Kapitel 7: Einsamkeit

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Fabi schnaubte, als wolle er mir zu stimmen. Er ließ sich im Grunde genommen brav putzen und satteln , aber er war, wie Maja schon gesagt hatte, eben auch ein ziemlicher Entertainer und machte zwischendrin allerhand liebenswürdigen Unsinn.

Er nahm die Bürsten aus dem Putzkoffer und spielte damit, ließ sie aber nachher wieder exakt in den Koffer fallen. Er öffnete seinen Pferde Knoten und folgte mir zur Sattelkammer, aber sich wieder zurück. Er nahm die Zügel in den Mund sobald ich ihn getrennt hatte und reckte sein Maul hoch als wären die Zügel darin eine Trophäe.

Schließlich waren wir auf dem Weg zu einem der Außenplätze. Im Winter wurden die Außenplätze so oder so wenig genutzt, aber dieser hier war für die Dressurreiter hier mit seinen 30 mal 80 Metern auch im Sommer nicht sonderlich nützlich.

Für mich war das praktisch, weil ich eigentlich immer davon ausgehen konnte, dass ich den Platz für mich hätte.

So auch heute. Der Boden war von leichtem Frost überzogen, der noch aus der Nacht geblieben war, aber schon im Begriff war zu schmelzen. Der Sand war feucht und trotz des Frostes weich. Denn, wie gesagt es wurde immer wärmer.

Ich ließ die Steigbügel an Fabianos Dressursattel herunter und steig auf. Da Maja und ich ungefähr gleich groß war brauchte ich die Bügel vorher nicht verstellen.

Der Wallach glich von der Rittigkeit her meinem Choco und ich fühlte mich sofort wohl auf ihm.

Eine dreiviertel Stunde arbeitete ich ihn, dann ritt ich trocken und brachte ihn zurück in die Box.

Frustriert setzte ich mich auf einen Strohballen und unterdrückte die Tränen. Ich fühlte mich einfach so wahnsinnig einsam und verlassen.

Eine Stunde später war ich gerade nach Hause gekommen und hatte mich umgezogen, als es an der Tür klingelte. In einem Affenzahn stürmte ich die Treppe hinunter, riss die Haustür auf und fiel Maja um den Hals.

»Hui«, lachte sie,  »Na das ist ja Mal eine Begrüßung.«
»Ein Glück, dass du da bist! Es war so schrecklich einsam ohne dich im Stall.«,gestand ich.

Sie zog die Augenbrauen hoch:  »Du warst doch bevor ich gekommen bin auch immer allein in Stall.«
»Ja aber das ist was komplett anderes.«, rechtfertigte ich mich,  »Da wusste ich ja noch nicht wie es ist, wenn man jemanden da hat, mit dem man Lachen kann und mit dem man alles zusammen macht. Und wenn man es dann nicht mehr hat, dann weiß man was man der Person hat.«

Maja legte mir grinsend einen Arm um die Schultern und drückte mich an sich.  »Schon gut, ich weiß ja. Ich fands auch langweilig so alleine zuhause. Meine Eltern sind ja eh nie da.«

Mitfühlend sah ich sie an. Meine Eltern achteten immer darauf, dass sie noch genug Zeit mit mir und Ella verbrachten. Morgens, Mittags und Abends wurde zusammen gegessen und Abends und am Wochenende machten wir was als Familie.

Und Majas Familie aß nicht einmal zusammen? Ich fragte sie danach.
Traurig schüttelte sie den Kopf und ich blonder Pferdeschwanz peitscjte durch die Luft.  »Meine Eltern arbeiten die ganze Zeit. Ihnen gehören rund 80 Luxushotels rund um den Erdball. Entweder sie sind in ihrem Büro oder sie jetten in ihrem Flieger um die ganze Welt.«

»Und du? Wie kommst du zu deinen Wettkämpfen und so was?«
»Ich hab seit meiner Geburt ein Kindermädchen. Sie heißt Fanny, kommt aus Amerika und ich hab sie sehr gern. Unter der Woche kocht sie für mich und fährt mich in den Stall. Sie hat eine Vormundschaft für mich und begleitet mich auf die Turniere.
Dorthin werden wir dann immer von Richard gefahren. Er ist Fannys Mann und unser Chauffeur. Ihn hast du schon gesehen. Er hat mich und die Pferde zu euch in den Stall gefahren.«

Ich nickte. Ja, ich erinnerte mich an den dunkelhaarigen Mann in den mittleren Jahren.

Maja stieß mich an.  »So,wir sind aber nicht zum Spaß hier, sondern zum Englisch lernen. Also wo lernen wir?«

Über eine Stunde saßen wir schon am lernen und mittlerweile waren wir dazu übergegangen uns auf Englisch zu unterhalten.

Allerdings kam dabei nur Schwachsinn heraus.   »Mom told me, that the monkeys climbed on the roof yesterday to pick up your clothes. Can you explain that? «

Wir beide mussten das Lachen unterdrücken.  »No, I can't«, antwortete ich,  »But Mom is hanging on the trees, so I won't believe her.«

»Was!?«, platzte Maja heraus und wir fingen beide haltlos an zu lachen.

Zugegeben, so witzig war es nicht. Jeder andere hätte die Augen gerollt, aber ich war so froh,nach einem anstrengenden Tag jemanden wie Maja bei mir zu haben.

Jemandem mit dem ich lachen, lästern, reden konnte. Ja, Maja war inzwischen meine beste Freundin geworden.

Und trotz der Vorsätze fürs lernen erzählte ich ihr erstmal haarklein die Geschichte mit Benny.

Maja brach ein Stück von der Schokoladentafel ab die auf meinem Schreibtisch lag und sah mich aufmerksam an:  »Keine Frage, der Typ findet dich auf alle Fälle interessant und will wissen wie du denn so bist. Also außerhalb von deiner Abwesenheit im Musikunterricht.«

»Und jetzt?«, erkundigte ich mich. 
»Jetzt lernst du ihn erstmal besser kennen und schaust was draus wird. Aber vorallemachst du jetzt deine Englischhausaufgaben, dafür bin ich schließlich hier.«, kommandierte Maja und tippte mit ihrem Zeigefinger entschieden auf mein Heft.

Soul JumperWhere stories live. Discover now