsten wird es dir nachher ganz schön an den Kragen gehen... und nur Mal so, als kleine Info am Rande,... wenn du es jemandem erzählen würdest, würde Jake trotzdem dich zu Verantwortung ziehen." Erwiderte er mich einem dreckigen Grinsen, was mich zu Boden sehen ließ.

Ich hatte eine große Vorahnung von dem, was jetzt gleich passieren würde und ich hatte Angst davor. Riesen Angst. Ein Ruck durchzog meinen Arm, als er mich hinter sich herzog und mich schlussendlich in sein Zimmer schubste... auch bekannt unter meiner ganz persönlichen Hölle...

Er berührte mich an Körperstellen, wo mich niemals ein wildfremder Mann berühren sollte.
Er küsste mich an Stellen, wo mich niemals jemand gegen meinen Willen küssen sollte.
Und er stellte Sachen mit meinem Körper an, die niemals ohne Liebe passieren sollten.

Kurz gesagt... er hatte fast das selbe getan wie Tobias... nur viel ausführlicher und gewalttätiger.

Wenn ich ihm nicht gehorchte, schlug er mich. Wenn ich schrie, verletzte er mich. Wenn ich mich gegen ihn wehrte... zerstörte er mich.
Alles in Allem... es war der schlimmste Schmerz den ich jemals zu spüren bekam. Und ich konnte es kaum fassen, aber tief in mir wünschte ich mir,... dass Jake mich vorhin im Wald nicht verfehlt hätte. Ich wünschte mir, dass ich nie so naiv gewesen wäre und mich mit Simon angefreundet hätte... ich wünschte mir, dass ich nie geboren worden wäre.

Nachdem Simon diese unanständigen Dinge mit mir angestellt hatte, hatte er sich schlafen gelegt und mich ignoriert. Natürlich nicht ohne mich vorher noch zu beleidigen und mich ein letztes Mal zu schlagen, da ich angefangen hatte zu weinen.

Tja und jetzt saß ich hier, in der Ecke und weinte lautlos, um Simon nicht aufzuwecken. Ich würde so gerne meine ganzen Gefühle rauslassen, kreischen, auf ihn einschlagen, nur um den Kummer zu vergessen... aber ich tat es nicht. Und ich würde es auch nie tun.

Lieber saß ich hier in der Ecke und starb langsam Stück für Stück innerlich vor mich hin, bevor ich mir noch mehr Ärger einhandeln würde. Zu groß war die Angst davor, was passieren würde, wenn er durch mich wach werden würde. Denn noch einmal würde ich das nicht überstehen.

Jeder einzelne Knochen in meinem Körper schmerzte und ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass ich aus lauter Schlafmangel schon paranoid wurde, denn ich hörte die ganze Zeit Schritte von oben, was aber nicht real sein konnte. Denn es war außer Simon und mir niemand im Haus.

Zitternd umarmte ich meine nackten Beine, versuchte mir so Wärme zu spenden. Es war verdammt kalt, aber ich wollte nicht zu Simon unter die Decke kriechen und meine Kleidung lag zerrissen am Boden und nützte mir somit eher weniger. Bibbernd saß ich in der Ecke, wo die Wand saukalt war, aber ich wollte so weit wie möglich von dem blonden Monster weg...

Oh Gott, ich wurde immer paranoider! Jetzt bildete ich mir schon ein, dass jemand vor der Tür stand. Warte... da war ja wirklich ein Schatten! Ich konnte förmlich spüren, wie mein Herz zu zerplatzen drohte. Mein Brustkorb wurde immer enger, mein Atem immer flacher. Ich hielt das nicht mehr aus! Ich wollte kreischen, doch das einzige was meine Lippen verließ, war ein armseliges Wimmern.

Voller Panik drückte ich mich fester in die Ecke, was aber nichts half, da mich die Person trotzdem entdecken würde. Wer war das? Tobias und Manuel konnten es nicht sein, die waren gerade erst vor ein paar Stunden gefahren und sie hatten gesagt, wie würden erst morgen Vormittag wiederkommen, ebenso wie Jake, welcher sich erst für den nächsten Tag angekündigt hatte.

Mir blieb wohl nichts anderes übrig als zu warten, wenn ich wissen wollte, wer sich hinter der Tür befand. Glücklicherweise dauerte die nicht sehr lange und zum Vorschein kam...

Jake.

Was machte der denn schon hier? Sofort versuchte ich mehr von meiner nackten Haut zu verdecken, da ich nicht wirklich scharf darauf war, auch noch von ihm vergewaltigt zu werden. "Lina..." gab er leise von sich, wobei seine Stimme völlig emotionslos war und nichts über seinen Gemütszustand verriet.

Schniefend sah ich auf, versuchte nicht einmal meine Tränen zu verdecken. Sein Blick laug auf der zerrissenen Kleidung am Boden. "Komm her." Befahl er mir in der gleichen Tonlage wie vorhin, weshalb ich mit schwachen Knien versuchte aufzustehen... doch es schmerzte viel zu sehr. Hilflos sah ich zu ihm auf, hoffte er würde bemerken, wie erschöpft und verletzt ich war.

Captured! - Slow UpdatesWhere stories live. Discover now