17.Kapitel-Versprechen|1

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Ich hoffe sehr, das Kapitel gefällt euch :) Viel Freude beim Lesen!


Brenda

Sazåna [sathaana]: Prinzessin

Matt

Ich sitze auf dem Stuhl neben Dereks Bett und beobachte die Priesterin, die sich über ihn beugt. Kieran steht in der Ecke und reicht ihr, ohne dass die Priesterin etwas sagen muss, was sie benötigt. Salben, irgendwelche Metallplatten, Fläschchen mit bunten Flüssigkeiten. Nach einer Weile dreht sich die Priesterin zu mir um und bedeutet mir mit ihr nach draußen zu kommen. „Derek hat sich verändert." Ihre Stimme erinnert mich an den Klang von zusammenprallendem Glas. Der Sinn von dem, was sie gesagt hat, wird mir erst nach und nach klar, aber ich bemerke, dass ich es schon wusste. Natürlich hat er sich verändert, dass sieht man allein schon an seinen Augen. „Warum redest du mit mir darüber? Was ist mir seiner Familie? Ist es nicht viel wichtiger, dass sie Bescheid wissen?" Sie sieht mich an und bedeutet mir, mich auf die kleine Couch zu setzen. „Seine Familie ist nicht hier. Du bist die Person, die ihm im Moment am nächsten steht." Ich glaube, ich sehe ziemlich ertappt aus, aber sie kommentiert es nicht. „Was ist mit Aaren?" „Er ist heute bei seinen Eltern." Ich nicke und lehne mich zurück. Die Priesterin sitzt mir mit durchgestrecktem Rücken gegenüber. Der gelbe Sessel scheint nicht mal einen Millimeter unter ihrem Gewicht zusammenzusinken. „Ist es etwas Schlechtes, dass er anders geworden ist? Und was bedeutet es überhaupt?" „Gut und schlecht. Was bedeutet das schon? Er hat sich verändert, dass ist das was zählt. Ob es nun positiv ist, oder nicht spielt noch keine Rolle." „Noch?" Sie wirkt so viel älter, als ihr Äußeres. Ihre Haut wirkt wie aus Marmor, aber das was sie sagt, passt da irgendwie nicht richtig dazu. „Die Gegenwart birgt keine Geheimnisse, die Zukunft schon. Noch ist nichts gut oder schlecht. Gerade eben ist es einfach so. In Zukunft kann sich das ändern." Ich will ihr widersprechen. Es gibt sehr wohl Dinge, die auch in der Gegenwart schlecht sind. Aber ich habe das Gefühl, als würde das nichts bringen, also halte ich den Mund. „Und in wie fern hat er sich geändert?" „Es ist etwas durchgekommen. Ich weiß noch nicht genau, was, dazu brauche ich noch ein paar Stunden. Aber er ist nicht mehr der, der er war. Nicht nur." Ich verstehe gar nichts. „Verstehe." Sie weiß ganz genau, dass ich lüge, dass kann ich ihr ansehen. Aber sie sagt nichts mehr und steht auf. Ich tue es ihr gleich und will hinter ihr her wieder in Dereks Zimmer gehen, aber sie hält mich an der Schulter zurück. „Ich schicke Kieran zu dir, sobald ich mehr weiß. Es dauert nicht mehr lange."

Und schon wieder schließt sich eine Türe vor mir. Schon wieder kann ich nicht dabei sein. Wie schon letztes Mal setzte ich mich auf das Sofa und beginne zu zählen, aber diesmal hilft es nichts. Ich kann mich einfach nicht beruhigen. Alles was die Priesterin gesagt hat, hat mich verwirrt. Sehr. Was meinte sie damit, dass er nicht nur er selbst ist? Das ergibt keinen Sinn. Aber es würde zu den zweifarbigen Augen passen. Vielleicht hat er so etwas wie eine gespaltene Persönlichkeit. Davon hätte ich aber dann bis jetzt noch nichts mitbekommen. Gestern, nachdem Keira gegangen war, bin ich noch eine Weile bei Derek geblieben. Wir haben uns unterhalten, einfach über ganz banale Dinge, wie das Wetter und die Farben der Lichter. Derek erzählte mir, dass er schon oft versucht hatte, die Lichter zu malen, aber es ist ihm noch nie gelungen. Ich bin die ganze Zeit über an seinen Lippen gehangen, wie ein kleines Kind. Aber das bin ich wohl auch noch. Ich meine, ich habe so etwas noch nie erlebt. Dann ist es doch eigentlich normal, dass ich die ganze Zeit gehofft habe, er würde mich noch einmal küssen. Oder? Ich schnappe mir eines der Kissen neben mir, presse es auf mein Gesicht und schreie. Ich weiß, es ist dumm, aber ich fühle mich schuldig. Während ich nichts Besseres zu tun habe, als mich nach einem Monat in dieser Welt in einen Mann zu verlieben, leidet Bree irgendwo. Oder liegt schon unter der Erde begraben. Noch mehr schäme ich mich dafür, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann, wie ihr Gesicht geformt war. Ich kann mir kein Bild mehr von ihr machen, sondern muss hilflos zusehen, wie ihr Gesicht quälend langsam vor meinen Augen verblasst. Ich weiß nur noch, dass sie schwarze Haare hat. Und große graue Augen. Ich bin schrecklich. Ich hasse mich dafür, dass ich sie vergesse. Aber ich weiß auch, wie dumm es wäre, sie suchen zu gehen. Und deshalb mache ich es nicht.

Lights of our worldWhere stories live. Discover now