Nochmal von vorne

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Sarah:
Garnelen. Woher soll ich wissen ob ich Garnelen mag? Probiert hab ich sie noch nie. Ich war allgemein noch nie eine besonders große Fischesserin. Dad hat nie viel mit Fisch gemacht. Ich bin schon stolz auf mich, dass ich weiß was Garnelen sind.
Mit überschlagen Beinen sitze ich auf dem Barhocker, lehne mich auf die Arbeitsfläche, drehe das Weinglas in meiner Hand und sehe Eric in der Küche zu. Ich wusste gar nicht, dass er kochen kann. Das er eine Brille trägt wusste ich auch nicht. Doch beides tut er.
Mit einer schwarzen Brille auf der Nase ließt er von seinem Tablet ein Rezept ab. Ich darf dabei nur zusehen. Wie zuhause. Weder Mum noch ich, sind was Kochen angeht sonderlich begabt. Anders als Dad. Dad kann hervorragend kochen und demnach was ich rieche, Eric auch.
„Ich habe dich noch nie Brille tragen sehen." meine ich schließlich und stürzte das Kinn auf einem Handballen auf. „Kontaktlinsen meine Liebe." erwidert Eric und zwinkert mir einmal zu.
Ich sehe ihn mit schief gelegtem Kopf an. „Was?" fragt Eric, ohne von seinem Tablet auf zu sehen. „Nix." erwidere ich unschuldig. „Du erinnerst mich gerade an meinen Dad." lächle ich. „Na danke." gibt Eric mit einem Lachen zurück. Ich lächle. „Mum saß als ich noch klein war auch immer am Küchenblock und hat Dad beim Kochen zugesehen." erinnere ich mich. Mit hochgezogener Augenbraue sieht Eric mich mit einem Lächeln an. „Lass mich raten, du hast das Kochtalent deiner Mutter." meint Eric. „So ungefähr." gebe ich mit einem Schulterzucken zu.
Da legt Eric das Messer ab, geht um die Küche herum, fasst mich unter den Armen und hebt mich vom Hocker. „Und Abmarsch." meint er, stellt mich ab und schiebt mich in die Küche.
Er stellt sich bei der Arbeitsfläche hinter mich und stemmt seine Arme neben meinen Seiten gegen die Arbeitsfläche. „Schneiden bekommst du hin oder?" fragt er. Ich ziehe einen Mundwinkel hoch und beginne die Zwiebel vor mir klein zu schneiden. „Geht doch." meint Eric und gibt mir einen Klaps auf den Hintern, ehe er sich dem Kühlschrank zuwendet.
Ich sehe ihn mit einem Lächeln von der Seite an.

Mit angewinkelten Beinen sitze ich, auf die Rückenlehne gelehnt mit Eric auf dem Sofa. „Hat Cat dir die Geschichte von Alec und dem Bombenleger schon erzählt?" fragt Eric und nippt einmal an seinem Rotwein. „Ne." antwortete ich irritiert.
Eric lacht und stellt sein Glas auf dem Sofatisch ab.
„Alec und ich waren gerade mal ein Paar Wochen mit der Initation fertig, als wir einen Bombenleger festgenommen haben. Da war ich noch kein Anführer. Egal, jedenfalls wurden Alec und ich beauftragt den Wagen von diesem Wahnsinnigen zu durchsuchen. Was uns nicht gesagt wurde, die älteren Ferox hatten dort einen Zettel deponiert, auf dem Zeit und Ort der nächsten 48h standen, wo Max sich aufhalten würde. Alec warf nur einen Blick auf den Zettel und ehe wir ihn aufhalten konnten, flitzte er los, rannte durch das gesamte Feroxquartier und platzte in Max Büro rein, in dem gerade ein Meeting mit sämtlichen Anführern, aller Fraktionen stattfand. Er sprang über den Tisch drüber, riss Max zu Boden und brüllte, er müsse sich sofort in einen der Schutzbunker begeben. Max fand das, im Gegensatz zu den anderen Ferox gar nicht so lustig. Nach der Aktion hatte Alec zwei Monate Zaunwache."
Erics Lachen ist so ansteckend, dass ich mir selbst das Lachen nicht verkneifen kann.
Eric erzählt mir noch unendlich viele solcher Geschichten, bis er aufsteht und seine beiden Mäntel holt. Einen davon hält er mir hin, den anderen zieht er an. Ich schlüpfe in den viel zu großen Mantel und atme einmal tief ein. Ja so riecht Eric.
Ich folge Eric auf den Balkon und lehne mich dort gegen das Geländer. Eric zündet sich eine Zigarette an und lehnt sich neben mich.
„Wie geht es dir, in der Initiation?" fragt Eric und sieht auf mich runter. Ich zucke die Schultern und nicke. „Das war die offizielle Antwort, und inoffiziell?" bohrt Eric weiter nach. Ich beiße mir auf die Unterlippe. „Ich werde langsam müde." erkläre ich.
Eric lächelt. „Das ist normal. Mehrere Wochen haben wir jetzt das höchste aus euch rausgeholt. Würde mich wundern, wenn ihr nicht langsam an eure Grenzen stoßen würdet." erklärt Eric und nimmt wieder einen Zug.
„Was hatte deine Simulation zu bedeuten Sarah?" fragt Eric da und stößt den Rauch aus. Er sieht mich dabei nicht an und ich sehe bewusst zu Boden. „Keine Ahnung." lüge ich.
„Ich bin kein Candor und trotzdem sehe ich, dass du lügst. Ich tauche in deinen schlimmsten Ängste auf und dennoch bist du hier und siehst nicht so aus, als hättest du Angst vor mir." Erklärt Eric und zieht erneut.
Ich ziehe den Mantel fester um mich und sehe durch das Panoramafenster nach drinnen.
War klar, das er das wissen will.
„Hey." spricht er mich an und stellt sich in mein Sichtfeld. „ich will nicht darüber reden." meine ich und weiche seinem Blick aus. „Du willst dich mir nicht anvertrauen?" hackt Eric nach und sieht mich vertrauensvoll an. Ich sehe zu ihm auf und schüttle dann den Kopf. „Lieber nicht." erwidere ich und strecke die Hand nach Eric aus.

Eric:
Ich halte für einen Moment die Luft an, als Sarah die Hand hebt und sich mir nähert. Doch sie berührt mich nich. Sie nimmt mir die Brille ab und setzt sie mit skeptischem Blick auf. „Wow." meint sie und sieht sich um. „Du siehst ja wirklich nichts." stellt sie fest. Ich ziehe einmal an meiner Zigarette und atme mit einem Lachen aus. „Du gehst auch zu einem Rollstuhlfahrer, setzt dich in den Rollstuhl und sagst: Du kannst ja wirklich nicht laufen, oder." meine ich, kneife Sarah einmal in die Seite und nehme ihr wieder meine Brille ab. Als ich Sarah wieder scharf sehe, grinst die mich an und zuckt frech die Schultern.

Sarah bleibt noch zwei Stunden, dann begleite ich sie zur Tür.
„Es war sehr schön Eric." verabschiedet Sarah sich, als ihre Hand an der Türklinke liegt. „Das war es." gebe ich zurück und lehne mich zu ihr runter. „Bis morgen, mein Mädchen." flüstere ich und gebe ihr einen sanften Kuss auf die Wange. Schlagartig hält Sarah die Luft an. Als ich mich von ihr zurück lehne, mache ich die Tür auf und schiebe sie sanft nach draußen. Kaum ist die Tür zu, lehne ich mich gegen diesen und atme einmal tief durch. Dabei kann ich ein breites Lächeln beim besten Willen nicht verhindern.

Break the rules (Eric FF)Där berättelser lever. Upptäck nu