City of angels

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Then there's me, I'm seventeen and looking for a fight~

Jungkook

"Willst du auch einen Schluck?", fragt mich Hobi und hält mir die braune Tüte hin, in der sich die Flasche Wein befindet. Unsicher mustere ich das Ding und sehe dann in Hoseok ermutigendes Gesicht. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich noch nie Alkohol und ich wollte eigentlich auch nie probieren, aber jetzt, wo sich mir die Gelegenheit bietet, juckt es mich in den Fingern.

Inzwischen ist es nach zwölf und jeder ausser uns hat den Strand verlassen. Ich hab Mum geschrieben, dass es später werden könnte, geantwortet hat sie zwar nicht, doch es kümmert mich im Moment nicht.

Neugierig strecke ich die Hände nach der Tüte in Hobis Fingern aus und will sie ihm gerade abnehmen, als die schneidende Stimme, hinter mir erklingt, die ich nur allzu gut kenne: "Jungkook!"

Ich zucke zusammen und erstarre dann. Mit einem Mal ist es Totenstill, bis ich langsam die Arme sinken lasse und mich zu meinem Vater umdrehe, der mit verschränkten Armen einige Meter von uns entfernt steht und mich wütend mustert. Ich räuspere mich. "Ja?", mache ich nur unsicher, woraufhin er schnaubt. "Mitkommen", ordnet er an, "Wir fahren nach Hause."

Selbst wenn ich gerade liebend gerne den Mund öffnen und widersprechen will, ist mir klar, dass ich ihn jetzt nicht provozieren sollte, also nicke ich ergeben und stehe auf. "Danke für den Abend", murmle ich leise und hebe zum Abschied die Hand. Ich erhalte ein leises Gemurmel von Abschied, lasse meinen Blick jedoch nicht noch einmal durch die Gruppe wandern. Stattdessen nehme ich meine Sachen in die Hand und laufe dann mit gesenktem Kopf zu meinem Vater, der sich umdreht, kaum stehe ich vor ihm, und sich daran macht, mit mir den Strand zu verlassen.

Er spricht kein Wort mit mir, doch das muss er auch gar nicht, um mir klar zu machen, dass er wütend auf mich ist. Immerhin scheint er Taehyung nicht entdeckt zu haben, sonst hätte ich jetzt noch ein grösseres Problem, als nur seiner Meinung nach zu lange weggeblieben zu sein und überhaupt am Strand gewesen zu sein.

Er ist mit dem Auto her gefahren und auch während der Fahrt spricht keiner von uns ein Wort. Ich spiele bloss nervös mit meinen Händen und halte den Kopf gesenkt, bis wir schliesslich Zuhause halten und aussteigen. "Auf dein Zimmer", sagt Vater nun bloss, woraufhin ich endlich den Kopf hebe und ihn anschaue. "Vater", fange ich schon an, als er den Blick erwidert.

Ich schrecke zurück vor der Kälte in seinen Augen, genauso wie der altbekannten Enttäuschung, die sie ausstrahlen. Anstatt die Angelegenheit irgendwie angenehmer zu machen, lasse ich es lieber sein, senke wieder den Kopf und eile die Stufen hoch, ins Haus. Ich höre, wie Mums Schritte in Richtung Eingangsflur kommen, doch kaum sehe ich sie und öffnet sie den Mund, quetsche ich mich auch schon hastig an ihr vorbei und stürme die Stufen hoch, in den ersten Stock.

Was habe ich überhaupt getan? Ich war doch nur mit Freunden draussen. Na gut, vielleicht Verhältnismässig etwas spät, aber es ist nicht einmal ein Uhr! Wir haben doch nichts Schlimmes angestellt, wir sind lediglich um ein Lagerfeuer herum gesessen und hatten Spass.

Oben, in meinem Zimmer angekommen, schlage ich frustriert die Tür zu und schliesse ab, bevor ich mich aufs Bett setze und die Tasche mit meinen Sachen in die Mitte des Raumes werfe.

Die Welt ist ungerecht.

Seufzend lasse ich mich mit meinem Rücken auf die Matratze fallen und starre die dunkle Decke über mir an.

Ich durfte von der Freiheit kosten, nur um wieder eingesperrt zu werden? 

Ich weiss nicht, wie lange ich betrübt einfach nur die Decke angeschaut habe, als ich plötzlich ein sachtes Klopfen vom Fenster aus hören kann. Verwirrt setze ich mich auf und mustere die dunkle Gestalt auf dem Vordach, bis ich sie als Taehyung identifizieren kann, aufstehe und das Fenster öffne. Der Dunkelhaarige sieht mich mit schief gelegtem Kopf an und meint, ohne mich zu begrüssen: "Du lässt dir viel zu viel gefallen. Dein Vater hat völlig überreagiert und du lässt es dir einfach gefallen."

"Dir auch einen schönen Abend", zische ich spitz, woraufhin er leise lacht und mich hinaus aufs Dach winkt. "Ich will dir was zeigen", meint er geheimnisvoll und dreht mir den Rücken zu, bevor er elegant ein paar Schritte vom Fenster weg macht. 

Unsicher sehe ich zu, wie er sich hinsetzt und dann den Kopf in den Nacken legt, um in den Himmel zu sehen. Da ich sowieso viel zu neugierig bin, überwinde ich meine Sorgen, vom Dach fallen zu können und klettere über das Fenstersims hinweg auf das Vordach unserer Veranda. Etwas schwankend versuche ich mein Gleichgewicht wiederherzustellen, bevor ich langsam die Steigung hinab laufe und mich dann erleichtert neben den Älteren lege.

Genau wie er, richte ich meinen Blick gen Himmel und was ich sehe, verschlägt mir beinahe den Atem. Es ist ein Meer aus Sternen. Der pechschwarze Himmel ist benetzt von Tausenden, nein Millionen kleinen, funkelnden Punkten, die allesamt beinahe um die Wette scheinen. Sogar der Sichelförmige Mond verblasst neben diesem faszinierenden, wunderschönen Bild.

"Ich liebe es", murmelt Taehyung leise, woraufhin ich meinen Blick widerwillig vom Himmel löse und ihm zurichte. Er streckt die Hand zu den Sternen aus und greift in die Luft, als wollte er sich einen der funkelnden Punkte schnappen. "Der Nachthimmel ist eines der faszinierendsten Dinge, die ich kenne", fügt er leise hinzu.

Ich nicke und sehe ebenfalls wieder hinauf, zu den Sternen. Ich verstehe auch warum. Etwas schöneres habe ich kaum je gesehen, als das hier gerade. "Bei Tag ist der Himmel für mich nichts sonderlich spezielles", erzählt er leise, "Blau, bewölkt, die Sonne blendet dich - doch nachts..." Ein Seufzen verlässt seinen Mund.

"Nachts ist alles still, nachts sieht man hinauf, erkennt tausende Lichter, die auf dich hinab scheinen, wie Laternen, Sternschnuppen - der Nachthimmel ist voller kleiner, schöner Überraschungen."

Wieder nicke ich. "Wenn ich nach da oben sehe", flüstert er nun, "erkenne ich sogar eine ganze, verdammte Stadt. Eine ganze Welt, völlig anders, als unsere. Friedlich, ruhe und voller Schönheit, nicht wie die hier unten."

"Eine Stadt?", wiederhole ich leise und kneife die Augen zusammen, "Was für eine Stadt denn?" 

Ein kleines, leises, warmes Lachen ist von Taehyungs Seite aus zu hören, ehe er wispert: "Die Stadt der Engel."

Forbidden [Vkook]Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum