Drei

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Die Flecken waren noch da. Und nicht nur das, sie waren noch viel dunkler geworden. Ich versuchte, sie zu überschminken, aber dadurch verschwanden sie nicht, sondern sahen aus wie Ausschlag. Ich band mir einen Schal um. Jetzt sah man sie nicht mehr. Allerdings war es ziemlich warm heute.  Ich konnte nicht den ganzen Tag mit Schal rumlaufen, das wäre schon recht eigenartig. Ich starrte zehn Minuten lang in den Spiegel, bis ich entschlossen zum Zimmer meines Bruders lief. Grayson's Exfreundin hatte ihn auch andauernd Knutschflecke verpasst. Ich weiß, dass er sie irgendwie wegbekommen hat, um sie vor unsere Eltern zu verstecken. Ihn um Hilfe zu bitten war definitiv meine letzte Wahl. Aber ich wusste einfach nicht weiter.

„Grayson?", rief ich, als ich die Tür seines Zimmers aufriss.

Er lag noch im Bett und grummelte irgendetwas vor sich hin.

„Grayson, ich brauche deine Hilfe.".

„Sol! Es ist sechs Uhr morgens. An einem Samstag!", beschwerte sich mein Bruder. Stimmt, ich hatte ganz vergessen, dass es Menschen gibt, die gerne ausschlafen.

„Bitte! Du musst mir helfen.".

Widerwillig grummelnd setzte er sich auf: „Was ist los?".

„Ich, ähm....", nun, wie sollte ich ihm das denn erklären? „Kennst du das Spiel Sieben Minuten im Himmel?".

„Na klar. Ich bin nur zwei Jahre älter, falls du es vergessen hast. Ich bin nicht alt, so wie Mom und Dad.".

„Okay, sehr gut. Also ich war ja gestern auf Kaylas Party und da wurde dieses Spiel gespielt.", fing ich an zu erklären.

„Lass mich raten. Du hast dich geweigert, mitzuspielen?".

„Nein. Also doch, zuerst ja."

Jetzt sah er mich erschrocken an: „Oh Gott, musstest du in Unterwäsche rumlaufen?".

Ich schüttelte den Kopf: „Nein, ich hatte eine zweite Chance.".

Erleichtert atmete er aus: „Gott sei dank.".

„Jedenfalls muss man ja als Beweis....".

„...einen Knutschfleck zeigen.", beendete er meinen Satz.

Ich nickte: „Genau. Und ich wollte dich fragen, wie ich den wegbekomme.".

Er schien erleichtert: „Puh, ich dachte schon du wärst jetzt schwanger.".

„Was? Nein!".

„Na, so unwahrscheinlich ist das nicht. Kennst du diese Yasmina? Ich hab gehört, dass die im Schrank schwanger wurde.".

„Ja, ich weiß.", arme Yasmina. Die tat mir richtig leid, jeder schien sie zu kennen.

„Also was ist, hilfst du mir?".

„Klar. Zeig her.".

Ich sah ihn zerknirscht an.

„Was ist?", fragte er „Du musst ihn mir schon zeigen, wenn ich dir helfen soll. Oh Gott, oder ist er an einer eher... privaten Stelle?".

„Was?! Nein!", unterbrach ich ihn und wickelte zögernd meinen Schal ab.

Als er meinen Hals sah, fing er an hysterisch zu kichern.

Ich sah ihn ermahnend an: „Also? Wie krieg ich den weg?".

„Das sind doch mindestens sieben. Sind die alle von dem gleichen Typen?".

Ich sah ihn mit meinen Nicht-Dein-Ernst-Blick an.

„Ich frag ja nur. Aber wie hat er das hingekriegt? Mit einem Staubsauger?", fragte er interessiert.

SunriseWhere stories live. Discover now