„Ich würde es wieder tun."

Stocksteif saß ich da, bevor er von mir abließ und ums Auto, zurück auf seine Seite joggte. Die restliche Fahrt über rätselte ich ausschließlich wegen dem Jungen neben mir herum. Was ist mit ihm passiert? Wieso hatte er mich gerettet? Mich somit vor einem riesen Fehler bewahrt? Und was zum Teufel hatte er überhaupt genau dort zu suchen? Jede dieser Fragen blieb unausgesprochen, sodass es still zwischen uns blieb, bis wir ankamen.

Harry war bereits ausgestiegen, während ich noch immer mit der Decke zu kämpfen hatte. Ich hatte mich total in ihr verfangen und schaffte es einfach nicht, sie von mir zu lösen. Tollpatschig bemerkte ich auch erst jetzt Harry, der bereits meine Tür geöffnet hatte und mit verschränkten Armen zu mir runter schmunzelte.

„Kann man dir irgendwie behilflich sein?", fragte er ironisch und noch bevor er auch nur auf eine Antwort meinerseits wartete, befand ich mich bereits wieder auf seinen Armen.

Wortlos sah ich mich um, während meine nackten Füße aus der Decke heraus baumelten. Ich hatte ehrlich gesagt absolut keinen Schimmer, wo wir uns hier befanden. Um mich herum befanden sich nichts weiter, als ein paar alte, vollkommen heruntergekommen und deshalb vermutlich verlassene Gebäude und jede Menge Bäume. Es passte überhaupt nicht zu dem, was ich von London kannte. Hier fuhr mit Sicherheit keiner zufällig vorbei, dann war es einfach viel zu ruhig für das London, welches ich kannte und zu guter Letzt, war hier weit und breit keine Menschenseele unterwegs, was mir ehrlich gesagt ziemliche Bauchschmerzen verursachte. Ein wenig unruhig konnte ich daher nichts weiter tun, als einfach abzuwarten, wohin Harry mich hier bringen würde, denn zum Abhauen war ich momentan absolut gar nicht in der Lage. Ich war hungrig, müde und vor allem würde ich das meinen Füßen nicht noch einmal antun wollen.

Erschöpft ließ ich mich also von Harry bis zu einer etwas größeren Hütte tragen. Er setzte mich nicht ab, um die Tür zu öffnen, sondern verrichtete das ganz locker mit mir auf seinen Armen. Erst als er die Tür hinter uns geschlossen hatte ließ er es zu, dass meine Füße den Boden berührten.

Ein wenig verloren stand ich anschließend hinter ihm, während er sich von seinen Schuhen trennte. Ich hingegen hatte noch immer die Wolldecke um meinen Körper geschlungen, bevor Harry sich zu mir umdrehte. Ich erwartete, dass er nun etwas sagte, doch er fing einfach nur urplötzlich an zu Grinsen, drehte sich um und lief den Flur entlang, bevor er nach rechts verschwand. Verwirrt sah ich ihm hinterher, während meine Arme noch immer die Decke um mich schlangen und mir somit zumindest ein kleines Gefühl von Sicherheit schenkten. Neugierig spähte ich mit meinem Kopf nach vorne, doch da hatten sich meine Füße bereits schon selbstständig gemacht. Leise tapsten sie über den weichen Teppichboden, bis hin zu dem Durchgang, welcher sich als Treppe herausstellte, die Harry dann wohl kurz zuvor hinaufgegangen war.

Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe. Sollte ich ihm hinterher? Wer weiß, vielleicht hat er sich bereits hingelegt und will seine Ruhe haben. Ich seufzte erschöpft, bevor ich es wagte die erste Stufe hinaufzugehen, woraufhin ich es mir dann doch anders überlegte und den Flur wieder zurück schlich. Wer weiß, ob es ihm Recht war, wenn ich ihm einfach so folgen würde? Und außerdem sollte ich doch froh darum sein, ihn nicht in meiner Nähe zu wissen. Ich meine, ich spreche hier immer noch von Harry! Dem Harry, der bei mir eingebrochen ist, mich dort festgehalten hat, mich bereits mehrfach vor seinen Freunden lächerlich gemacht hat und der, der mich dennoch gerettet hat.

Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich den Gang zurück und begutachtete die einzelnen Räume. Er wunderte mich regelrecht wie ordentlich und sauber es hier war. Diese Hütte konnte auf gar keinen Fall Harry gehören. Außerdem wären er und seine freakigen Freunde wohl kaum bei mir eingebrochen, wenn sie hier einen Unterschlupf gehabt hätten.

thief of my heart ~stay with me #1Where stories live. Discover now