Seh' ich aus wie Harry Potter?

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Ich hoffe, es wird mir niemand übel nehmen, dass ich die Geschichte schon als abgeschlossen deklariert hatte, und nun trotzdem noch einmal daran schreibe. Ich hatte einfach eine Weile lang keine richtigen Ideen mehr gehabt, was ich noch schreiben könnte, doch jetzt ist mir zumindest noch eine Erinnerung wieder in den Sinn gekommen. Dieses Mal geht es weniger um riesige Probleme, die ich gehabt hätte, sondern einfach um eine Anekdote aus meiner Vergangenheit, die ich zu den spannenderen und lustigeren zähle. Viel Spaß! :D 

Manche werden sich noch an eines der ersten Kapitel erinnern, in denen ich mein Äußeres ein wenig beschrieben habe, dazu gehörten auch meine (fast) schwarzen Haare und die Brille, wie es sich für einen echten Streber gehört ;D. Das erste Modell, das ich in der zweiten Klasse bekam, war sogar rund, wenn auch so elliptisch und abgeflacht und außerdem nicht schwarz, sondern blau, aber trotzdem ließen schon damals die ersten Kommentare nicht lange auf sich warten, die mein Aussehen mit Harry Potter verglichen. Mich hat das in der Schule kaum gestört, da es schon nach einigen Tagen wieder aufhörte, zumal es an Spitznamen ja auch weniger Nettes zur Auswahl gab. 

Wobei ich jetzt aufpassen muss, nicht ungerecht zu werden; mit Spitznamen haben sich die anderen an der Grundschule sogar noch zurückgehalten. Wo häufiger Vergleiche mit dem berühmten Zauberer fielen, waren Treffen mit entfernten Verwandten oder Bekannten über mehrere Ecken, die mich zuvor noch nie gesehen hatten. Das war natürlich meistens sogar nett gemeint, doch mich hat es je länger je mehr gestört. Sozusagen als "Protest" habe ich lange die Harry-Potter-Romane verweigert und vorgegeben, die Serie nicht zu mögen. Als ich sie irgendwann dann doch las, mochte ich sie dann doch sehr und meine Abneigung, mit Harry verglichen zu werden verschwand, es kam ja auch nur relativ selten vor. 

Doch das änderte sich, als ich ans eine neue Schule kam, und zwar gleich am ersten Schultag, als ich natürlich auch noch keine wirklichen Freunde gefunden hatte und mich dementsprechend auch noch etwas "verwundbarer" fühlte. Das Ganze ist nun also schon ziemlich genau fünf Jahre her. 

Ein paar Jungs, die ein Jahr älter waren, begegneten mir also erstmals auf einem Flur unserer Schule und riefen aus: "Der sieht ja aus wie Harry Potter!" (sinngemäß zitiert ;D), worauf sie auch gleich begannen, mich mit diesem Namen zu nerven. Doch dann passierte es: eine Mitschülerin der beiden, wie ich mit der Zeit erfuhr, ging dazwischen, bezeichnete sie als Kindsköpfe und forderte sie auf, aufzuhören. Eigentlich wäre das gar nicht nötig gewesen, denn sie waren sowieso in die andere Richtung unterwegs als ich und entfernten sich daher, es war also auch nicht sie, die die beiden Jungen dazu brachte, aufzuhören. 

Anschließend wollte sie mich auch noch trösten. Im Nachhinein, so aus den paar Jahren Distanz betrachtet, war das voll süß von ihr, immerhin kannte sie mich noch kein bisschen. Sie sagte mir also, ich solle mich von den beiden nicht einschüchtern lassen, und versicherte mir, dass ich gar nicht wie Harry aussähe (wahrscheinlich hatte sie gleich an meiner Reaktion gemerkt, dass ich nicht gerne mit diesem verglichen wurde; ich hatte die Bücher damals anscheinend noch nicht gelesen). Mir war das Ganze unsagbar peinlich, und ich wollte das Gespräch, das kaum begonnen hatte, so schnell wie möglich beenden. So stammelte ich also irgendwas, das sei schon ok, bedankte mich wahrscheinlich auch noch kurz, und ging dann schnell wieder meines Weges. 

