Kapitel 12: Abstellgleis?

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»Komm noch mal über den Oxer!«, rief Lars, der aus dem Urlaub zurück war und nun wie immer mit verschränkten Armen in der Mitte der Halle stand.

»Okay«, erwiderte ich und lenkte Goldi auf besagten Sprung zu. Es war das erste Training mit Goldi welches ich bei Lars hatte und bis jetzt lief es sehr gut. Goldi hatte ausgesprochen viel Energie, die sie aber nur für das auf wendete was ich von ihr wollte und nicht etwa für unnötige Buckler oder Sonstiges.

Sie lief heute perfekt. Der Galopp hatte Takt, Schwung und Raumgriff sie stand perfekt an den Hilfen und segelte über jeden Sprung als wäre es ein Cavaletti. Aber, ohne unbescheiden wirken zu wollen: Ich machte mich heute auch nicht schlecht.

Jede Distanz stimmte auf den Millimeter genau, die Wendungen waren exakt, die Sprünge nahmen wir mittig und meine Hilfen kamen präzise.

»Sehr schön!« lobte Lars,  »Lass sie noch kurz austraben, dann kannst du durchparieren und Trockenreiten.«

Ich lobte die Fuchsstute und ließ die Zügel aus der Hand kauen.  »Das hat die kleine Dame sehr gut gemacht!«, lobte Lars,»Im Übrigen wart ihr beide sehr gut heute. Wie tut dir ungemein gut. Ich bin jetzt weg, aber wir sehen uns heute Nachmittag?«

Bestätigend nickte ich. Das wir heute schon morgens um acht Trainieren konnten war eine Ausnahme, da die Schule für mich heute erst um viertel vor elf anfangen würde.

Heute Nachmittag hatte ich dann noch Training mit Sally und Blind Date, meinem andern Neuzugang. Feli würde ich ein bisschen Dressur reiten und Chocos Versorgung würde ich jetzt gleich noch machen.

Das Lars zufrieden mit Goldi war hatte ich mir schon gedacht. Schon beim Probereiten war er begeistert von ihr gewesen, hatte der Stute eine große Zukunft im Sport prophezeit.

Entspannt ritt ich mit der Kleinen am langen Zügel durch die Halle. Goldis Schritt war raumgreifend und gelöst. Sie hatte kein einziges nasses Haar vom Springen. Aufmerksam guckte sie in der Halle rum und zuckte immer mit dem Ohr wenn Lars ein Geräusch mit den Stangen machte.

Mum die zum Filmen auf der Tribüne gesessen hatte legte ihr die dunkelblaue Abschwitzdecke über die Kruppe.

Fünfzehn Minuten ritt ich Goldi noch trocken, dann stieg ich ab und brachte sie in die Box.
Zuerst befreite ich sie von ihrer Trense, damit sie fressen konnte, aber anders als ich es von meinen Pferden gewohnt war, begann sie nicht sofort mit dem Fressen sondern sah mich mit wachem Blick an.

Grinsend wuschelte ich ihr durch die Mähne, dann beugte ich mich hinunter um die Klettverschlüsse von Gamaschen und Streichkappen zu lösen,anschließend packte ich diese in meine Handtasche.

Gamaschen und Streichkappen gehörten zu den Sachen die ich meist zu Hause aufbewahrte. Ebenso die Schabracken die nicht grade am Sattel waren.

Nun löste ich das Vorderzeug und hängte es zusammen mit der Trense über meine Schulter. Zum Schluss kam der Sattel, dann verließ ich die Box und schloss den Riegel hinter mir.

Die täglichen Behandlungen mit Choco waren für mich eine psychische Last. Trotzallem machte ich mir immer noch Vorwürfe bezüglich unseres Unfalls.

Ich schloss den Karabiner an seinem Halfter und drückte mein Gesicht an seinen Hals.  »Ach mein Dicker.«,flüsterte ich erstickt bevor ich mich wieder von ihm löste.

Der Hengst wurde von mir 15 Minuten Schritt geführt, dann spritzte ich ihm sein Bein ab, schmierte es mit der Salbe ein und bandagierte ihn neu.

Kaum stand der Braune wieder in seiner Box, holte Mum mich auch schon ab um nach Hause zu fahren.

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