Matt
„Halt dich da raus!" Derek zuckt zusammen und ich sehe, wie seine Muskeln sich anspannen, aber seine Stimme bleibt fest. „Will..." Ich habe das Gefühl, dass etwas schieflaufen wird. Derek ist viel zu gutgläubig. Jetzt macht er einen Schritt auf Will zu, stellt sich zwischen ihn und Fynn. Und dann gehen die Blitze von Wills Hand auf ihn über und Derek sackt mit vor Schreck aufgerissenen Augen zusammen. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie ich es geschafft habe so schnell zu Derek zu kommen, doch jetzt bin ich über ihm, schirme ihn mit meinem Körper von Will ab, der aber nicht den Anschein macht, als würde er uns beachten. Nur wage registriere ich, wie er sich auf Fynn stürzt. „Derek!" Meine Stimme zittert, und ich lege meine Hände vorsichtig auf Dereks Brust. Er bäumt sich unter mir auf, seine Augen sind komplett weiß und sein Mund vor Schmerz aufgerissen. Ich weiß nicht, was ich tun solle und so drücke ich hilflos auf Dereks Brust rum und presse seine Schultern auf den Boden. Ich schließe kurz die Augen, versuche einen klaren Gedanken zu fassen. Versuche mich daran zu erinnern, wie man sich in einer solchen Situation verhalten soll. Hilfe holen. Man sollte jemanden holen, der weiß, was zu tun ist.
Ich sehe mich um, Brenda steht wie erstarrt noch immer an der selben Stelle wie zuvor. Keira hat Freya in den Armen und Will wird gerade hoffentlich von Fynn umgebracht. Kurz ziehe ich es in Erwägung nach Hilfe zu suchen, aber ich will Derek hier nicht liegen lassen. Vorsichtig schiebe ich meine Arme unter seinen Körper, der jetzt unregelmäßiger zuckt. Doch als ich ihn hochheben will, entweicht seiner Kehle ein Laut, der mich zurückzucken lässt. Erschrocken lege ich ihn wieder ab und trommle völlig perplex auf seiner Brust herum. Bei den Lichter, ich bin ein verdammter Idiot. Ich habe ihn die letzten Wochen behandelt, wie...als wäre er nicht da. Und das obwohl ich gesehen habe, wie scheiße es ihm deshalb ging. Und jetzt schaffe ich es nicht einmal ihm zu helfen. Ich blicke von meinen zitternden Händen auf. Seine Iris kehrt wieder an ihren gewohnten Platz zurück. Dereks Augen waren schon immer ungewöhnlich. Am einem Tag waren sie blau wie das Meer und am anderen beinahe schwarz. Ich habe das nie hinterfragt. Jetzt ist sein rechtes Auge braun, so dunkel wie eh und je, doch sein linkes Auge leuchtet blau. Ich habe keine Zeit mich darüber zu wundern, und weiß noch nicht mal ob ich es überhaupt getan hätte, denn in diesem Moment schnappt Derek verzweifelt nach Luft und die Erleichterung, die ich gerade noch verspürt hatte, verschwindet augenblicklich.
„Derek." Ich nehme seinen Kopf vorsichtig in meine Hände. Er ist schwer, so als könnte er ihn nicht alleine halten. „Derek sieh mich an." Seine Augen sind starr an mir vorbei gerichtet, noch immer weit aufgerissen. Sein Atem geht unnatürlich schnell und er zittert am ganzen Körper. „Sieh mich verdammt noch mal an!" Er tut es noch immer nicht. Ich lege meine Stirn an seine und es ist mir egal ob das irgendwer sieht. Ob es Brenda sieht. „Du bist stark, Derek. Es kommen bestimmt gleich Leute, die dir helfen. Bis dahin musst du stark sein." Seinen Lippen entweicht ein kraftloser Laut. Ich ziehe seinen Oberkörper auf meinen Schoss und streiche ihm beruhigend die verschwitzten Haare aus seinem Gesicht. „Pscht. Ist schon gut." Ich sehe wie seine Augen zucken, so als versuche er, sie unter Kontrolle zu bekommen, aber er schafft es nicht. Ich wiege mich vor und zurück und versuche meine Panik zurückzuhalten. Um uns herum ist es stiller geworden und dann schreit jemand auf. Ein Mädchen. Brenda. Ich kann mich nicht bewegen oder meinen Blick von Derek abwenden, der noch immer mit sich selbst kämpft. Hinter mir höre ich ein Geräusch. Jemand schnappt vergeblich nach Luft. Jemand röchelt und dann ein Aufprall. Vielleicht ist Will jetzt tot. Er hätte es verdient. Sofort schäme ich mich für diesen Gedanken, kann aber dennoch nicht leugnen, dass ich keine bisschen Angst um ihn habe. Mir ist gleichgültig, was da gerade passiert.
Und dann taucht plötzlich eine Frau neben uns auf. Ganz in dunkelgrün gekleidet. Ihr goldener Schmuck blendet mich. Ihr Gesicht wird von einem langen schwarzen Haarschleier verdeckt. Die Priesterin. Endlich. Sie legt ohne ein Wort zu sagen eine schmale weiße Hand auf Dereks Stirn und beinahe zeitgleich fallen ihm die Augen zu und sein Atem wird regelmäßiger. Ich habe nicht die Kraft zu protestieren, als sie nach einem jungen Mann ruft, den ich nicht kenne und sie Derek gemeinsam von meinen Beinen ziehen und dann auf eine Liege legen. Ich bin froh, dass ich noch so klar denken kann, dass ich aufstehe und hinter ihnen hertrotte, als sie die Liege über das Pflaster durch den Schlossgarten und dann wieder ins Schloss hineinschieben. Die Räume der Priesterin sind nicht sehr groß, aber vollgestopft bis in die letzte Ecke. Sie bringen Derek aber in ein abgelegeneres Zimmer, das bis auf ein paar Schränke komplett leer ist. „Du bleibst draußen." Der junge Mann sieht mich nicht einmal an, als er das zu mir sagt, und bevor ich protestieren kann, fällt die Tür genau vor meiner Nase ins Schloss.
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Lights of our world
FantasyEr musste die Mauer wieder aufbauen. Denn wenn sie es wüsste, würde sie sterben. Und das war das Einzige, was ihn stark genug machte, um zu bauen, bauen bauen. Zwei Welten. Völlige Gegensätze. Hunger, Tod und Grausamkeit, gegen Leben, Freude und Ma...