Kapitel 23

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Ganz ruhig, sage ich mir, als ich mich auf Erics Couch setze. Es ist absolut nichts dabei. Das ist völlig normal. Kein Grund in Panik zu geraten. Absolut kein Grund. 

Dankbar nehme ich das Glas Whiskey an, das Eric mir vors Gesicht hält und stürze es mit einem Mal runter. Wortlos halte ich ihm das Glas wieder hin und er schenkt nach. Sein Gesicht verrät mir nicht, was er denkt.

Ich halte es in dem Moment für eine gute Idee, mich zu betrinken. Vielleicht legt sich dann meine Nervosität. Wenn ich ehrlich bin, kann ich es auch gebrauchen, nach diesem Tag.

Eric setzt sich neben mich und ich will am liebsten die ganze Flasche auf einmal hinter kippen. Als würde Eric es ahnen, stellt er die Flasche weit von mir weg.

"Also, was denkst du, hat die Simulation heute bedeutet?", will er wissen.

Ich bin kurz verwirrt. Wie kommt er jetzt darauf. 

"Weiß nicht. Es kann mehrere Bedeutungen haben.", sage ich. Eric sieht mich weiter an. Anscheinend reicht ihm die Antwort nicht. "Höhenangst? Vertrauen?"

"Denkst du, du kannst mir nicht vertrauen?", fragt er. Was stellt er auf einmal für Fragen? Auf so etwas will ich nicht antworten. Ich will gerade nicht einmal darüber nachdenken.

"Wieso füllst du mein Glas nicht wieder auf? ", übergehe ich seine Frage. Ich halte ihm mein Glas hin und warte. Er regt sich nicht. 

Offenbar hat er nicht vor, mich so einfach davonkommen zu lassen. Ich denk mir schnell etwas aus.

"Wenn ich das nicht tun würde, wäre ich nicht hier.", sage ich. Ich wackle mit meinem Glas und er greift schließlich nach der Flasche.

Puh, geschafft, ist alles was ich denken kann. Er schenkt mir erneut ein.

"Denk bloß nicht, dass ich die Antwort hinnehme.", kommt es nun von ihm. Ich rolle mit den Augen und hoffe im nächsten Moment, dass er es nicht gesehen hat. Langsam kommt mir ein Verdacht.

"Hast du mich deswegen hergebracht? Weil du mit mir reden wolltest?", frage ich ihn. Irgendwie fühle ich ein bisschen Enttäuschung. Ich hoffe, dass er es verneint. 

"Four meinte, du willst vielleicht etwas mit mir klären. Und er hört nicht auf zu nerven, bevor ich dich nicht frage.", sagt er nun. Ich muss mich zusammenreißen, um nicht beleidigt zu wirken. Doch so einfach ist das nicht. Es ging also nur darum, dass Four ihm auf den Geist ging. Ich sage kein Wort.

"Ich habe dich nicht hergebracht, damit ich dich abfüllen kann. Falls du das dachtest.", er deutet auf mein Glas. "Wobei du das eh von allein ganz gut schaffst."

Ich sehe ihn an. Ich kann mir nicht einmal ein kleines Lächeln abringen.

"Also, willst du etwas mit mir klären?", fragt er mich. Ich schüttle sofort mit dem Kopf. Ich will gar nichts mit ihm klären. Es gibt nichts zu klären!

"Nein, ich hab nichts auf dem Herzen.", sage ich ihm und er nickt nun. 

"Gut.", erwidert er. Er nimmt sein Glas und lehnt sich gegen die Couchlehne. Ich stehe auf. Offenbar ist das Gespräch für ihn hiermit beendet. Am liebsten, will ich ihm eine reinhauen und ihn hundertmal beleidigen. 

Ich gehe zur Tür und habe meine Hand schon an der Klinke, als ihn höre.

"Ich hab nichts davon gesagt, dass du gehen sollst."

Ich drehe mich um und gehe ein paar Schritte zurück.

"Ich dachte, du wolltest nur wissen, ob ich was mit dir klären will.", sage ich ihm ehrlich.

Einmal Fraktionslos, Immer Fraktionslos - Die BestimmungWhere stories live. Discover now