100. Anhörung (1/2)

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Anhörung

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„HÖRT AUF!", schepperte es durch den Turm, sodass Draco kerzengerade saß. Den Zauberstab sofort bei der Hand, sah er sich getrieben um. Doch es war niemand bei ihm, der ihm an die Kehle wollte. Wenig später realisierte er, dass er gar nicht selbst geschrien hatte.

„Merlin, das darf doch nicht wahr sein!", fluchte er, als die einzelnen Strippen in seinem Hirn zusammenliefen. Kurz darauf verschwand er im Schlafzimmer der Gryffindor, die ebenfalls im Bett saß und sich schmerzlich den Kopf hielt. Ihr Top war verschwitzt, sowie ihr Gesicht, auf dem ein paar frische Tränen schimmerten.

„Hermione?", rief er die Hexe leise, die fertig zu ihm sah, als er etwas Licht machte.

„Hab ich dich schon wieder geweckt?" „Schon okay", meinte er und trat zu ihr. Er nahm auf dem Rand des Bettes Platz und zog sie tröstend in die Arme.

„Warum hört das nicht auf?", murmelte sie bitter und kuschelte sich stärker an ihn.

„Der Krieg?", vermutete er. Sie schwieg einen Moment, ehe sie dünn „Auch" wisperte, worauf er bitter auf sie sah.

„Es tut mir so leid, dass ich nicht früher -" „Nicht! Bitte sag's nicht", schniefte sie und verdrückte eine Träne.

„Willst du eine heiße Schokolade? Beruhigt die Nerven", lächelte er. Sie nickte knapp und verschwand mit ihm ins Wohnzimmer. Dort verbannte er sie erstmal auf die Couch, auf der Crookshanks hockte und sich genüsslich streckte. Anschließend schlenderte er zu seinem Frauchen und rollte sich stattdessen auf ihrem Schoß zusammen.

Kaum dass der Kater lag, streichelte und kraulte sie ihn. Das war äußerst beruhigend, genauso sein Schnurren. Kurz darauf kam Draco mit zwei großen Bechern zurück. Ihrer zierte noch ein dickes Sahnehäubchen. Sie schmunzelte und nahm ihm das Getränk ab.

„Danke." „Willst du vielleicht reden?", fragte er behutsam. Sie schwieg eine Weile und nippte dabei an ihrer Schokolade, was durch das Sahnehäubchen nicht ganz ungefährlich war.

„Nein", wisperte sie schließlich, sodass eine leicht angespannte Stille unter ihnen einkehrte. Dabei musterte sie ihn eine Zeit lang nachdenklich.

„Wie machst du es?", fragte sie unverhofft.

„Was?" „Du hast doch auch Albträume. Zumindest hattest du sie bis vor kurzem noch. Kannst du sie... Ich weiß nicht... Durch die Okklumentik aussperren?" „Ich sollte es können, aber ich kann es auch nicht. Nicht mehr. Es ist inzwischen einfach zu viel, als das ich alles wegpacken und verschließen kann." „Dann lassen sie dich auch nicht los", schlussfolgerte sie vorsichtig. Er schüttelte kaum merklich mit dem Kopf.

„Nein. Und ich will nicht wissen, wie heftig sie wären, hätte ich die Tränke nicht." „Von Daniel?" „Hm. Ich soll sie eigentlich nicht ständig nehmen, nur könnte ich ohne überhaupt nicht mehr schlafen. Wahrscheinlich würde ich dich dann aus dem Schlaf brüllen", scherzte er schwach, worauf sie betreten auf ihre Finger sah, die in Crookshanks' Fell verschwanden.

„Könntest du... Könntest du mir vielleicht ein, zwei Phiolen geben?", hörte sie sich schließlich fragen, den Blick weiter auf ihren Kater gerichtet.

„Nein" meinte er, was sie ein wenig bekümmerte.

„Die Tränke sind wahnsinnig stark, deswegen soll ich sie nur in Extremfällen nehmen. Ich weiß nicht, wie sie auf dich wirken. Es ist besser, du lässt dir von Charlie erstmal etwas Mildes geben, falls das so bleibt. Eine Dauerlösung sollte das dennoch nicht sein, wobei..." „Was?", sah sie auf.

Was im Verborgenen liegt (1/?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt