"Du bist es nicht wert hier zu sein, aufgenommen zu werden! Ich dachte, du verschwindest von allein, aber das kann ich wohl vergessen."

Ich starre ihn an, denn langsam schwant mir, dass er sich nicht nur mit mir unterhalten will.

"Du hast sie ja nicht alle!", sage ich ihm. Ich versuche, mich an den Ellenbogen hoch zu stützen, aber scheitere kläglich. Gary steht nun auf und ich mache mich auf einen weiteren Tritt gefasst. Stattdessen holt er eine Flasche aus der Tasche, die er bei sich trägt. Ich sehe sie jetzt erst. 

Ich starre die Flasche an, in deren Flaschenhals ein Lappen steckt. Dann holt er ein Feuerzeug hervor, zündet den Stoff an und wirft die Flasche gegen die Wand. Ich drehe mich um und sehe, dass ich hier in einer Art Abstellkammer bin. Kartons stehen an der Wand, die augenblicklich Feuer fangen. 

Ich drehe mich wieder zu Gary, der genau in dem Moment durch die Tür hinausläuft und die Tür schließt. Ich rapple mich umständlich auf und rufe seinen Namen, frage ihn, was er da macht. In meinem Kopf klingelt alles. Ich spüre, wie heiß es in dem kleinen Raum wird. An der Tür angekommen stelle ich fest, dass er sie abgeschlossen hat. Ich drehe mich zu dem Feuer, dass schnell um sich greift. Der Raum ist klein und es dauert nicht lange, bis ich durch den vielen Rauch kaum noch etwas erkennen kann. 

Die Tür, an der ich verzweifelt rüttle, ist aus einer Art Stahl, auch sie wird immer heißer, sodass ich sie kaum noch berühren kann. Hätte ich doch jetzt den Dietrich dabei, schießt es mir durch den Kopf. Doch es ist zu spät.

Ich falle auf den Rücken und beginne nun mit den Füßen gegen die Tür zu schlagen. Wieso hört mich keiner? Ich kann kaum noch atmen und weiß nicht wie lange ich mich noch so anstrengen kann. Bisher konnte ich mich recht gut zusammenreißen, doch nun bekomme ich keine Luft mehr. Ich trete noch kräftiger, verlagerte meine Tritte nun aber auf die äußerste untere rechte Ecke der Tür. Ich trete und trete und dann sehe ich wie die Ecke sich langsam nach außen biegt. 

Dann werde ich von einem beißenden Schmerz abgelenkt. Die Kapuze meiner Trainingsjacke hat Feuer gefangen und verbrennt mich. Panisch springe ich auf, ziehe sie schnell aus und trete die Flammen aus, als ob das in dem Inferno noch einen Unterschied machen würde. Ich lege mich wieder hin und trete weiter, dann beuge ich mich vor, an das verbogene Teil der Tür und atme frische Luft ein. 

Ich versuche nach Hilfe zu schreien so laut ich kann, aber meine Stimme wird immer leiser. Der Rauch dringt in meine Lungen ein. Ich versuche nun mit meiner Hand  die Ecke weiter aufzubiegen, aber sie bewegt sich nicht. Ich rufe nochmal. Wieso verdammt nochmal hört mich niemand?

Ich ziehe mich an der Klinke nach oben, rüttle daran mit der letzten Hoffnung sie würde aufgehen. Aber das tut sie natürlich nicht. Ich sitze in der Falle. Wieder schreie ich, trommle mit den Händen gegen die Tür, doch meine Bewegungen werden fahriger. Ich merke, wie mir schwindelig wird. Der Rauch vergiftet mich und raubt mir schließlich den letzten Atem. Meine Hand rutscht ab und ich falle zu Boden. Ich starre auf die Decke, mit letzter Kraft trete ich ein letztes Mal gegen die Tür. Doch ich mache nicht mehr wirklich Lärm, dafür bin ich zu schwach. 

Meine Beine rutschen nun auch auf den Boden und bleiben unfähig liegen. Ich starre an die Decke und beobachte die Rauchschwaden. Es ist so heiß. Dann werde ich ohnmächtig.

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Schwach höre ich Stimmen, die hitzig etwas diskutieren. Es fällt mir schwer meine Augen zu öffnen. Nachdem fünften Mal gelingt es mir endlich. Ich sehe erst nur durch einen Schlitz, dann kann ich meine Augen ganz öffnen.

Four und Eric stehen neben mir, ich scheine auf einem Bett zu liegen. Langsam kommen mir die Erinnerungen daran, was passiert ist. Ich blicke an mir herunter und sehe meine Arme an. Ich rechne damit Verbrennungen zu sehen, aber ich sehe nichts. Meine Haut ist ein stark gerötet, aber sonst scheint alles ok zu sein. Zumindest an meinen Armen. Schmerzen habe ich keine. Wahrscheinlich haben sie mir ein Schmerzmittel gegeben. 

Die Beiden merken nun, dass ich wach werde, Four lächelt mich an, während Erics Gesicht einfach nur wütend ist.

"Hast du gesehen, wer es war?", will Eric von mir wissen. Ich nicke und antworte ihm. Beziehungsweise versuche ich es.

"Ja... Ich kann dir sogar ein Bild malen, wenn du willst." Meine Stimme klingt leise und extrem heiser. Ein bisschen klinge ich wie Tessa. Tessa. Ich drehe mich nach links und rechts und suche sie, aber im Krankenflügel ist sie anscheinend nicht mehr.

"Ein Name reicht mir.", gibt Eric zurück. Wieder nicke ich und muss sogar lachen. Ich weiß nicht, was so witzig ist, aber ich kann einfach nicht anders.

"Gary.", sage ich ihm nun. Ich versuche, mir ein weiteres Lachen zu verkneifen. Was zur Hölle geben die mir hier?

"Das dachten wir uns fast schon. Wir finden ihn nicht. Wir haben alle gezählt, nachdem wir dich gefunden haben. Er war nicht dabei.", erklärt Four. Er stellt mir ein Glas Wasser neben mein Bett. 

"Ihr findet ihn nicht?", widerhole ich, eher für mich.

"Wir gehen davon aus, das er abgehauen ist.", brummt Eric.

"Reisende soll man nicht aufhalten.", sage ich, jetzt beginne ich zu kichern. Ich kann mich nicht mehr steuern.

Four und Eric tauschen einen Blick aus.

"Total benebelt.", sagt Eric kopfschüttelt.

"Das bedeutet doch jetzt sicher, dass ich einen Rang hochrutsche oder? Jetzt wo Gary weg ist?", sage ich freudestrahlend. Fragend sehe ich Eric und Four an. Ich kann ihre Gesichtsausdrücke nicht wirklich deuten. 

Es herrscht kurz Stille, dann dreht sich Four zu Eric, der mich mit ernstem Gesicht mustert. Ich glaube, dass es ernst ist. Vielleicht auch nicht. Vielleicht lacht er. Ich lege den Kopf schief und strenge mich an, klar zu denken.

„Ich glaub wir kommen wieder, wenn sie wieder nüchtern ist.", sagt Four nun und Eric nickt langsam. 

„Gute Idee.", gibt er zurück. Er ist ernst. Ja. Ernst. 

"Eeeernst.", sage ich nun laut und lang. Eric rollt mit den Augen, Four muss sich ein Grinsen verkneifen.

"Ooooh hey. Kann ich was zu essen haben?", rufe ich der Frau zu, die an uns vorbeiläuft. Sie schaut mich verwirrt an, geht dann weiter.

"Ich hab Hunger.", wende ich mich an Four. Er nickt und sagt einer anderen Frau Bescheid. Ich glaube, sie ist Ärztin.

"Wir gehen dann mal und befragen Danielle zu der Sache.", sagt Four zu mir. Eric ist nun halb auf dem Weg zur Tür. Doch ich beachte sie gar nicht mehr, ich beachte nur die Ärztin, die mit dem Hamburger immer näher kommt.

Einmal Fraktionslos, Immer Fraktionslos - Die BestimmungWhere stories live. Discover now