Kapitel 19

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"Wo bist du denn gewesen? ", will Tessa wissen, als ich in den Schlafsaal komme. Ich erzähle ihr, dass ich bei Eric war. Dass wir zusammen was getrunken haben und er mir seine Meinung über die Initianten gesagt hat. Unser letztes Thema hingegen, verschweige ich bewusst.

"Eric hat dich mit in seine Wohnung genommen? SEINE Wohnung?", fragt sie. Dann starrt sie mich mit großen Augen und geöffnetem Mund an. Ich nicke. 

Maddie muss unser Gespräch überhört haben. Ich sehe, wie sie sich zu uns dreht. Doch sie hält den Mund. Besser so. 

"Und weiter? Was ist noch gewesen?", hakt sie nach. Innerlich rolle ich mit den Augen, aber nach außen versuche ich gelassen zu wirken. Ich zucke mit den Schultern.

"Gar nichts. Ich hab mir seinen Vortrag angehört und bin gegangen, sobald ich konnte.", sage ich. Das war nicht mal gelogen.

"Und dafür muss er dich mit in seine Wohnung nehmen? Das hätte er auch im Krankenflügel machen können.", gibt Tessa kopfschüttelnd zurück. Sie kauft mir die Story nicht ab.

"Lass sie doch in Ruhe. Woher soll sie denn wissen, was in Eric vorgeht?", mischt sich Maddie ein. Am liebsten würde ich sie umarmen. 

Tessa hält den Mund, doch sie beäugt mich skeptisch. Als warte sie darauf, dass meine Körpersprache etwas verrät. Aber ich habe mich im Griff.

"Wie geht‘s Carter?", frage ich nun. Maddie scheint der Themenwechsel ganz recht zu kommen.

"Er ist völlig unten. Gerade Shepherd. Ich versteh das auch nicht. Ich meine, wieso hat er das gemacht?", redet Maddie drauf los. 

"Soweit ich weiß, ist er sechster oder?", frage ich nach. Die Beiden nicken.

"Das ist noch kein Grund sich ausgerechnet Carter vorzunehmen. Er hätte sich genauso gut einen der gebürtigen Ferox vornehmen können.", meint Maddie nun.

"Das ist doch klar, wieso er sich gerade Carter vorgenommen hat.", sagt Tessa nun. Sie scheint das Eric Thema fürs Erste abgehakt zu haben. "Vor den gebürtigen Ferox hat er Schiss. Außerdem sind die auf Angriffe von uns gefasst. Aber Carter? Er ist sicher nie davon ausgegangen, dass einer von uns sich auf ihn stürzt. Da hatte Shepherd leichtes Spiel. Und wieso er sich nicht Feretti vorgenommen hat, ist auch klar. Er hat Angst vor ihm. "

Das klang alles sehr plausibel.

"Deswegen wollte er ihm auch die Schuld in die Schuhe schieben. Hätten wir ihm geglaubt und Four und Eric davon berichtet, hätten sie sich vielleicht Feretti vorgeknöpft.", sagt Maddie nun. Auch, wenn ich nicht glaube, das Four aufgrund einer Vermutung etwas unternimmt, könnte Shepherd das gedacht haben.

So wäre er auf einen Schlag Carter und Feretti losgewesen.

"Und dieser Kerl setzt sich auch noch frech zu uns an den Tisch und heuchelt Mitleid. Mir wird speiübel, wenn ich nur darüber nachdenke.", sagt Maddie wütend. 

"Ich habe eher gedacht, das Morrison dahintersteckt.", kommt nun von Tessa. Den hatte ich überhaupt nicht mehr auf dem Schirm. Seit Danielle nach der ersten Phase gehen musste, sehe ich ihn selten. Bei den Simulationen ist er einer der Ersten, die an der Reihe sind und sonst, kommt er nur zum Schlafen in den Schlafsaal. 

"Tja. Offenbar nicht.", kommentiere ich nur. Ich will mich nicht länger unterhalten. Wenn ich ehrlich bin, will ich allein sein. Ich will nachdenken und zur Ruhe kommen.

Doch das kann ich vergessen. Es ist nicht einmal acht Uhr und niemanden hier ist anscheinend nach Ruhe zumute. Also machen wir uns noch auf den Weg in die Grube. 

Es ist laut, als wir dort ankommen. Auch, wenn morgen noch einmal ein normaler Tag ansteht, scheint es niemanden hier abzuhalten, sich zu betrinken.

Einmal Fraktionslos, Immer Fraktionslos - Die BestimmungWhere stories live. Discover now