13.Kapitel-Blitze und Sonnen|2

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Matt

„Halt dich da raus!" Derek zuckt zusammen und ich sehe, wie seine  Muskeln sich anspannen, aber seine Stimme bleibt fest. „Will..." Ich  habe das Gefühl, dass etwas schieflaufen wird. Derek ist viel zu  gutgläubig. Jetzt macht er einen Schritt auf Will zu, stellt sich  zwischen ihn und Fynn. Und dann gehen die Blitze von Wills Hand auf ihn  über und Derek sackt mit vor Schreck aufgerissenen Augen zusammen. Ich  kann mich nicht mehr daran erinnern, wie ich es geschafft habe so  schnell zu Derek zu kommen, doch jetzt bin ich über ihm, schirme ihn mit  meinem Körper von Will ab, der aber nicht den Anschein macht, als würde  er uns beachten. Nur wage registriere ich, wie er sich auf Fynn stürzt.  „Derek!" Meine Stimme zittert, und ich lege meine Hände vorsichtig auf  Dereks Brust. Er bäumt sich unter mir auf, seine Augen sind komplett  weiß und sein Mund vor Schmerz aufgerissen. Ich weiß nicht, was ich tun  solle und so drücke ich hilflos auf Dereks Brust rum und presse seine  Schultern auf den Boden. Ich schließe kurz die Augen, versuche einen  klaren Gedanken zu fassen. Versuche mich daran zu erinnern, wie man sich  in einer solchen Situation verhalten soll. Hilfe holen. Man sollte  jemanden holen, der weiß, was zu tun ist.

Ich sehe mich um, Brenda steht  wie erstarrt noch immer an der selben Stelle wie zuvor. Keira hat Freya  in den Armen und Will wird gerade hoffentlich von Fynn umgebracht. Kurz  ziehe ich es in Erwägung nach Hilfe zu suchen, aber ich will Derek hier  nicht liegen lassen. Vorsichtig schiebe ich meine Arme unter seinen  Körper, der jetzt unregelmäßiger zuckt. Doch als ich ihn hochheben will,  entweicht seiner Kehle ein Laut, der mich zurückzucken lässt.  Erschrocken lege ich ihn wieder ab und trommle völlig perplex auf seiner  Brust herum. Bei den Lichter, ich bin ein verdammter Idiot. Ich habe  ihn die letzten Wochen behandelt, wie...als wäre er nicht da. Und das  obwohl ich gesehen habe, wie scheiße es ihm deshalb ging. Und jetzt  schaffe ich es nicht einmal ihm zu helfen. Ich blicke von meinen  zitternden Händen auf. Seine Iris kehrt wieder an ihren gewohnten Platz  zurück. Dereks Augen waren schon immer ungewöhnlich. Am einem Tag waren  sie blau wie das Meer und am anderen beinahe schwarz. Ich habe das nie  hinterfragt. Jetzt ist sein rechtes Auge braun, so dunkel wie eh und je,  doch sein linkes Auge leuchtet blau. Ich habe keine Zeit mich darüber  zu wundern, und weiß noch nicht mal ob ich es überhaupt getan hätte,  denn in diesem Moment schnappt Derek verzweifelt nach Luft und die  Erleichterung, die ich gerade noch verspürt hatte, verschwindet  augenblicklich.

„Derek." Ich nehme seinen Kopf vorsichtig in meine  Hände. Er ist schwer, so als könnte er ihn nicht alleine halten. „Derek  sieh mich an." Seine Augen sind starr an mir vorbei gerichtet, noch  immer weit aufgerissen. Sein Atem geht unnatürlich schnell und er  zittert am ganzen Körper. „Sieh mich verdammt noch mal an!" Er tut es  noch immer nicht. Ich lege meine Stirn an seine und es ist mir egal ob  das irgendwer sieht. Ob es Brenda sieht. „Du bist stark, Derek. Es  kommen bestimmt gleich Leute, die dir helfen. Bis dahin musst du stark  sein." Seinen Lippen entweicht ein kraftloser Laut. Ich ziehe seinen  Oberkörper auf meinen Schoss und streiche ihm beruhigend die  verschwitzten Haare aus seinem Gesicht. „Pscht. Ist schon gut." Ich sehe  wie seine Augen zucken, so als versuche er, sie unter Kontrolle zu  bekommen, aber er schafft es nicht. Ich wiege mich vor und zurück und  versuche meine Panik zurückzuhalten. Um uns herum ist es stiller  geworden und dann schreit jemand auf. Ein Mädchen. Brenda. Ich kann mich  nicht bewegen oder meinen Blick von Derek abwenden, der noch immer mit  sich selbst kämpft. Hinter mir höre ich ein Geräusch. Jemand schnappt  vergeblich nach Luft. Jemand röchelt und dann ein Aufprall. Vielleicht  ist Will jetzt tot. Er hätte es verdient. Sofort schäme ich mich für  diesen Gedanken, kann aber dennoch nicht leugnen, dass ich keine  bisschen Angst um ihn habe. Mir ist gleichgültig, was da gerade  passiert.

Und dann taucht plötzlich eine Frau neben uns auf. Ganz in  dunkelgrün gekleidet. Ihr goldener Schmuck blendet mich. Ihr Gesicht  wird von einem langen schwarzen Haarschleier verdeckt. Die Priesterin.  Endlich. Sie legt ohne ein Wort zu sagen eine schmale weiße Hand auf  Dereks Stirn und beinahe zeitgleich fallen ihm die Augen zu und sein  Atem wird regelmäßiger. Ich habe nicht die Kraft zu protestieren, als  sie nach einem jungen Mann ruft, den ich nicht kenne und sie Derek  gemeinsam von meinen Beinen ziehen und dann auf eine Liege legen. Ich  bin froh, dass ich noch so klar denken kann, dass ich aufstehe und  hinter ihnen hertrotte, als sie die Liege über das Pflaster durch den  Schlossgarten und dann wieder ins Schloss hineinschieben. Die Räume der  Priesterin sind nicht sehr groß, aber vollgestopft bis in die letzte  Ecke. Sie bringen Derek aber in ein abgelegeneres Zimmer, das bis auf  ein paar Schränke komplett leer ist. „Du bleibst draußen." Der junge  Mann sieht mich nicht einmal an, als er das zu mir sagt, und bevor ich  protestieren kann, fällt die Tür genau vor meiner Nase ins Schloss.

Lights of our worldWhere stories live. Discover now