Mum

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Eric:
Ein Blick auf meine Uhr sagt mir, dass es halb sechs in der Früh ist, als ich durch die schwach beleuchteten Gänge laufe. Um die Uhrzeit treffe ich natürlich nicht gerade viele Leute an. Höchstens das Reinigungspersonal und Menschen die Frühschicht haben. Sehr viel mehr aber auch nicht.
Müde reibe ich mir die Augen und bleibe schließlich vor einer Wohnungstüre stehen. Ich fahre mir einmal durch die Haare und drücke dann auf den Klingelknopf.
Es dauert eine Weile, bis ich etwas hinter der Tür höre und diese schließlich aufgeht.
"Eric." stellt mein Vater überrascht fest, welcher im Schlafanzug und Morgenmantel vor mir steht. "Dad." erwidere ich. "Hast du mal auf die Uhr gesehen, mein Junge?" fragt mein Vater und reibt sich müde das Gesicht.
"Ich würde nicht so früh stören, wenn es nicht wichtig wäre. Ich muss mit Mum reden, jetzt." erkläre ich nachdrücklich und sehe meinen Vater mit Hilfe suchendem Blick an. "Komm rein, mein Junge." legt mein Vater mir eine Hand auf die Schulter und zieht mich zu sich rein. "Schätzchen?" dringt da die Stimme meiner Mutter an mich heran. Ich sehe zum Schlafzimmer.
Sich müde das Gesicht reibend, kommt sie in einem taillierten blauen Nachthemd und einem Morgenmantel in den Flur. Auf dem Arm hat sie meinen Neffen, welcher ebenfalls verschlafen an ihrer Schulter lehnt.
"Mama, ich brauche deine Hilfe und zwar jetzt." bitte ich. Mum atmet einmal durch, umfasst ihren Enkel fester und sieht mich mit leicht schiefgelegtem Kopf an.
"Gig mir fünf Minuten." meint sie, geht auf mich zu, küsst mich einmal auf die Wange und gibt mir Marcus in die Arme, ehe sie im Badezimmer verschwindet. "Hey Kurzer." streiche ich, mit dem Zeigefinger, meinem Neffen einmal über die Nase. Der gähnt einmal und legt den Kopf dann gegen meine Schulter.
"Ich mach mal Kaffee." meint Dad und geht in die Küche.
Ich gebe mit Marcus ins Wohnzimmer und gehe dort mit ihm auf und ab. Beruhigend streiche ich ihm über den Rücken, bis mein Vater mit zwei Kaffeetassen kommt und diese am Esstisch abstellt. Er klopft mir einmal auf die Schulter und geht dann zurück ins Schlafzimmer.
Als schließlich meine Mutter kommt, setze ich mich mit ihr an den Esstisch und lege mir Marcus locker in den Arm.
Mum legt beide Hände um ihre Tasse und sieht mich an. "Seit du zu den Ferox übergelaufen bist, hast du mich nicht mehr um Hilfe gebeten. Also, was ist passiert?" will Mum wissen.
"Du bist die Einzige, die mir jetzt helfen und der ich vertrauen kann. Es geht um Sarah." schon wird meine Mutter hellhörig. "Was ist dem Kind passiert?" will sie wissen.
"Ich muss sie beschützen, aber ich weiß nicht, wie ich ihr helfen kann." erkläre ich und sehe auf Marcus runter.
"Wenn ich ihr nicht helfe, ist sie so gut wie tot." füge ich hinzu.
"Sie hat es dir also gesagt." meint meine Mutter und ich sehe ruckartig zu ihr auf.
"Wie bitte?" frag ich nach. "Dass sie unbestimmt ist. Sie hat es dir gesagt." nickt meine Mutter und sieht mich völlig entspannt an.
"Woher weißt du es?" frage ich sofort. Stress kommt in mir hoch. Mum lächelt und streicht mir über den Arm. "Ganz ruhig mein Schatz. Weder sie noch jemand anders hat es mir gesagt. Ich weiß es schon lange.- Seit dem Tag, an dem sie mich zu dir führte. Ich habe es ihr angesehen." bei allem was meine Mutter in diesen fünf Sätzen sagt, ist sie die Ruhe selbst.
Da greift Mum nach meiner Hand und sieht mich ernst an. "Eric, du liebst Sarah, nicht wahr?" fragt meine Mutter vorsichtig.
"Mehr als du dir vorstellen kannst." erwidere ich und sehe sie Hilfe suchend an. "Eric," spricht meine Mutter mich an, steht auf und geht vor mir in die Knie. Fest umfasst sie meine Hand. "Schatz, du kannst sie beschützen, wenn du sie so sehr liebst, wie sie dich liebt und bei Gott das tut die Kleine." erklärt Mum. "Wie denn?" will ich wissen.
"Wie dein Vater mich beschützt hat, als ich in Sarahs Situation war." flüstert Mum und sieht mich mit entschuldigendem Blick an.
Meine Augen weiten sich und ich sehe Mum entsetzt an. "Was?" frage ich entsetzt nach, nicht sicher ob ich richtig verstanden habe, was meine Mutter mir gerade gebeichtet hat.
"Ich bin wie Sarah Eric. Ich bin eine Unbestimmte." spricht meine Mutter es aus.

"Meine Testergebnisse wurden mit der Zeit auffällig, also wandte ich mich an George. Er wusste was sie mit mir machen würden, würde man es erfahren. Ich war so gut wie tot und du gleich mit mir, immerhin war ich mit dir schwanger." beginnt Mum zu erzählen und sieht dabei ihre Tasse an. "George wollte dich und mich,- uns beide um jeden preis beschützen, uns aus der Schusslinie halten." fährt Mum fort und dreht ihre Tasse. "Er wusste, dass durch seinen hohen Stand bei den Ken, einige Privilegien auch für mich zur Verfügung stehen würden. Alles was er tun musste um mir das zu ermöglichen, war mich zu heiraten. Das hat er getan." 
"Die Immunität für Angehörige. Frei von den üblichen Verfahren." schlussfolgere ich heiser. Mum nickt und sieht mich an. "Es war sicherer für euch, es nicht zu wissen." erklärt sie.
"Wurdest du je zu einer Befragung oder irgendeinem Test gerufen, nach dem Dad dich geheiratet hatte?" will ich wissen. "Nein." verneint Mum sofort. "Sie haben mich nie wieder angerührt und meine auffälligen Testergebnisse wurden unter den Tisch gekehrt." erklärt Mum und sieht mich eindringlich an. "Bei dir ist es nochmal was anderes. George hat eine sehr hohe Position hier bei den Ken, du bist ein Anführer Eric. Selbst wenn die Ferox oder einer der anderen Fraktionsführer skeptisch werden sollte, wer traut sich schon die Frau eines Anführers der Ferox anzurühren? Solange Sarah an der Seite eines Anführers bist, kann ihr nichts passieren." fährt Mum fort.
"So wie dir nie was passiert ist." murmle ich und Mum nickt bestätigend.

Sarah:
Ich wache davon auf, dass es energisch an der Tür klopft. Verschlafen sehe ich auf und sehe einmal kurz durchs Zimmer. "Eric?" frage ich einmal laut. Keine Antwort.
Wieder wird kräftig gegen die Tür geschlagen. Ich schwinge mich aus dem Bett, ziehe mir meine Unterwäsche an und werfe mir ein Hemd von Eric drüber. Im gehen streiche ich mir das verwuschelte Haar zurück und mache schließlich die Tür auf.
"Four." stelle ich überrascht fest und reibe mir einmal die Augen. "Zieh dich an, wir müssen reden." fordert er, schiebt sich zu mir in die Wohnung rein und mach hinter sich die Tür zu.

Break the rules (Eric FF)Where stories live. Discover now