Kapitel 57

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In dieser Nacht träume ich von Tessa. Ich sehe, wie sie sich über Lees toten Körper beugt. Sie weint. Lee ist blass, als wäre er schon einige Stunden tot und als wäre sämtliche Farbe aus seinem Körper entwichen. Aufeinmal steht Carter da. Er steht vor Tessa und Lee. Tessa sieht auf. Sie sieht ihn an, steht langsam auf und zieht ihre Waffe.

" Sieh mich an! ", brüllt sie. Carter wehrt sich nicht einmal. Er steht nur da.

" Was tust du da? ", rufe ich ihr zu. Sie nimmt ihren Blick nicht von Carter.

" Er ist unbestimmt. Er ist gefährlich. Genau wie Felix. Ich muss ihn töten! ", sagt sie. Auf ihren Wangen laufen Tränen herab. Carter starrt sie nur an. Es ist, als wäre er nur eine Puppe. Sie hebt ihr Waffe. Ich will sie aufhalten, doch ich kann mich nicht vom Fleck bewegen.

Ich höre, wie die Waffe entsichert. Dann ein Schuss. Ich starre zu Carter. Plötzlich kann ich sein Gesicht sehen. Ich sehe ein Loch, genau in der Mitte seines Kopfes. Blut strömt daraus hervor. Dann sackt er leblos zusammen.

" CARTER! ", schreie ich laut ich die Nacht hinein. Ich weiß erst nicht wo ich bin. Alles ist dunkel. Ich schlage um mich, da hält mich jemand an den Armen fest. Das Licht geht an. 

Ich sitze neben Eric im Bett. Mit einer Hand hat er die kleine Lampe neben seinem Bett angemacht, mit der Anderen umfasst er meinen linken Arm. Seine Augen sind vor Schreck weit aufgerissen.

Ich kann kaum atmen. Ich sehe Carters ausdruckslose Augen vor mir. Ich höre noch immer den dumpfen Aufprall seines Körpers auf den Boden.

" Marla! ", sagt Eric, nachdem er merkt, dass ich noch halb im Traum gefangen bin. Er setzt sich auf und nimmt meinen Kopf in seine Hände.

Sie sind warm und weich. Ich blinzel ein paar Mal, dann finden meine Augen die Seinen. Mein Atem kehrt zu mir zurück. Diesmal viel zu schnell und viel zu unregelmäßig.

Ich hebe meine Hände und umfasse seine Arme, die noch immer an meinem Kopf liegen. Ich versuche mir klar zu machen, dass es nur ein Traum war. Tessa hat Carter nicht erschossen.

" Gehts wieder? ", fragt er. Ich nicke langsam. Vorsichtig lässt er meinen Kopf los. Seine Hände fallen auf meinen Schoss. Er will wissen, was ich geträumt habe. Ich überlege nicht lange. Ich erzähle es ihm. 

" Das kam sicher wegen der Hinrichtung. ", versichert er mir. Dennoch sehe ich den besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht. Ich nicke. Es muss daher kommen. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie Carter da rein passt. 

Eric greift hinter sich und gibt mir mein Glas Wasser, dass ich mir immer ans Bett stelle. Ich trinke daraus, während er mein Kissen anfässt. 

" Klatschnass. ", meint er. Er krabbelt umständlich aus dem Bett und kommt mit einem anderen Kissen aus seinem Schrank zurück. Es ist kleiner als das Erste. Er legt es auf seinen Platz und legt mir sein Kissen hin.

Ich streiche mir durch meine schweißnassen Haare.

" Ich geh schnell duschen. Ich komm gleich wieder. ", sage ich ihm. Ich gebe ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, dann gehe ich. Ich suche mir schnell neue Unterwäsche aus dem Schrank und werfe die Nassgeschwitzte in den Wäschesack im Bad. Dann steige ich unter die warme Dusche. Ich versuche nicht an den Traum zu denken, doch kaum das ich die Augen schließe und das Wasser genießen will, sehe ich wieder Carter vor mir. Ich sehe, wie das Blut ihm über sein rechtes Auge rinnt. Sofort öffne ich wieder meine Augen.

Ich wasche mir schnell meine Haare, seife mich ab und steige wiede aus der Dusche. Ich ziehe mir schnell meine Unterwäsche an und rubbel meine Haare notdürftig trocken. Dann gehe ich hinaus. 

Einmal Fraktionslos, Immer Fraktionslos - Die BestimmungWhere stories live. Discover now