Studienbeginn (1)

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Lange ist es schon her, dass ich hier meine Gedanken ausgebreitet habe. Das lag was wohl vor allem daran, dass ich mich mit immer mehr Themen in der glücklichen Situation befand, tatsächlich mit jemandem darüber sprechen zu können. 
So war dann eigentlich auch gar kein weiteres Kapitel geplant, aber wie Ihr seht hat mich dann doch wieder der Wunsch überkommen, schreibend meine Gedanken ein wenig zu ordnen.

Zuerst ist es wohl angebracht, die Veränderungen, die mein Leben mit dem Studienbeginn ergriffen haben, kurz zusammenzufassen: Tatsächlich studiere ich in der etwas entfernteren Stadt, wie ich es mir im letzten Abschnitt gewünscht hatte. Es gefällt mir hier, auch wenn die beschriebenen Gründe, hierher zu ziehen, sich so nicht wirklich bestätigt haben. 

Namentlich verbringe ich die meiste Freizeit trotzdem alleine in meinem Zimmer, was allerdings ganz einfach daran liegt, dass ich immer viel zu tun habe. Und daran, dass ich nur unter der Woche an meinem Studienort wohne, an den meisten Wochenenden aber wieder nach Hause zurückkehre. Dennoch fühle ich mich aber nicht isoliert oder alleine, was ja meine größte Sorge war.  Denn auch wenn ich nicht wirklich besser darin geworden bin, auf Menschen zuzugehen, haben sich doch sehr schnell einige Bekanntschaften ergeben. 

So bin ich nun Teil einer mehr oder weniger festen Gruppe an Leuten, bei denen ich in den Vorlesungen sitze und mit welchen ich Übungen austausche. Allerdings sind diese Kontakte bei mir nur auf die Uni bezogen und mit keiner dieser Personen habe ich schon in der Freizeit etwas unternommen. Dazu muss man aber auch sagen, dass ich auch mit meinen Freunden am Gymnasium mich eigentlich nie einfach so verabredet habe, und mir das damals auch nie fehlte, da wir uns ja auch so schon oft in der Schule sahen. An der Uni besteht der Unterschied, dass es weniger Präsenzzeit gibt und dazu mit den Semesterferien noch mehr Zeit, während der man sich gar nicht sieht. 

Auch in meiner Wohngemeinschaft fühlt es sich ähnlich an: Ich habe nette Mitbewohner/innen, mit denen ich gerne zusammen esse und etwas plaudere, für persönlichere Gespräche und "echte" Freundschaft scheint es aber nicht auszureichen. Zumindest bahnt sich eine solche nicht einfach so an, und wie gesagt hatte ich bisher auch selten Zeit, bewusst daran zu arbeiten.

Auch wenn ich zu den abgegebenen Übungen sehr gute Rückmeldungen erhalten habe, und ich auch innerhalb meiner kleinen Gruppe derjenige bin, an den man als Erstes mit Fragen herantritt, hatte ich dennoch mehr als nur gelegentlich das Gefühl, überfordert zu sein. Es gab ziemlich viele Übungen, sodass ich nur in den ersten Wochen alle lösen konnte, und dazu kamen regelmäßig frustrierende Erfahrungen mit solchen Aufgaben, zu denen ich auch nach Stunden keine Lösung fand. 

Ich versuche aber, diese Selbstzweifel nicht zu ernst zu nehmen, da ich ja sehe, dass es wohl (fast?) allen ähnlich geht wie mir. Und rückblickend auf das Semester würde ich doch sagen, dass ich mit allem ganz gut zurechtgekommen bin. Dass nicht mehr alles so leicht von der Hand geht wie am Gymnasium, war ja zu erwarten und muss mich nicht beunruhigen. 

Ich merke aber auch, dass mir ein echtes Ziel im Leben, vor allem ein Berufsziel, helfen würde, mich weiterhin zu motivieren. So frage ich mich vielleicht doch auch zu Recht, wofür ich das Ganze denn mache. Aber das Einzige, was ich da wohl tun kann, ist zu warten und mit Praktika einen Blick in ein paar Berufsfelder zu wagen, die mit meinem Studienfach infrage kommen. Zwar findet man auf Onlineplattformen nicht sofort etwas Gutes, aber ich bleibe mal optimistisch, dass das für die Ferien im Sommer noch klappen wird.

Damit wären die Grundzüge meiner neuen Lage bekannt und ich kann zu konkreten Gedanken und Problemen kommen, derentwegen ich überhaupt die Idee hatte, dieses Buch fortzusetzen. Da diese aber zusammen mit diesen einleitenden Absätzen ein recht langes Kapitel ergäben, habe ich mich entschieden, sie in einem eigenen anzugehen, das ich auch bald veröffentlichen werde.

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