Während der ganzen Begegnung mit dem Mädchen hatte ich ihr kaum ins Gesicht gesehen, weil es mir ja peinlich war, sondern meinen Blick auf den Boden und alles Andere in der Umgebung gerichtet. Dass ich außerdem während der folgenden Zeit nie wieder etwas mit ihr zu tun hatte, mag dazu beigetragen haben, dass ich ihr Gesicht schließlich vollkommen vergessen hatte. Obwohl ich nach etwas über einem Jahr die meisten Mädchen aus dem Jahrgang über uns kannte, hatte ich keine Ahnung mehr, welches denn nun meine "Heldin" gewesen war.

So kam dann nach einigen Monaten noch eine weitere Handlung mit ins Spiel: ich verliebte mich in eine der älteren Schülerinnen. Ich habe hier, glaube ich, schon einmal erzählt, dass ich mich eigentlich immer in Mädchen verliebe, die ich gut kenne, und was soll ich sagen, vielleicht war dieses eine Ausnahme. Wenn es so wäre, würde das früher Gesagte fast schon einer Lüge gleichkommen, denn neben diesem Mädchen,  bei dem ich mir nicht so ganz sicher bin, wie wirklich die Gefühle schon waren und wie "kindisch" noch,  und Emma war ich nie ernsthaft in jemanden verliebt. Aber es stimmt wenigstens schon, dass ich sie, in die ich in der Folge auch über ein Jahr verliebt war, besser kannte als die meisten anderen ihrer Klasse. Wir hatten wegen einem musikalischen Projekt mal etwas miteinander zu tun und auch schon ein paar Mal miteinander gesprochen. Trotzdem: so nahe wie ich und Emma, bevor ich mich in diese verliebte, waren wir uns bei weitem nicht. 

Natürlich spekulierte ich in der Zeit meines Verliebtseins auch schon darüber, ob sie vielleicht diejenige war, die sich damals, am ersten Schultag, so sehr für mich eingesetzt hatte. Ich hoffte es, das hätte sich irgendwie ziemlich romantisch angefühlt... Jedenfalls habe ich sie nie nach irgendwas gefragt, wie es bei mir zu erwarten war, auch nicht danach, ob sie das gewesen war. Wäre auch etwas komisch rübergekommen, wenn ich sie dies frei heraus gefragt hätte. Egal, ob ich nun recht hatte oder nicht.

Übrigens gibt es noch eine weitere Geschichte aus diesem Zeitraum, die der obigen darin gleicht, dass ich sie mit einem Mädchen erlebte, von dem ich heute nicht mehr weiß, wer es war. Eigentlich hätte sie ins Kapitel zum Tanzen gepasst, doch war sie mir anscheinend im Kopf nicht präsent, als ich jenes schrieb. 

Diese Geschichte spielte sich nur Monate später ab, und zwar an einem von der Schule ausgehendem und von etwas älteren Schülern organisierten Fest, an dem sowohl wir damaligen Erst- als auch die Zweitklässler teilnahmen. An diesem sollte nun getanzt werden, doch für einmal war es nicht nur ich, der sich nicht getraute, sondern der Großteil der Anwesenden. So kam es, dass Schüler, die die Veranstaltung organisiert hatten, einfach willkürlich jüngere Schüler zusammenzogen und ihnen sagten, sie müssten jetzt tanzen. Seltsamerweise hatten sie sogar genug Autorität, und es funktionierte. 

Mich zogen sie also mit einem Mädchen zusammen, das aus einer der zweiten Klassen war. Sehr ähnlich wie bei der ersten Anekdote schaute ich eigentlich nur auf meine Füße, während dem wir "tanzten" (eigentlich hatten wir ja beide keine Ahnung davon, wie auch alle anderen), und als das Lied vorüber war, gingen wir stumm auseinander. 

War das etwa auch noch dasselbe Mädchen? Möglich wäre es, wenn auch unwahrscheinlich, denn dann hätte ich sie wahrscheinlich besser in Erinnerung behalten, es war ja aber zumindest bei der zweiten Begebenheit auch dunkel - Wer weiß?


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