Kapitel 9: Zu viel auf Einmal

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Zweiter Turniertag. Zweites S-Springen. Ich versuchte meinen Atem zu beruhigen und schloss die Augen.
Ruhe bewahren.

Die Glocke klingelte. Choco spritzte die Ohren und auf mein Signal schoss er los wie eine Rakete. Kurz vor dem ersten Sprung nahmen wir ganz leicht das Tempo zurück und segelten über die Stangen.

Mein Hengst landete sicher auf der anderen Seite und gab sofort wieder Vollgaß. Aber vor der Kombination musste ich ihn noch einmal ordentlich zusammen halten. Denn um ins Stechen zu kommen mussten wir nicht schnell sein, sondern Fehlerfrei bleiben.

Zwischen den Sprüngen mussten die Galoppsprünge genau passen, am Aussprung wackelte die oberste Stange, aber sie blieb liegen.

»Yes«, flüsterte ich. Bei fast allen Startern vor mir, war diese Stange gefallen. Dankbar strich ich Choco in einer schnellen Bewegung über den Hals und konzentrierte mich dann wieder auf den nächsten Sprung: Eine Trippelbarre.

Auch der Folgende Oxer, die zwei Steilsprünge und die dreifache Kombination standen noch als wir darüber waren. Zugegeben, am Oxer hatte ich mich ziemlich vermetert und den Absprungpunkt zu früh gesetzt.

Dass die Stangen alle noch da lagen wo sie liegen sollten, war einzug und allein Choco zu verdanken und der Tatsache, dass er sich über dem Sprung gewaltig gestreckt hatte.

Nun kam die Mauer. Und mal ganz ehrlich - Mauern fand ich echt kacke zu springen. Vorallem aber hatte ich immer Angst dass Choco, wenn es mal nicht optimal passen sollte, sich daran verletzen würde. Die Holzstangen waren rund, klein und glatt. Aber die Mauerelemente hatten gefährliche Spitzen und Kanten an denen er sich schnell was aufreißen konnte. Zumindest in meiner Fantasie.

In Wirklichkeit setzte Choco ganz entspannt mit einem riesigen Satz darüber und jagte auf den letzten Sprung zu.

Geschafft! Applaus brandete auf.
»Das waren Linnea-Katharina Griez und Chocolate Boy, mit Null Fehlern und der bisherigen Bestzeit von 55,01 Sekunden. Damit sind sie das dritte Paar im Stechen.«, verkündete der Ansager und ich klopfte Choco begeistert mit beiden Händen den Hals.

»Sehr gut«, lobte Lars, »Ihr habt nicht alles riskiert, denn zumindest er hier hat noch Power.« Er klopfte meinem Braunen den Hals.
»Am Aussprung von der Zweifachen, da hast du dich mal kurz vermetert, aber mit so einem Pferd, da brauchst du dir echt keine Sorgen zu machen.«

»Ja ich weiß«, grinsend klopfte ich Choco's Hals. Wie oft hatte er mich schon gerettet.

»Und nun,die letzte Starter in in diesem Stechen: Linnea-Katharina Griez und Chocolate Boy, für das Leistungszentrum Luhmühlen.«

Und dann, legten wir los. Im vollen Tempo. Der Parcours für das Stechen bestand nur noch aus sieben Hindernissen. Als erstes ein Steilsprung, dann eine Kombination aus einem Oxer und überbautem Wasser, es folgte eine Trippelbarre, eine Mauer, ein weiterer Steilsprung und zum Schluss noch Mal ein Oxer.

Die ersten vier Hürden hatten wir erfolgreich gemeistert. Ich visierte die Trippelbarre an.
Ein leichter Schenkeldruck und wir waren darüber.

Auch wenn ich die Mauer immer ich nicht gerne sah, so stellte sie auch diesmal kein Problem für uns dar. Und so setzten wir auch über diesen Sprung hinweg.

Der Steilsprung war sowieso kein Problem. Und dann kam der Oxer. Ich trieb ihn nocheinmal an. Und dann passierte es. Ich war nur eine Sekunde abgelenkt in der ich einen Blick auf die Zeittafel geworfen hatte. Eine Sekunde in der ich vergaß das Tempo wieder zurück zu nehmen.

Choco sprang mit aller Kraft ab, reckte sich über den Sprung.
Vorallem aber zog er die Hinterbeine so eng es ging unter.

Wieder war es die obere hintere Stange die wackelte, die Lichtschranke stand direkt auf der anderen Seite des Hindernisses es würde also höchstwahrscheinlich Zählen wenn die Stange jetzt fiel.

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