8.Kapitel-Meines ebenfalls|2

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Matt

„Vielleicht solltest du ihr nicht sagen, dass ich kein bisschen kochen kann." Ich stehe neben Derek vor einer einfachen, hölzernen Türe, die in eine graue Backsteinwand eingemauert ist. Das kleine Haus sieht heruntergekommen aus und hat nur wenige Fenster. Aber dennoch merkt man, dass es gepflegt wird. Die Fensterscheiben sind sauber, das Unkraut zwischen den einzelnen Steinen, die einen schmalen Weg zu der Türe bilden, wurde sorgfältig entfernt. Aus dem Schornstein quillt dunkler Rauch. Alles in allem sieht es schon von hier draußen gemütlich aus. Heimisch. „Keine Sorge. Nicht bevor du dich mit deinen neu erworbenen Kochkünsten wieder rausreißen kannst." Verlegen beiße ich mir auf die Unterlippe und ich spüre, wie meine Wangen rötlich anlaufen. Ich hatte schon wieder vergessen, dass er sich in den Kopf gesetzt hat, mir kochen beizubringen. Im selben Moment schwingt die Türe auf, und eine kleine, gedrungene Frau kommt zum Vorschein. Sie hat helles, fast weißes Haar und freundliche braune Augen. Über dem geblümten Kleid trägt sie eine knallig gelbe Schürze, an der sie sich die Hände abtrocknet, bevor sie Derek in eine stürmische aber liebevolle Umarmung zieht, die er mit genauso viel Hingabe erwidert. „Mein Junge! Du kannst doch deine alte Mutter nicht solange allein lassen!"

Ich räuspere mich verlegen. „Das war dann wohl meine Schuld. Derek war die letzten Wochen ständig mit mir beschäftigt." Sie lässt ihren Sohn los, und betrachtet mich überrascht. Dann blitzen ihre Augen belustigt auf. „So, so. Du hast also endlich beschlossen, mir deinen Freund vorzustellen?" Wendet sie sich an Derek. Ich werde sofort knallrot. Das heißt, ich werde noch röter, als ich eh schon war. „Die denkt doch nicht, dass wir...naja, du weißt schon...ein Paar sind oder sowas?" Ich dachte meine Stimme wäre so leise, dass mich seine Mutter nicht hören kann, was natürlich völliger Schwachsinn ist, und ihrem nun noch belustigterem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, teilt sie diese Meinung. Ich bin unendlich dankbar, als Derek endlich das Wort ergreift. „Bei den Lichter, Mutter! Das ist Matt, er ist einer der zwei Neuankömmlinge aus der anderen Welt. Ich war die letzten zwei Wochen dafür zuständig, ihn aufzupäppeln. Und nein, er ist nicht mein fester Freund." Mit einem Kichern wendet sie sich von uns ab, und wackelt den Flur entlang ins Innere des Hauses. „Was nicht ist kann ja noch werden!" Sie amüsiert sich anscheinend ganz prächtig, während ich vor Scham am liebsten im Boden versinken würde. Derek scheint es nichts auszumachen, denn er schenkt mir nur ein verschmitztes Lächeln und zieht mich dann hinter sich durch die Türe.

Das Innere des Hauses ist genauso gemütlich, wie ich es schon von außen vermutet habe. Klein, warm, heimisch. Die Einrichtung ist einfach, aber dennoch merkt man nicht, wie schlecht es laut Derek, wirklich um die Familie steht. Finanziell. Der Flur zweigt in 3 Zimmer ab. „Da drüben ist das Bad, da ist das Schlafzimmer von meinen Eltern und Aaren und hier ist das Ess-Wohn-und Kochzimmer." Mit einer einladenden Geste fordert er mich dazu auf, voraus zu gehen, und zögerlich betrete ich das Ess-Wohn-und Kochzimmer. Dereks Mutter, von der ich immer noch nicht weiß, wie sie heißt, steht am Herd und rührt in einem großen Topf. „Ihr habt Glück, dass Aaren heute auch kommt, sonst hätte ich längst nicht so viel gekocht." Sie wackelt im Takt zu dem Lied, das sie vor sich hin summt, mit ihren ausladenden Hüften. „Ich bin übrigens Rose", stellt sie sich nun doch vor und zeigt mit der freien Hand auf den mächtigen Tisch und die ebenso mächtigen Stühle in der Mitte des Raumes. „Setzt euch. Joseph sollte gleich mit Aaren nachhause kommen." Wir setzen uns und ich schaue mich erneut im Zimmer um. Neben dem Herd steht ein steinerner Ofen, von dem der ganze Raum mit dem Duft nach frischem Brot erfüllt wird. In der Ecke steht ein Instrument, das ich nicht identifizieren kann. Es hat Tasten, ähnlich wie ein Klavier, und sieht seltsam zusammen gefaltet aus. An der Wand daneben befindet sich eine kleine klobige Bank, auf der eine rot karierte Decke ausgebreitet ist. Sehr viel mehr beinhaltet das Zimmer nicht. Ein Schrank mit ein paar Büchern und Schüsseln am Boden, die mit Wasser gefüllt sind. Vermutlich haben sie ein Haustier. Derek hat sich auf dem Stuhl mir gegenüber niedergelassen und sieht mich an. Und ich kann mich nicht entscheiden, ob ich mich unwohl fühle, oder ob es mir gefällt. Hier. In dem Haus. Um mich zu beschäftigen, fahre ich mit dem Zeigefinger die Rillen im Holz der Tischplatte nach. Rose stellt Teller auf den Tisch, Derek beginnt sie zu verteilen, und ich ziehe eilig meine Hand weg. Ein bisschen zu eilig, denn ich stoße mit dem Ellenbogen gegen einen Becher, der mir nicht aufgefallen war. Doch Derek hat anscheinend gute Reflexe, denn er fängt ihn mit der freien Hand auf und hält ihn mir mit einem fetten Grinsen im Gesicht hin. Ich nehme ihn, stelle ihn auf den Tisch und frage mich, ob ich jemals wieder nicht rot und verlegen sein würde. Vermutlich nicht in seiner Nähe.

Lights of our worldWhere stories live. Discover now