Believer

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Seeing the beauty through the pain~

Jungkook

Ich weiss nicht, wie viele Schmerzmittel man mir gegeben hat, aber es müssen wohl doch noch zu wenige gewesen sein, denn ich kann immer noch ein schmerzhaftes Ziehen an meinen beiden Handgelenken spüren, wo sich die beiden Schnitte befinden.

Allerdings befasse ich mich nicht wirklich mit dem Schmerz, sondern kämpfe gegen die Erschöpfung an. Ich bin gerade erst aufgewacht, trotzdem fühle ich mich so müde, als hätte ich tagelang kein Auge zugetan. Aber ich will nicht schon wieder schlafen. Allerdings klappen meine Augen immer wieder wie von alleine zu.

Na ja, bis schliesslich die Tür des Raumes mit einem lauten Knall gegen die Wand stösst. Verwirrt blinzle ich und sehe in die Richtung, aus der das Geräusch kam, nur um Tae in der Tür stehen zu sehen. "Jungkook?", fragt er leise, was mir ein müdes Lächeln entlockt. "Du trittst mit einem so lauten Knall ein, nur um dann so leise meinen Namen zu sagen?", erwidere ich halblaut.

"Du Mistkerl!", ruft er kaum habe ich gesprochen, durchquert den Raum und lässt sich neben meinem Bett auf den Stuhl fallen, "Wie konntest du?!", fragt er und nimmt dazu meine Hand in seine, "Wie konntest du das tun?! Was hast du dir dabei gedacht? Hast du überhaupt darüber nachgedacht?!"

Ich sehe ihn an, erkenne die Tränen in seinen Augen und sehe auch, dass er sich auf die Unterlippe beisst um sie wohl zurückzuhalten. "Nicht", nuschle ich leise, hebe meine andere Hand und befreie seine Unterlippe von seinen Zähnen. Kaum habe ich das getan, schluchzt der Ältere auf und lässt seinen Kopf neben meinen Oberkörper auf das Bett fallen. "Weisst du, was du mir angetan hättest, wenn du gestorben wärst?", wimmert er, "Verdammt, ich hätte mich gleich mit dir umgebracht!"

Seine Schultern beben und mit einem Mal verspüre ich unglaubliches Mitleid. Ich habe nicht an ihn gedacht, nein. Ich wollte einfach nur, dass dieser Druck von mir verschwindet, dass diese Quälerei endlich aufhört und das erschien mir als er einfachste Weg, um es schnellstmöglich loszuwerden. "Du bringst dich nicht wegen mir um", antworte ich leise und streiche durch seine weichen Haare, als Taehyung den Kopf schon wieder hebt und mich ungläubig anschaut.

"Ach nein?!", hakt er beinahe wütend nach, "Es ist mir egal, wie toll mein Leben zu sein scheint, ohne dich ist es das nämlich nicht mehr, verstehst du das?! Ohne dich ist es nur noch ein trauriger Schatten seiner selbst, also fordere mich nicht heraus, denn das werde ich tun! Wenn wir schon unbedingt Romeo und Julia spielen wollen, sterben wir auch gleichzeitig."

Ein Lächeln findet sich auf meinen Lippen wieder, was bei ihm offensichtlich Verwirrung auslöst. Ich streiche die Tränen auf seiner Wange weg und flüstere: "Hast du das Buch je zu Ende gelesen? Die sind nicht gleichzeitig gestorben. Sie waren zwar zusammen, aber erst starb Romeo und dann Julia."

"Dann liegt es sowieso an mir, zuerst den Löffel abzugeben und jetzt halt einfach deine Klappe", beschwert er sich mit erstickter Stimme und lässt seinen Kopf wieder auf die Matratze fallen, um weiter zu weinen. "Es tut mir leid", murmle ich leise.

