Kapitel 8: Erfolg oder Niederlage?

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Einatmen. Ausatmen. Ruhe bewahren.
Mein Ständiges Mantra in der letzten halben Stunde.

Für mich stand nun zwar noch nicht die letzte und schwerste Prüfung des Tages an, nämlich das S mit Choco, sondern erstmal "nur" das M.
Das L-Springen vor zwei Stunden hatten wir bereits für uns entschieden.

Mit Sally war ich heute erste im L-Zeit, dritte im L-Stil, trotz vier Fehlerpunkten, da wir einen Abwurf hatten.

Ich schloss den Sperrriemen an Chocos Trense und ging mit ihn zum Abreiteplatz.

Dort wartete ein Rudel Journalisten. So viele wie schön lange nicht mehr.

»Linnea wie fühlen sie sich?«
»Haben sie höhere Erwartungen an sich im M-Springen, aufgrund ihres Erfolges im S-Springen letzte Woche?«
»Was spüren Sie in Hinsicht auf das S-Springen heute Abend?«
»Wie verkraften Ihre Pferde die viele Fahrerei.«

Einatmen. Ausatmen.

Um mich herum begann sich alles zu drehen. Das Bild verschwand vor meinen Augen.

Die Reporter bedrängen mich immer mehr. Choco begann zu tänzeln, legte die Ohren an, rollte die Augen.
Verzweifelt versuchte ich ihn zu beruhigen. »Alles gut, ruhig Dicker, alles ist gut.«

Es wirkte nicht. Wie auch meine Stimme zitterte und ich war selbst einer Panimattacke nahe.
Ich hatte nie unter Platzangst gelitten, aber jetzt fühlte ich mich bedrängt. Wie ein Tier in der Falle.
Und ich hatte das Gefühl, dass diese Leute mir jeglichen Raum zum Atmen nahmen.

Doch ich zwang mich dazu. Einatmen. Ausatmen. Meine Hand begann zu zittern. Das Bild wurde kurz schwarz.

Dann hörte ich Ella's Stimme. »Linn? Linn, du musst antworten. Bitte, die kommen sonst immer, immer wieder«

Aufeinmal war das Bild wieder da. Ella stand neben mir und hatte mir diese Worte ins Ohr geflüstert.
Einatmen. Ausatmen. Ich riss mich zusammen.

»Okay.«, flüsterte ich Ella zu und wandte mich der Wand aus Mikrofonen und Smartphones zu die mir fordernd hingehalten wurde.

Immer noch nervös, aber schon deutlich entspannter als noch vor zwanzig Minuten trabte ich mit Choco über den Abreiteplatz, mit Beginn des Märzes hatte auch die sogenannte »grüne Saison«, begonnen und die meisten Turniere fanden wieder draußen statt.

»Die Startnummer 98, bitte bereit halten!«, schallte es über den Platz, nachdem die Frau, die in dieser Prüfung offenbar für die Tafel zuständig war, einen Blick auf ihre Liste gemacht hatte.

Am Eingang zum Springplatz wartete Lars auf mich. »Linn, hör zu, ich weiß, dass ihr das könnt. Und ich weiß, dass ihr das Ding hier mit Links gewinnen könntet. Aber steck nicht zu viel hier rein. Bleib entspannt. Spar deine, und seine, Kraft für das S auf. In Ordnung?«

»Klar«, ich nickte. Und ehe ich noch mehr sagen konnte, kam für mich der Aufruf zum Einreiten.

Die Glocke klingelte. Und Choco galoppierte an. »Gebt nicht alles.«, hatte Lars gesagt.
Aber Choco war das sowas von egal.

Denn schon als ich ihn im ruhigen Tempo auf den ersten Sprung zu ritt, pullte er, wollte mehr Gas und zog von selbst ordentlich an.

Also ließ ich ihm die Freude am Laufen, ritt aber öfters die längeren Wege um mein Pferd nicht zu sehr zu beanspruchen. Trotz allem Sprang am Ende ein dritter Platz für uns raus.

Zufrieden klopfte ich Choco den Hals. Der Richter steckte meinem Pferd die weiße Schleife an und schüttelte mir die Hand. »Das war ein sehr harmonischer, kontrollierter Ritt. Nicht Ihre beste Leistung, aber bei Ihren Erfolgen in den letzten Monaten, kann Man da mal ein Auge zudrücken.«

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