14.Kapitel-Neumond|1

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Viel Spaß beim Lesen, ich hoffe es gefällt euch!





Brenda

„Guten Morgen." Ich schließe die Türe leise hinter mir und trete dann an Wills Bett. Trotz der guten Behandlung sieht er noch ziemlich übel aus. Seine Augen sind beide rot und lila umrandet und auch an seiner Schläfe prangt ein großer blauer Fleck. Von seinem Hals ist nicht sehr viel zu sehen, denn er steckt in einem weißen Verband. Trotzdem lächelt mich Will an. „Dir auch guten Morgen." Ich lächle zurück und setzte mich vorsichtig neben Will auf den Bettrand. Ich betrachte ihn. „Wie geht es dir?" „Ganz gut, denke ich. Ich spüre kaum etwas." Ich nicke und richte die Decke um ihn. „Wie geht es Freya?" Seine Stimme klingt brüchig und man sieht ihm seine Sorge an. „Ihr geht es gut. Keira hat sich die ganze letzte Nacht um sie gekümmert." „Was ist mit Fynn?" Ich sehe ihn beruhigend an. „Er wird eine gerechte Strafe erhalten. Alex hat ihn gestern noch zu König Andonis gebracht." Jetzt lehnt sich Will erleichtert wieder zurück, nur um gleich darauf wieder hochzufahren. „Derek. Ich habe ihn doch nicht...naja, er ist doch nicht..." Schnell unterbreche ich ihn. „Nein!" Will entspannt sich nicht sonderlich, also lege ich ihm eine Hand auf die Schulte und drücke ihn wieder nach hinten zurück in das Kissen. „Derek wird wieder. Du hast ihm nur einen Stromschlag verpasst." Will schlägt die Hände vors Gesicht. „Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße." „Hey." Ich versuche streng zu klingen. „Du kannst nichts dafür, Will." „Natürlich kann ich etwa dafür! Ich hätte mich besser unter Kontrolle haben sollen." „Aber wie denn? Fynn hat deine Schwester verletzt, kein Wunder, dass du außer dir warst." „Du verstehst das nicht. Ich kenne Derek schon mein Leben lang. Er ist mein bester Freund. War er zumindest immer. In letzter Zeit hat sich viel verändert. Er hat sich verändert, hat sich vor allem und jedem zurückgezogen. Ich meine, nicht dass ich nicht wüsste warum, aber trotzdem. Er hat sich auch vor mir verschlossen. Ich war so wütend, dass ich ihn angeschrien habe. Ich war wirklich gemein, habe Dinge gesagt, die ich bereue. Und als wäre das nicht schon genug, bringe ich ihn auch noch fast um!"

Er nimmt die Hände wieder vom Gesicht, seine Augen sind noch röter als schon zuvor. „Es war ein Stromschlag." „Nein, Brenda, das war es nicht. Meine Gabe ist es das Wetter zu kontrollieren. Ich habe ein Unwetter gerufen. Das war kein Stromschlag, das war ein Blitz." Er atmet durch. „Die Blitze sind nicht normal. Eigentlich sollte er tot sein. Und wenn er das nicht ist, dann hat sich irgendetwas in ihm verändert. Es muss so sein. Es ist immer so." Ich schweige, weiß nicht was ich sagen soll. „Warten wir erstmal ab. Vielleicht ist es diesmal ja anders." Will zuckt hilflos mit den Schultern. „Auch wenn, dann wird er mir das niemals verzeihen. Ich kann es ja nicht mal selbst." Ich schüttle resigniert den Kopf. „Hör auf damit! Er wird dir verzeihen, Derek wird es verstehen." Jetzt schweigt Will. Als es mir unangenehm wird, durchbreche ich die Stille. „Du hast gesagt, du wüsstest, warum er in letzter Zeit so schlecht gelaunt war." Will nickt. „Ist es wegen Matt?" Will nickt erneut. „Ist Derek..., ich meine, mag Derek Matt. Sehr." Will lacht. „Du meinst, ob er schwul ist?" Ich merke, wie ich rot werde. „Ich wollte nicht..." Jetzt legt er mir eine Hand aufs Knie. „Ist schon gut. Ja, Derek hat eine Vorliebe für Männer." „Für Matt?" Will sieht mich von der Seite an und nickt dann langsam. „Und Matt nicht für ihn. Deshalb haben sie sich gestritten, deshalb waren sie beide so gereizt." Will räuspert sich. „So ungefähr."

Ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch. Er seufzt. „Als ich mit ihm gestritten habe, hat er mir etwas gesagt. Ich habe ihn gerade angeschrien, ihm vorgeworfen sich nicht so aufzuspielen. Ich habe gesagt er soll sich zusammenreißen, schließlich könne Matt nichts für seine Gefühle. Bis dahin waren Dereks Gefühle für Matt nur eine Vermutung von mir. Aber als er nichts dazu gesagt hat, war ich mir sicher und habe weitergemacht. Habe ihn gefragt, was er denn von ihm erwarten würde. Irgendwann hat er mich dann unterbrochen." Er macht eine kurze Pause. „Sie haben sich geküsst, weißt du? Sie haben sich geküsst und dann hat Matt ihm Dinge gesagt, die Derek verletzt haben. Ihm ist Vertrauen unglaublich wichtig. Ihm sind Gefühle unglaublich wichtig. Deshalb hat es ihn auch umso mehr gekränkt." Ich starre Will an. Nach einer Weile räuspere ich mich. „Sie haben sich geküsst." „Ist das ein Problem?" Ich schüttele langsam den Kopf. „Nein. Ich wusste nur nicht, dass Matt..." Will unterbricht mich. „Er hat Derek gesagt, dass er es nicht tut." Will sieht mich an, um meine Reaktion abzuschätzen. Vorsichtig fährt er fort. „Er hat gesagt, dass es nicht geht. Wegen dir." Jetzt habe ich meinen Blick fest auf meine Hände gerichtet. „Wegen mir?" „Ich habe es dir doch schon die ganze Zeit über gesagt. Er steht auf dich." „Aber..." Ich weiß nicht, was ich dazu noch sagen soll. „Ich sag dir mal was." Will beugt sich zu mir. „Ich denke, du solltest dir schleunigst über deine eigenen Gefühle für ihn ins Klare kommen, und ihm diese dann auch mitteilen. Spann ihn nicht länger auf die Folter." Mir entgeht die komische Ironie dieser Aussage nicht. Auf die Folter spannen. Noch mehr Folter hat Matt nun wirklich nicht verdient. Ich grinse Will an, ich merke sofort, dass es gequält und aufgesetzt aussieht, was er aber nicht kommentiert. „Du musst wohl schon Erfahrungen gesammelt haben." Er zieht die Augenbrauen hoch und grinst schelmisch. „Wer weiß, wer weiß." Ich boxe ihm spielerisch gegen die Schulter, woraufhin er zusammenzuckt. Ich zucke auch zusammen, aber er winkt meine Besorgnis mit einer Handbewegung ab. „Alles bestens." „Sicher? Kann ich irgendetwas für dich tun?" Er überlegt einen Moment. „Erstens: Versprich mir, dass du heute trotz allem mitfeierst. Ich erwarte Bericht, über alles was passiert ist." Ich will gerade widersprechen, aber er lässt mich gar nicht erst zu Wort kommen. „Und zweitens wäre ich dir unglaublich dankbar, wenn du Keira zu mir schicken könntest. Ich möchte mit ihr über Freya reden." Also gut. Ich nicke und stehe dann auf. „Wird erledigt." Will sinkt erschöpft und mit geschlossenen Augen in sein Kissen.

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