Kapitel 14: Schlimmer geht immer

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Man hat ja in Leben gute und schlechte Tage wirklich, aber heute war einfach der Wurm drin. Und ob ihrs mir glaubt oder nicht: Das hatte ich schon beim Aufwachen im Gefühl gehabt.

Um Choco kümmerte ich mich heute als Erstes und wir zogen unser übliches Programm durch. Erst abspritzen, dann 15 bis 20 Minuten Schritt führen.

Nach dieser Zeit war das Bein getrocknet und ich konnte die Salbe auftragen und ihn bandagieren.

Als ich ich ihn fertig bandagiert hatte bat ich Maja ihn mir einmal an der Hand vorzutraben.

Laut Tierarzt sollte ich ihn alle zwei Wochen mal vortraben lassen, dabei sollte ich jedes Mal eine Verbesserung bemerken.

Dafür machte ich jedesmal ein Video, damit ich den direkten Vergleich hatte und mir nicht aus meinen vagen Erinnerungen etwas zusammen kramte, was dann vermutlich falsch war.

»Kannst du mal mit ihm die Auffahrt runter traben?« , bat ich Maja also und hielt mein Handy schon im Anschlag.

»Klar«, willigte sie ein und nahm Choco am Strick. Nach einem kurzen Zug ihrerseits trabte mein Hengst willig an.

Als ich mir das Video ansah und mit dem verglich, dass meine Mutter gemacht hatte als Dr. Liebertz nach dem Turnier dagewesen war, krampfte sich alles in mir zusammen. Es bestand kein Unterschied. Es bestand einfach kein Unterschied! Dabei hätte man wenigstens etwas sehen sollen. Hatte ich mich nicht genug gekümmert? Hatte ich etwas falsch gemacht?

Der Tag wurde auch nicht besser.
Felipe hatte heute einen seiner schlechten Tage, er bockte, stieg klemmte und machte sich fest, so dass ich unser Dressurtraining nach einer halben Stunde abbrach.

Sally hatte sich auf der Weide vertreten und hatte ein dickes Bein. Das sollte zwar mit etwas Kühlung in zwei Tagen weg sein, aber das half mir grade auch nicht weiter.

Und auch mit Blind Date, meinem absoluten Verlasspferd lief heute nichts wie es sollte.

Aufs Springen hatte ich heute gar keine Lust mehr und so schmiss ich der dunkelbraunen Stute den Sattel auf, legte ihr Bandagen an und ging mit ihr in die kleinste Halle.

Vermutlich war es so gewesen, dass sich meine Anspannung auf die Stute übertragen hatte, denn ich hatte grade mehr als genug Probleme. Sally's dickes Bein, Choco dessen Genesung nicht ganz so glatt verlief wie erwartet, dann stand demnächst auch noch eine Matheklausur an und die Krönung von allem war, dass mein Tag bis jetzt schon ziemlich beschissen verlaufen war.

Mit der braunen Stute lief es heute schon beim Warmreiten nicht. Sie war angespannt, guckte und blieb beim kleinsten Geräusch stehen und machte sich fest.

Als ich antrabte wurde es sogar noch schlimmer. Blind sprang in jeder Ecke weg, machte sich fest riss den Kopf hoch und rannte los.
Alles fand sie gruselig.

Nach zehn Minuten Trab schwitze ich Bäche. »Es reicht.«, schnaubte ich und parierte zum Halten, »Ich longier dich jetzt erstmal ab.«

Neben der Tür hing eine Longe mit Longierbrille, die ich nun in Blinds Trense schnallte. Dann griff ich nach der daneben stehenden Longierpeitsche und winkte Blind Date von mir weg.

Es brauchte eine Weile, dann entspannten wir uns beide und Blind bockte sich fröhlich an der Longe aus.
Erleichtert atmete ich aus.

Nach dieser Reihe an Flops wollte ich Goldi eigentlich gar nicht mehr reiten aber Maja schüttelte den Kopf: »Sag mal spinnst du? Das ist Goldi! Die tut nix. Außerdem weiß ich, dass du sonst morgen wieder vor der Box stehst und sagst 'Aber es war ja gestern so schlimm, ich möchte nicht dass es heute wieder so wird.' Jetzt spring über deinen Schatten und streng dich an!«

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