Epilog - Two! Three!

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It's okay, come on, when I say one two three forget it, erase all sad memories, hold my hand and smile~

Zwei Jahre später

Jungkook

Eilig stopfe ich achtlos ein Buch in meinen Rucksack, ohne genau zu sehen, welches es überhaupt ist. Es wird schon irgendeines sein, dass mir gefällt, sonst wäre es lange nicht mehr in der riesigen Sammlung von Romanen sein.

Ich hoffe bloss, dass ich es nicht schon fünf Mal gelesen habe, aber jetzt eines rauszusuchen dauert zu lange und ich habe ohnehin nicht mehr viel Zeit. In Gedanken gehe ich noch einmal alles durch, was ich in meinem Rucksack haben wollte und was ich in den Koffer gestopft habe. 

Allerdings höre ich in dem Moment Mum von unten rufen: "Jungkook! Wie lange willst du ihn noch warten lassen?"

"Gar nicht mehr!", erwidere ich laut, schnappe mir die Baseball Cap, welche auf dem Bett liegt. Als nächstes schultere ich auf einer Seite den Rucksack, dann nehme ich den Koffer und ziehe ihn hinter mir her aus dem Zimmer. Mum ist wohl schon bei der Tür, denn sehen kann ich sie nicht, als ich mit lautem Gepolter die Treppe hinunter laufe, was der Koffer verursacht, den ich nicht trage, sondern weiterhin ziehe.

Ich hatte Recht; Mum steht bei der Haustür und wartet. "Passt auf euch auf", verlangt sie, während ich mir meine Turnschuhe anziehe. "Machen wir Mum", erwidere ich, richte mich wieder auf und lächle ihr zu, "Ich bring dir was mit!"

"Du weisst doch nicht mal, wohin es geht", lacht sie los. Augenverdrehend, dennoch mit einem Lächeln ziehe ich sie in meine Arme. "Hab dich lieb", murmle ich leise. 

"Seid ihr dann soweit?"

Ich unterdrücke ein weiteres Augenverdrehen, aber das Lächeln vergrössert sich, während meine Mutter sich aus der Umarmung löst. "Geh schon, bevor er allein losfährt", weist sie mich belustigt an. "Wir wissen alle, dass er das niemals könnte. Er braucht mich", grinse ich breit, drücke ihr einen letzten Kuss auf die Wange und schenke Taehyung dann zum ersten Mal heute einen Blick. Der Ältere steht an einen mir verdammt bekannten Range Rover angelehnt, die Hände in die Hosentaschen vergraben und sieht mich mit schief gelegtem Kopf an. 

"Hetz doch nicht so", rufe ich amüsiert, hebe den Koffer diesmal tatsächlich hoch und trage ihn die Stufen runter, zu Tae.

"Doch, ich musste zwei Jahre darauf warten", erwidert er mit einem schiefen Grinsen und kaum habe ich den Koffer und Rucksack abgestellt, legt er seine Hände an meine Hüfte und zieht mich an sich heran. Ich schlinge die Arme um seinen Nacken und seufze. "Aber das Warten war es doch wert, oder nicht?", frage ich. Er nickt. Tae hat Recht, warten mussten wir beide lange. Erst war der Prozess mit meinem Vater, nachdem Mum ihn angezeigt hat, wofür man ihm dann vier Jahre Knast gegeben hat. Danach kam meine Therapie, die der Arzt im Krankenhaus mir ans Herz gelegt hat, nach dem Selbstmordversuch, um alles aufzuarbeiten und die ich nicht einfach sausen lassen konnte. Ausserdem war ich bis letzte Woche auch noch nicht Volljährig.

Aber jetzt sind die zwei Jahre vorbei und als ich Tae gesagt habe, er soll an meiner Stelle ein Reiseziel suchen, hat er das auch mit Freuden getan, mir aber nichts verraten.

"Wohin gehen wir?", will ich neugierig wissen, was ihm ein Lächeln auf die Lippen zaubert. "Rate", fordert er mich nur auf. Damit schiebt er mich ein wenig von sich uns hebt meinen Koffer und den Rucksack auf. Den Koffer verstaut er im Kofferraum des Range Rovers, den Rucksack platziert er auf der Rückbank.

"New York?", rate ich also und höre sein beinahe hinterhältig klingendes Lachen. "Nein", antwortet er, während er die Autotür wieder schliesst und zu mir zurückkehrt.

"L.A?", versuche ich es nochmals. Taehyung schüttelt den Kopf und zieht mich ein weiteres Mal an sich. "Ist es überhaupt Amerika?"

"Das hättest du wohl gern", spottet der Ältere nur, bevor er zwei Karten aus der Tasche zieht und sie mir präsentiert. Als ich genauer hinsehe, erkenne ich Flugtickets nach Tokyo. "Japan?!", hake ich begeistert nach und blicke wieder in Taes Gesicht. Der Ältere lacht amüsiert und nickt abermals.

Glücklich vergrabe ich meine Finger in seinen Haaren, woraufhin er selbst seine freie Hand an meine Wange legt. Ich spüre das kalte Metall seines Ringes, kümmere mich erst jedoch nicht darum, sondern ziehe ihn für einen Kuss an mich heran.

Ich geniesse das Gefühl seiner Lippen, die gegen meine gedrückt sind, denn in den letzten Tagen hatten wir keine Zeit uns zu sehen. Umso mehr koste ich diesen Moment hier aus.

Als wir uns schliesslich voneinander lösen, ergreife ich doch noch seine Hand von meiner Wange und mustere den silbernen Ring, den er trägt mit einem breiten Lächeln.

"Du hast ihn doch schon tausend Mal gesehen", lacht Tae leise, doch ich zucke nur mit den Schultern. "Ich finde ihn nun mal schön."

Wieder erklingt sein Lachen, er entzieht mir seine Hand und ergreift dafür meine eigene, die er mir vor die Augen hält. "Wenn du ihn so anstarren willst, hast du an deinem Finger genau denselben", grinst er, "Gib's zu, es geht dir nicht um den Ring, es ist seine Bedeutung."

Ich lache verspielt und senke verlegen den Blick, denn Taehyung hat durchaus Recht. Alleine der Gedanke, dass das einfache Schmuckstück symbolisiert, dass dieser Mann vor mir, mein Verlobter ist, versetzt mich in Aufregung und macht mich gleichzeitig unglaublich glücklich. Ich habe die Ring-Sache mehr als Witz gemeint, aber bloss ein paar Tage nach meinem Krankenhaus Aufenthalt, hat er ihn mir mit einem Zwinkern an den Finger gesteckt.

"Jimin hat schon gefragt, woher ich den wieder habe. Er fand ihn schön, aber als ich ihm sagte, den kann er nicht auch kaufen, war er erst ziemlich beleidigt", schmunzelt der Ältere und sieht dreht den Ring an meinem Finger. "Lass mich raten: Er wollte wissen wieso, du hast es ihm erzählt und jetzt weiss dein ganzer Freundeskreis, dass du verlobt bist", sage ich belustigt und lege meine Hände auf seinen Schultern ab.

Tae aber schürzt die Lippen und erwidert dann grinsend: "Ich sagte nur, dass es den Ring nur zwei Mal gibt - einen für mich und den anderen trägst du. Den Rest hat er sich selbst zusammengereimt und ja, es wissen nun alle meine Freunde und Jimin hat bereits alle Länder herausgesucht, in denen eine Heirat zwischen Homosexuellen erlaubt ist", zählt er gespielt lässig auf.

"Oh Gott", stöhne ich lachend auf, "Jimin ist echt ein Fall für sich."

"Na ja", zuckt er mit den Schultern, "Wenn's nach dem Zwerg ginge, ist die ganze Hochzeit schon geplant und danach gibt's eine riesen Party."

"Wie gut, dass es nicht nach Jimin geht", bemerke ich trocken, was Taehyungs Grinsen einen Tick breiter werden lässt.

"Meiner Meinung nach, können wir uns in Tokyo ein Flugticket nach Vegas holen und dort heimlich heiraten", erwidert der Ältere.

"Der Plan ist gut - aber wenn dein bester Freund nicht dabei ist und Trauzeuge spielen kann, wird er dir das wohl nie verzeiehen."

Tae seufzt und aus dem Grinsen wird ein sanftmütiges Lächeln, mit dem er mir einen kurzen Kuss aufdrückt.
"Aber lass uns wann anders darüber nachdenken", füge ich hinzu, "Mir ist alles Recht, wir müssen auch gar nie heiraten, es zählt auch nur der Gedanke und die Verlobung, solange du glücklich bist. Jetzt will ich erstmal Japan sehen - mit der Person, die ich von Herzen liebe."

"Na dann", lächelt er und hält mir eine freie Hand hin, die ich zaghaft ergreife, "Eins, zwei, drei, vergiss es, lösche all die traurigen Erinnerungen, nimm meine Hand und lächle für mich~"

Forbidden [Vkook]Where stories live. Discover now