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Monsters stuck in your head

Nachdem ich Li einen Eisbeutel gebracht hatte, flehte ich Sawyer an, meinen Bruder ins Krankenhaus zu fahren. Ich war nicht im fähigen Zustand, das selbst zu erledigen.  Ich beschloss Mum aus allem rauszuhalten, von Dad ganz zu schweigen. Der schien sich seit Ewigkeiten nicht mehr für uns zu interessieren und irgendwie war das auch ganz gut so. Jedenfalls hatte er auch jetzt keinen Anspruch darauf.
Ich half Liam in Sawyers teuren Wagen, während ich die Blutung seiner Nase stillte. Ich würde mich hassen, wenn ich dieses Leder besudelte, auch wenn es im Moment nebensächlich war.

Als wir im Krankenhaus angekommen waren, begegnete uns die eine Person, mit der ich nie gerechnet hätte. Mum stand an einem Informationsschalter und unterhielt sich mit einer Krankenschwester. Als ihr Blick kurz in unsere Richtung abschweifte, realisierte sie erst beim zweiten Blick, dass ihr Sohn blutüberströmt in der Halle stand.
Sie unterbrach die Unterhaltung und hastete hektisch auf uns zu. Diese Hektik war nicht ganz überraschend. Schon immer hatte sie gewusst, wann sie ihre desinteressierte Hülke abzulegen hatte und wann sie die Vorzeigemutter zu spielen hatte.
Ihre braunen Locken hüpften bei ihren eifrigen Gang unruhig hin und her.
»Was ist denn passiert?«, fragte sie besorgt und nahm Liams Gesicht in ihre Hände. Ihr Verhalten war ich nicht gewohnt, obwohl ich wusste, wie schnell sie ihre zweite Persönlichkeit oft benutzen konnte. Natürlich war sie unsere Mutter, aber diese Rolle hatte ich bereits vor Ewigkeiten übernommen.
Liam schaute zu mir und ich nickte leicht. Ich würde lügen, hieß das Nicken. Ich nehme dich in Schutz.

»Er ist die Treppe hinuntergestürzt. Vermutlich hatte er seine Augen wieder auf seinem Handy.«
Mums Mundwinkel zuckten leicht vor Verärgerung. Wenn ich eines über sie wusste, dann, dass sie es verabscheute, dass sich heutzutage nur noch alles um unsere elektronischen Begleiter drehte.
»Bis du dir eines Tages das Genick brichst.«
Liam wirkte bedrückt. Er hatte unsere Mutter noch nie gerne angelogen. Vielleicht war doch noch ein Funke Hoffnung vorhanden, dass er sich irgendwann angemessen verhalten würde.
Erst jetzt glitt Mums Blick zu Sawyer, der uns begleitet hatte. Ich wusste nicht, wieso er mir heute so zur Seite stand. Ich meine, ich hatte mit ihm geschlafen und ihm einen geblasen, aber er wich mir nicht von der Seite. Es war angenehm, eine Stütze bei sich zu wissen.
»Und du bist?«, fragte meine Mutter mit neu gewecktem Interesse. Ich funkelte sie wütend an. Es konnte doch nicht sein, dass sie ihn attraktiv fand. Das war doch beinahe pädophil. Er war schließlich in meinem Alter.
Obwohl ich meiner Mutter eigentlich alles zutraute, verärgerte es mich jetzt dennoch, auf welche Weise sie ihn betrachtete. Konnte sie den Hals nie vollbekommen? Ihr Blick war zu ungeniert, als dass es nicht auffallen würde. 
»Mutter«, zischte ich aus zusammengebissenen Zähnen, doch Sawyer hatte ihr bereits die Hand hingestreckt, die sie lächelnd ergriff.
»Alec Sawyer. Persönlicher Bodyguard ihrer Tochter.«
Als er sich ihr vorstellte, traten seine Grübchen hervor, was ihn noch umwerfender in meinen Augen machte.
Mum kommentierte es nur mit einem schlichten »Aha« und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf Li.
»Ich schaue mir das jetzt nicht länger an«, rief sie plötzlich wie aus dem Nichts, sprang auf und rannte schließlich zur Information, wo sie die Krankenschwester anwies, uns sofort einen Arzt zu schicken. Als man sie abfertigen wollte, mit dem Satz »Sehen sie sich um und ziehen sie eine Nummer«, legte sie sich richtig ins Zeug. Schenkte man ihren Worten Glauben, war Li halbtot. Er sah zwar wirklich schlimm aus, aber sie übertrieb mal wieder maßlos, um zu bekommen, was sie wollte.
»Gott, das tut mir alles so leid«, sagte ich und schlang meine Arme um Sawyers muskulösen Hals. Ich hatte ihm die ganze Zeit nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die ihm gebührte. Immerhin war er hier bei mir.
»Ach, das ist doch nicht schlimm.«
»Doch, ist es. Ich hoffe, du denkst jetzt nicht, dass jeder Tag in meinem Leben so abläuft.«
Er schüttelte den Kopf und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
»Außerdem finde ich ein bisschen irre heiß. Wird der Sex wenigstens nie langweilig.«
Ich grinste und ließ mich in den Arm nehmen. Ich seufzte gegen seine Brust und drehte mich wieder zu meinen Bruder um, der mit gesenkten Blick da saß und sein schlechtes Gewissen kaum mehr verbergen konnte.

Days Of PleasureWhere stories live. Discover now