"Entschuldige dich nicht", erwidert er heiser und drückt meine Hand fester, ehe er sie loslässt und mit den Fingerspitzen über den weissen Verband an meinem Handgelenk streicht, "Versprich mir nur, dass du nie wieder auch nur daran denkst, dich umzubringen. Bitte."

"Versprochen", murmle ich müde und streiche abermals durch seine Haare, "Ich liebe dich, Tae."

"Ich dich auch und deshalb kann ich den Gedanken, dich zu verlieren, nicht ertragen", antwortet er hörbar erschöpft. Die letzten Stunden scheinen ihm wirklich alles abverlangt zu haben und das tut mir ehrlich leid. Er sollte nicht so leiden, bloss wegen mir. "Ach übrigens", fügt er plötzlich hinzu und schaut auf. Fragend erwidere ich seinen Blick und lege den Kopf leicht schief. "Was?", möchte ich wissen.

Ein schiefes Grinsen findet auf seinen Lippen Platz, als er halblaut erklärt, so als wäre es ihm peinlich: "Ich hab mich als dein Verlobter ausgegeben. Ich hoffe, das stört dich nicht allzu sehr."

Seine Worte lassen mich leicht lachen und ich seufze zufrieden, während ich nach seiner Hand taste und sie gleich darauf auch wieder umschliesse. "Dann will ich aber einen Ring", flüstere ich leise. Diese Worte scheinen ihn sehr zu amüsieren, denn er beginnt leicht zu lachen und nickt. "Natürlich", erwidert er dazu, "Du kriegst einen Ring, versprochen." Der Dunkelhaarige lehnt sich zu mir und ich komme ihm etwas entgegen, platziere die zweite Hand an seinem Nacken und spüre in der nächsten Sekunde bereits seine Lippen auf meinen.

Allein die Vorstellung, sie nie wieder küssen zu können, wenn ich tatsächlich tot wäre, lässt mich fast erschaudern. Obwohl ich vor Stunden nur noch sterben wollte, bin ich jetzt froh, nicht tot zu sein. Immerhin hätte ich etwas wunderschönes verloren und das würde ich zutiefst bereuen. Einige Sekunden verharren wir so, ich atme seinen Geruch ein und geniesse das schöne Gefühl, bis er sich von mir löst und mir in die Augen sieht.

Das Lächeln, welches zuvor sein Gesicht geschmückt hat, ist nun verschwunden und ich erkenne wieder diese unendliche Traurigkeit in seinen Augen. Seine zweite Hand umfasst mein eingebundenes Handgelenk und er hebt meinen Arm so etwas an. "Hast du Schmerzen?", fragt er leise, sieht dabei aber nicht mehr zu mir, sondern auf meinen Arm hinunter. "Ein wenig", antworte ich ungenau.

Fragend sehe ich zu, wie er meinen Arm zu seinem Mund führt und einen kaum spürbaren, sanften Kuss auf den Verband haucht. Er verharrt so und wispert leise gegen den Stoff: "Alleine die Vorstellung davon, wie du das getan hast..."

Ich sehe hinunter auf die weisse Decke unter der ich liege. "Widert es dich an?", will ich unsicher wissen und balle die andere Hand zur Faust. "Wie bitte?", hakt Taehyung nun ungläubig nach. Er bettet meinen Arm zurück auf das Bett und hebt danach mein Kinn an, sodass ich ihn ansehen muss und er auch die Tränen in meinen Augen erkennen kann.

"Das widert mich nicht an", flüstert er, "Vielmehr bricht es mir das Herz."

"Tut mir leid", antworte ich ein weiteres Mal. Er schüttelt den Kopf. "Ich sagte, du sollst dich nicht entschuldigen, es gibt nur jemanden, den ich dafür verantwortlich mache und du bist es ganz bestimmt nicht." Mit diesen Worten zieht er mich in in einen weiteren Kuss, den ich ihn vollen Zügen geniesse und auskoste.

Forbidden [Vkook]Where stories live. Discover now