Kapitel 10: »Das geht so nicht!«

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Zwei Tage später rollte unser schwarzer SUV auf den Hof von Julius Winter.
Der Springreiter erwartete uns schon.

»Schön, dass du dich richtig entschieden hast.«, sagte er augenzwinkernd zur Begrüßung.
Ich lächelte leicht. »Ich kann ja nichts verlieren wenn ich es mal versuche.«

Er schüttelte den Kopf und führte uns in Richtung der Ställe. »Nein das kannst du nicht.«

Der Hof war nicht groß. Es gab einen kleinen 20 mal 40 Meter Platz, eine 30 mal 60 Halle und einen 60 mal 80 Meter Platz. Dazu kamen drei große Weiden, ein Stall für 16 Pferde und natürlich das Wohnhaus.

Verglichen mit dem Leistungszenttum Luhmühlen war das, wie wenn man einen Spatz mit einem Elefanten verglich.

»Ich muss dich allerdings vorwarnen Linnea«, meinte Julius Winter als er die Stall Tür aufschob, »Die kleine Goldi ist ganz lieb,aber die große, Ginny, die ist ein richtiger Teufel. Also sei nicht frustriert wenn es mit ihr nicht klappt. Da hat schon Gott und die Welt drauf gesessen und meistens lief es nicht gut. Du musst das nicht machen. Es ist lediglich ein Versuch. Denn glaub mir, wenn die mit Laura Klaphake und Daniel Deußer nicht läuft musst du dir keine Vorwürfe machen.«

»Ich dachte sie ist S fertig.«, erwiderte ich etwas schmallippig.
»Eigentlich ja, aber sie ist irgendwannmal ziemlich verritten worden. Wir haben sie therapiert und dann lief es eine Weile. Drei Jahre haben wir ihr Zeit gelassen um wieder auf S Niveau zu kommen, sind nur ab und zu aufs Turnier gegangen, haben alles ruhig gemacht. Und von einem Tag auf den anderen lief sie wieder nicht mehr.« erklärte mit der Erfolgsspringreiter, »So, da wären wir. Darf ich vorstellen: Ginger Green. Genannt Ginny. Zwölf Jahre alt.«

Mit putzen, satteln, trensen brauchte es eine halbe Stunde bis wir auf dem kleinen Außenplatz standen. Dort waren zwei Sprünge aufgebaut.

Beim Fertigmachen hatte sich die Stute unauffällig verhalten. Manchmal hatte sie miss mutig geguckt oder die Ohren angelegt, aber ansonsten war sie ruhig gewesen.

»Reite sie erstmal etwas Dressur.«, empfahl mir Julius, wie ich ihn nennen sollte, »Dann gewöhnt ihr euch schonmal aneinander.«

Das Ginny nicht ganz einfach war bewahrheitete sich in dem Moment wo ich die Zügel kürzer nahm und antrabte.

Ihr Kopf schoss nach oben, der Rücken würde fest und die Ohren lagen flach am Kopf.
Bocken oder steigen tat sie nicht, was gegen meinen leisen Verdacht, die Stute könnte Rückenprobleme haben,sprach.

Vielmehr biss sie sich auf dem Gebiss fest und rannte gegen den Zügel.
Mit einiger Mühe lenkte ich sie in einen Zirkel und gab ihr mehrere halbe Paraden auf beiden Seiten um sie dazu zu bewegen den Kopf runter zu nehmen.

Die Hände schloss ich immer nur leicht, so als würde ich Schwämmchen ausdrücken und am Bein war die Stute hochsensibel.

Julius Winter stand in der Mitte und sah mir stumm zu.
Mach einigen Voten, Handwechseln und Schlangenlinien lief die braune Stute ganz entspannt durchs Genick als wäre nie etwas gewesen.

»Sehr schön«, lobte Julius und auch Lars der am Rand des Platzes stand wirkte zufrieden, nur meine Mutter machte ein Gesicht als hätte sie in eine Zitrone gebissen.

Nachdem ich Ginny auf beiden Händen galoppierte war, baute Julius die Sprünge zu zwei kleinen Kreuzern runter und wies mich an aus dem Trab darüber zu kommen.

Ganz entspannt trabte ich mein Pferd auf den kleinen Sprung zu. Die Stute schlug zwar kurz mit dem Kopf setzte aber sonst ganz entspannt darüber. Auch in Galopp sprang sie auf beiden Händen ruhig.

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