Kapitel 2: Gewinner und Zicken

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Als ich in den Parcours ritt atmete ich noch einmal tief durch. Dann galoppierte ich an.

Ich spürte jeden einzelnen Muskel des großen Braunen unter mir. Wir galoppierten eine Runde um die Hindernisse, dann hielten wir vor den Richtern.

Ich grüßte brav und setzte mein antrainiertes Turnier-Lächeln auf obwohl mir vor Aufregung ganz schlecht war.

Die Richter nickten mir zu, es klingelte und ich legte meinen rechten Schenkel zurück. Choco galoppierte fleißig an und ich visierte den ersten Sprung an.

Kaum, dass wir diesen blau-weißen Steilsprung überwunden hatten fiel alle Anspannung von mir ab.

Wie hatte ich bloß so nervös sein können? Ich hatte das großartigste Pferd der Welt unter mir also was in aller Welt sollte schon schief gehen?

Und plötzlich wusste ich, ich konnte alles riskieren. Choco vertraute mir und ich vertraute ihm. Wir wussten was wir konnten, wir kannten unsere Grenzen.

Im gestreckte Galopp rasten wir auf die Kombination zu. Ein Raunen ging durch das Publikum. Keiner erwartete, dass ich es schaffen würde den Hengst noch rechtzeitig zurück zu nehmen.

Doch ich schaffte es. Nur minimal setzte ich mich tiefer in den Sattel und ließ die Hand dran. Chocolate verkürzte die Galoppsprünge und setzte spielend über den Einsprung und genauso spielend über den Aussprung.

Schneller und schneller wurde der Galopp. Wir hatten eine längere Strecke zu überbrücken auf der wir keine Zeit verlieren durften.

Wir flogen nur so über die Trippelbarre. Es folgte eine scharfe Kurve und wir rasten auf Sprung Nummer 4, einen Steilsprung, zu.
'Konzentration', schärfte ich mir ein und nahm Choco abermals etwas zurück.

1, 2, 3 zählte ich die Galoppsprünge und schon setzten wir über den Sprung hinweg. Mit der dreifachen Kombination hatten wir ebenfalls keine Schwierigkeiten und mit dem folgenden Oxer auch nicht. Nun mussten wir nur noch einen Steilsprung überwinden, dann hätten wir es geschafft.

Als wir ins Ziel ritten dröhnte die Ansage: »Das waren Linnea Griez und Chocolate Boy mit einer wahnsinns Zeit von 40,36 Sekunden, damit liegen sie vorerst auf dem ersten Platz.

»Yes!«, rief ich und ballte eine Hand zur Faust. Dann klopfte ich Chocolate mit beiden Händen auf den Hals. »Du warst super mein Großer!«

Er wieherte als wollte er sagen: »Danke, ich weiß. Ich habe mein bestes gegeben.«

Als wir aus dem Parcours ritten wurden wir von Lars empfangen: »Siehst du das meinte ich als ich vor drei Wochen in Bremen gesagt habe, dass du dir keine Gedanken darüber machen sollst wie du reitest. Jedem anderen hätte ich das Gegenteil gesagt aber du spürst wie du reiten musst. Sobald du dir zu viele Gedanken darüber machst wie du reiten sollst wirst du fahrig und kannst nicht mehr klar darüber nachdenken was du machst. Du reitest dann immer noch gut aber heute hast du wirklich gezeigt wozu du fähig bist. Es war... Großartig!«

»Danke.«, schnaufte ich, »Heute ist mein Glückstag.«
Dann klopfte ich nochmal kräftig Chocos Hals: »Aber vorallem ist das sein Verdienst. Mit einem anderen Pferd hätte ich mich das niemals getraut!«

»Ihr seid ein gutes Team.«, lächelte Lars,»Komm ich bring ihn zu deiner Mutter. Du willst ja bestimmt noch der Konkurrenz zu sehen.«

Ich nickte und eilte auf die Tribüne.

Grade wirbelte ein Junge auf seinem Fuchs durch den Parcours. Die beiden schlugen sich sehr gut hatten aber einen Abwurf weil der Junge kurz gezögert hatte.

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