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Ich versuchte zu verbergen, dass ich ganz weiche Knie bekam, als sich unsere Handflächen berührten. Nicht, weil es an seinem Bekanntheitsgrad lag oder seinem umwerfenden Aussehen, sondern, weil seine Dominanz mich auf den Boden zwang. Da war etwas in seiner Aura, dass ich mich verdammt einschüchterte. Es klang klischeehaft ihn mit Christian Grey zu vergleichen, einer vollkommen fiktiven Figur, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass er gerne Frauen schlug, doch seine Wirkung auf mich war einschüchternd. Er was so kontrolliert und jeder seiner Gesichtsmuskeln schien einem komplexen Plan unterlegen. Als ob er sich vorher bereits Gedanken gemacht hatte, wie er sich darstellen wollte. Verflucht, er war die Inkarnation der menschlichen Kontrolle aller Reflexe.
Es kam ihm aber gelegen, dass sein Äußeres sein Auftreten unterstrich.
Eigentlich hasste ich diese Art der zwanghaften Kontrolle. Es machte einen Menschen so schrecklich verklemmt, wenn er sich ständig unter Kontrolle haben wollte. Aber in diesem Fall war es zum Niederknien.
Aiden Hamingstone war in der Realität noch umwerfender, als auf den zahlreichen Pressefoto und aus der Ferne. Ich sah die schwarz-weiß Bilder vor mir, die Fotostrecken aus dem Netz oder den Zeitungen, die ich alle durchgeblättert hatte, die versuchten jede Fassade dieses Mannes einzureißen, in dem sie seine Ausdrücke einfinden, jede noch so kleine Regung.
Ich bemerkte, dass er in Person doch mindestens eineinhalb Köpfe größer war als ich und ich meinen Kopf in einem unangenehmen Winkel heben musste, um ihn direkt in die Augen zu sehen.
Diese Größe schien er zu genießen, denn mir fiel das leichte Lächeln um seinen Lippen auf. Ein zartes höhnisches Schmunzeln. Seine Kontrolle schien kurz zu brechen, wich einem menschlichen Reflex.
Vor mir stand ein erfolgreicher, höchst attraktiver Geschäftsmann, der mich zugegeben etwas herabschätzig betrachtete.
»Hillary Baskin«, stellte auch ich mich vor und konnte selbst nur staunen, wie sehr meine Stimme zitterte. Normalerweise war sie angenehm an zuhören, klang beinahe melodisch hatte man mir gesagt. Verdammt, dass ich meinen Körper nicht so unter Kontrolle hatte, wie ich es gerne hätte. Ich biss mir kurz auf die Unterlippe, versuchte meine Sinne zu beruhigen, meinen Puls zu ignorieren oder zu verlangsamen.
»Schön, sie kennenzulernen, Miss Baskin«, sagte er wieder ruhig und wies mit einer entschlossenen Handbewegung auf eine Sitzecke. Verwirrt nahm ich Platz und brauchte einige Momente, bis ich mit meiner Sitzposition im Einklang war. Auch diese Bewegungen nahm er höchst interessiert zur Kenntnis und ich meinte sogar kurz ein Lächeln zu erkennen, als ich nervös meine Fingerknöchel knetete, bis sie weiß hervor traten.
Die ganze Situation ließ mich schlecht fühlen. Ich hatte das Gefühl, Sawyer in irgendeiner Weise zu betrügen. Scheiße, verdammt, dass sich dieses Gefühl überhaupt in die Nähe meiner funktionierenden Gehirnzellen schlich. Wir hatten uns schließlich "getrennt", wenn man eine so kurze Zeit so unter Umständen nennen wollte. Nicht, dass ich seine tiefsten Gedanken gekannt hätte, aber es hatte gereicht, um mit ihm zu schlafen und das nach so verflixt kurzer Zeit. Ich musste mich selbst etwas mehr kontrollieren. Nicht, dass man mich zu recht als Schlampe titulierte.
»Erzählen sie mir etwas von sich, Miss Baskin.«
Ich starrte ihn einen Moment an, musste erst aus meinen Gedanken zurückkehren.
»Miss Baskin? «
»Hillary reicht vollkommen, Mister Hamingstone. Entschuldigen sie«, verhaspelte ich mich beinahe und verschränkt die Beine über einander.
»Miss Baskin, wir verkehren hier auf rein professioneller Ebene, da ist es nicht besonders schicklich, sie zu duzen.«
Ich musste kurz grinsen. Schicklich? Dieses Wort klang, als ob er dafür einen Duden durchforstet hatte, um es einmal anbringen zu können.
Er löste seinen Blick nicht von mir, lehnte sich jetzt zurück und beobachtete mich akribisch. Seine Augen schienen alles zu erfassen, was seine Ausstrahlung noch unterstrich.
Also begann ich ihm mehr zu erzählen, auch wenn ich Angst hatte, dass mich das verletzlich erscheinen ließ.
»Eigentlich gibt es da nicht viel zu erzählen, Mister Hamingstone,«, sagte ich und wand mich nervös auf dem Stuhl, »Ich habe das Angebot gesehen und musste sofort teilnehmen. Schließlich könnte das der Start in eine gute und vielversprechende Karriere sein.«
Er nickte verständnisvoll, ließ mich dabei nicht aus den Augen.
Ich konnte mir ein Lächeln nicht ganz verkneifen, als ich hinzufügte: »Außerdem gibt es da eine Person, der mal ganz dringend die Leviten gewaschen werden müssen.«
»Ehrlich. Eine schöne Charaktereigenschaft, Hillary. Aber gehen wir etwas mehr in die Tiefe. Wie geht es ihnen im Moment?«
Ich war vollkommen verwirrt von dieser Frage und so brachte ich nur ein beschämendes Ähm heraus, bevor er begriff, dass er mich mit dieser Frage wohl etwas überfordert hatte.
»Ich formuliere es etwas anders, da es scheinbar auf eine Verständnisbarriere stößt«, er ließ mich nicht aus den Augen, »Wie sind ihre Emotionen im Moment? Aufgewühlt? Aufgeregt?«
»Etwas aufgeregt«, gab ich zu und rang mir ein Lächeln ab. Kurz huschten meine Gedanken zu Sawyer. Ich sah sein Gesicht vor meinen Augen, diese Lippen, die so sinnliches mit mir angestellt hatten und den Ausdruck von Zufriedenheit auf seinem Gesicht. In diesem Moment vermisste ich dieses Glücksgefühl. Ich vermisste ihn.

Days Of PleasureWhere stories live. Discover now