Der Sinn des Lebens

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Mal ein kurzer Einschub mit ganz anderen Gedanken, spukte mir halt so im Kopf herum...

Über den Sinn des Lebens mache ich mir vor allem Gedanken, wenn ich über meine Zukunft nachdenke. Was für einen Beruf soll ich versuchen zu ergreifen? Was für eine Tätigkeit kann mich erfüllen und auf welche werde ich am Ende meines Lebens zurückblicken und ehrlich sagen können, ich habe meine Zeit sinnvoll genutzt?

Für mich gibt es drei Modelle für diese Fragen, nach denen sich die Menschen in unserer Gesellschaft meiner Meinung nach vornehmlich richten:

Als erstes gibt es die Einstellung, man müsse sein Leben einfach genießen. Tun, was einem gefällt und genug Geld verdienen, um seine Wünsche zu erfüllen, aber nicht so viel arbeiten müssen, dass man gar keine Zeit mehr hat, vom Lohn zu profitieren.

Dies scheint ein praktikabler und legitimer Weg zu sein, dass Leben zu nutzen. Schließlich lebt man nur einmal, und was lohnt da ein großer Aufwand zu Lebzeiten, wenn man dessen Ertrag nicht mehr einfahren kann, weil die eigene Zeit abgelaufen ist? Allerdings würde mir ein solches Leben zwar irgendwie erfüllt erscheinen, wenn ich im Nachhinein darauf zurückblickte, im Alltag aber würde ich vermutlich einen solchen Sinn aus den Augen verlieren. Mein Versuch, das Leben in vollen Zügen würde daran scheitern, dass mir kein Ziel mehr vor Augen schweben würde, das über mein eigenes Wohl hinausginge. Der Mensch ist ein soziales Wesen und deshalb bin ich überzeugt, dass dieser erste Ansatz zumindest ein wenig von den folgenden Alternativen aufnehmen muss, um ein Leben wirklich auszufüllen. Ein gutes Beispiel wäre dafür das Familienleben, das man gemeinsam genießt.

Die zweite Möglichkeit ist auf Berühmtheit angelegt. Das Ziel ist, im Rampenlicht zu stehen und Anerkennung zu bekommen für das, was man erreicht hat. Natürlich geht damit in den meisten Fällen auch viel Geld einher, aber - so scheint es - auch ein Mangel an Zeit, möglicherweise Vereinsamung, da man für die anderen so unnahbar scheint, und dauernd im Stress ist.

Was dieser Plan im erfolgreichen Falle bieten kann, ist Schutz vor dem Vergessenwerden, und diese Bedrohung ist doch eine ganz existentielle: Jeder möchte doch gerne in Erinnerung gehalten werden, wenigstens in den Köpfen der verbleibenden Menschen und kommenden Generationen weiterleben. Dies kann nur schwerlich durch die Familie geschehen, oder wer kann seine Abstammung schon wesentlich mehr als vielleicht vier, fünf Generationen zurückverfolgen? Ich bin mir sicher, dass es jeden mit Stolz erfüllen würde, Jahrhunderte später als Vorreiter oder gar Held in einem Geschichtsbuch aufzutauchen. Da liegt aber auch schon ein fundamentales Problem dieser Denkweise begraben: Man wird darauf nicht mehr stolz sein können, es wird einem rein gar nichts bringen, wenn man tot ist, der Geist einfach vergangen. Natürlich stellt sich das anders dar, wenn man an das ewige Leben im Jenseits glaubt, dann ist aber auch schon die Angst, vergessen zu werden, unnötig. Das einzige, was einem von dem Ruhm noch bleibt, ist die Aufmerksamkeit und Anerkennung im diesseitigen Leben, und die scheint mir mit zu viel Leid einherzugehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die großen Stars und viel Leid klagen könnten, vieles davon wäre wahrscheinlich erst von ihrem Status verursacht. Ferner muss man den Weg zum Ruhm erst einmal bewältigen, und dieser ist steil und vor allem mit Versagensängsten gepflastert. In der Regel muss man Risiken eingehen, um ihn zu erklimmen, und diese nagen an einem.

Auch wenn ich mich selbst immer wieder dabei ertappe, wie ich mit einem solchen Leben liebäugle, kann ich hier nur zum Schluss kommen, dass es eine bessere Möglichkeit geben muss, das Leben zu nutzen, außer natürlich man kann diese mit anderen kombinieren, zum Beispiel indem man das einzige macht, das einen erfüllt, und dabei "nebenbei" Berühmtheit erlangt. Also: Als Ziel taugt es meiner Meinung nach nicht, schließlich muss man auch einfach zugeben, wie unwahrscheinlich es ist.

Die dritte Variante ist es dann, Gutes zu tun. Dies kann im Kleinen, mit vielen Aufmerksamkeiten und Hilfestellungen, als Freiwilligenarbeit geschehen, aber auch, indem man versucht, der Menschheit etwas zu hinterlassen, ihr als Ganzes das Leben einfacher zu gestalten.

Dies scheint für mich ein sehr wichtiger Punkt zu sein. Dankbarkeit erfüllt, genauso das Engagement für die eigenen Ideale, die es zu schützen lohnt. Allerdings ist es wahrscheinlich schwierig, dabei auch noch auf seine eigenen Bedürfnisse aufzupassen. Überall gibt es so viel Not, wo man nur hinschaut, und das Eintreten für Menschlichkeit und Nächstenliebe ist zwar schön und gut, raubt aber Zeit, Energie und mehr, und trotzdem scheint dieser Kampf oft vergeblich und hoffnungslos. Zwar bekommt man als Helfer sicher oft Anerkennung für seine Entbehrungen, doch was man dabei einsetzen musste, bleibt verloren.

Noch zu erwähnen bleibt der zweite angeführte Punkt in dieser dritten Option. So nehme ich an, dass es ein ungeheuer gutes Gefühl sein muss, wenn einem eine große Entdeckung oder Erfindung gelingt, von der die ganze Menschheit profitieren kann. In einem solchen Falle könnte zumindest ich persönlich ohne mit der Wimper zu zucken über meine Entbehrungen auf den Weg dahin hinwegsehen. Hinzukäme, dass ein solches Verdienst das unter Punkt zwei angestrebte Ansehen ganz von allein mitbringen würde. Auch wäre die vorangegangene Arbeit wahrscheinlich mit viel Begeisterung verrichtet worden und relativ leicht von der Hand gefallen, denn ohne dieser Leidenschaft würde einem erst gar nicht ein so immenser Fortschritt gelingen. Wieder sieht man da aber einen wichtigen Haken: nicht jedem, der mit Enthusiasmus an etwas forscht, gelingt der Durchbruch, trotzdem bliebe wahrscheinlich der Spaß am Forschen bestehen, aber fast unausweichlich würden mit der Zeit auch Selbstzweifel dazu kommen. Andere wiederum, denen zwar der Erfolg vergönnt ist, müssen dafür auf die verdiente Anerkennung verzichten, da die anderen Wissenschaftler, die Welt, noch nicht bereit für ihre Erkenntnisse ist. Beispiele dafür gibt es in der Geschichte genug, und diese Wissenschaftler konnten oft nicht mehr selbst den Ruhm genießen, der ihnen nach ihrem Ableben zugesprochen wurde, manche verarmten sogar, und viele von ihnen dürften an sich gezweifelt haben.

Jetzt bleibt noch ein Resümee zu ziehen. Es dürfte wohl klar geworden sein, dass es keine eindeutige Antwort auf die Anfangsfragen keine eindeutige Antworten gibt. Immer noch ist es Aufgabe jedes Einzelnen der Sinn seines Lebens zu finden. Praktikabler scheinen mir dabei die Herangehensweisen eins und zwei zu sein, aber auch sie haben ihre Probleme und vermögen alleine nicht ganz zu überzeugen. Oft muss man das richtige Mischungsverhältnis zwischen den aufgelisteten Aspekten treffen, und das ist gerade bei großen Entscheidungen, die anstehen, eine Gratwanderung.

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