Kapitel 4: Die täglichen Konflikte

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Lizabeth war zuerst Ella's Nanny gewesen, dann meine und jetzt war sie unsere Haushälterin.

Ehrlich gesagt hatte ich bis dahin noch nicht mal gewusst, dass es den Beruf der Haushälterin noch gab.

Die gute Frau war inzwischen schon 61 aber um nichts in der Welt ließ sie sich davon abbringen täglich für uns zu kochen und zu putzen.

»Ihr seids mir doch so wichtig gworde!« erklärte sie dann jedes Mal.
Auch Ella und ich hätten die alte Frau vermutlich nicht mehr gehen lassen, denn für uns war sie so etwas wie eine zweite Mutter.

Ich tat wie mir geheißen und setzte mich zu Ella und meiner Mutter an dem Tisch.

»Ihr kommt zurecht?«, erkundigte Mama sich aber es war keine richtige Frage.

Sie nahm ihre Aktentasche vom Boden drückte uns beiden einen Kuss auf den Kopf und verkündete:

»Prima, dann fahr ich jetzt wieder in die Kanzlei. Euer Vater kommt so gegen sechs Uhr, der hat noch einen Termin am Gericht, die Verhandlung eines Mandanten ist wieder aufgenommen worden.«

»Mhmm... Super.«, machte Ella und verzog das Gesicht. Mama verstand zu ihrem Leidwesen immer noch nicht, dass es für ihre inzwischen zwanzigjährige Tochter entwürdigend war, wie ein kleines Kind, auf den Kopf geküsst zu werden.

Kaum war Mama weg sprang ich auf. »Danke Lisi es war wirklich sehr lecker. Ella, ich hab jetzt Training,kommst du mit in den Stall oder kommst du später nach?«

Ella stand nun ebenfalls auf: »Ich nehm dich auf meinem Roller mit.«

Schnell flitzte ich die Treppe hinauf in mein Zimmer und tauschte Jeans und T-Shirt gegen Reithose, Reit-Shirt und Daunenjacke. Dann schnappte ich mir meine Stalltasche und flitzte die Treppe hinunter.

Gleichzeitig mit Ella kam ich im Flur an und wir schlüpften in unsere Stiefel.

Mit Ella und mir das war so eine Sache. Sie war und blieb die beste Schwester der Welt, aber manchmal da konnte sie besserwisserisch, überheblich und spöttisch sein, dass es wehtat.

Sie war unberechenbar und wechselte von Engel zu Teufel innerhalb einer Millisekunde. Aber wenn es darauf ankam... Ja, dann war sie immer für einen da.

»Komm, spring auf! «, rief Ella mir zu und ich schwang mich hinter ihr auf den Motorroller.

Nach einem »Festhalten!« Ruf seitens Ella ging es auch schon los.

Am Stall angekommen nahm ich mir den Helm von Kopf und strich mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.

Dann machte ich mich auf den Weg in den Stall, zu Sally.

Die Grauschimmelstute wieherte schon als sie mich durchs Stalltor kommen hörte.

Grinsend näherte ich mich ihrer Box. »Na mein Babypferd. Bist du wieder ungeduldig?«

Die Stute schnaubte und nickte mit dem Kopf. Lächelnd strich ich ihr über die Stirn und nahm das Halfter von dem Haken an ihrer Boxentür.

»Mylady wenn ich bitten darf. «, sagte ich und hit der Stute das Halfter hin.

Es überraschte mich immer wieder wie vertrauensvoll sie direkt ihren Kopf in das hingehaltene Halfter steckte.

Ich kratzte ihr noch schnell die Hufe aus, dann führte ich sie zur Putzhalle.
Mein Glück, dass die junge Stute eingedeckt und geschoren war so brauchte ich nichtmal zehn Minuten um sie zu Putzen zu Satteln und zu Trensen.

Da Sally mal wieder etwas Bewegung an der frischen Luft gebrauchen konnte hatte ich beschlossen mit ihr aus zu reiten. Viel Zeit hatte ich allerdings nicht, denn danach hatte ich noch Training. Es reichte höchstens für eine kurze Aufwärmrunde.

Soul JumperWhere stories live. Discover now